Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Schalkhaftes Liebesgespräch. Pflückt' ein Sträußchen von der Erde, Gab es neben mir, der Theuren, Fragte sie, bei Erd' und Himmel, Ob sie mich allein auch liebe? "Schwör' es Dir bei Erd' und Himmel, Keinen, außer Dich nur, lieb' ich; Doch von heute an auch Dich nicht! Zeiht man Dich doch dreier Mängel! Sey, sagt man, Dein erst' Gebrechen, Daß Du klein, und allzu klein bist. Sey, sagt man, Dein zweit' Gebrechen, Daß Du dünn, und allzu dünn bist. Sey, sagt man, dein dritt' Gebrechen, Daß Du bleich, und allzu bleich bist." -- "Wenn ich klein, und allzu klein bin, Bin dem Pferd' ich desto leichter; Wenn ich dünn, und allzu dünn bin, Ist's, weil ich aus edlem Hause; Wenn ich bleich, und allzu bleich bin, Ist es, weil ich ein Gelehrter." Schalkhaftes Liebesgespräch. Pflückt' ein Sträußchen von der Erde, Gab es neben mir, der Theuren, Fragte sie, bei Erd' und Himmel, Ob sie mich allein auch liebe? „Schwör' es Dir bei Erd' und Himmel, Keinen, außer Dich nur, lieb' ich; Doch von heute an auch Dich nicht! Zeiht man Dich doch dreier Mängel! Sey, sagt man, Dein erst' Gebrechen, Daß Du klein, und allzu klein bist. Sey, sagt man, Dein zweit' Gebrechen, Daß Du dünn, und allzu dünn bist. Sey, sagt man, dein dritt' Gebrechen, Daß Du bleich, und allzu bleich bist.“ — „Wenn ich klein, und allzu klein bin, Bin dem Pferd' ich desto leichter; Wenn ich dünn, und allzu dünn bin, Ist's, weil ich aus edlem Hause; Wenn ich bleich, und allzu bleich bin, Ist es, weil ich ein Gelehrter.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="31"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Schalkhaftes Liebesgespräch</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">P</hi>flückt' ein Sträußchen von der Erde,</l><lb/> <l>Gab es neben mir, der Theuren,</l><lb/> <l>Fragte sie, bei Erd' und Himmel,</l><lb/> <l>Ob sie mich allein auch liebe?</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Schwör' es Dir bei Erd' und Himmel,</l><lb/> <l>Keinen, außer Dich nur, lieb' ich;</l><lb/> <l>Doch von heute an auch Dich nicht!</l><lb/> <l>Zeiht man Dich doch dreier Mängel!</l><lb/> <l>Sey, sagt man, Dein erst' Gebrechen,</l><lb/> <l>Daß Du klein, und allzu klein bist.</l><lb/> <l>Sey, sagt man, Dein zweit' Gebrechen,</l><lb/> <l>Daß Du dünn, und allzu dünn bist.</l><lb/> <l>Sey, sagt man, dein dritt' Gebrechen,</l><lb/> <l>Daß Du bleich, und allzu bleich bist.“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Wenn ich klein, und allzu klein bin,</l><lb/> <l>Bin dem Pferd' ich desto leichter;</l><lb/> <l>Wenn ich dünn, und allzu dünn bin,</l><lb/> <l>Ist's, weil ich aus edlem Hause;</l><lb/> <l>Wenn ich bleich, und allzu bleich bin,</l><lb/> <l>Ist es, weil ich ein Gelehrter.“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [31/0097]
Schalkhaftes Liebesgespräch.
Pflückt' ein Sträußchen von der Erde,
Gab es neben mir, der Theuren,
Fragte sie, bei Erd' und Himmel,
Ob sie mich allein auch liebe?
„Schwör' es Dir bei Erd' und Himmel,
Keinen, außer Dich nur, lieb' ich;
Doch von heute an auch Dich nicht!
Zeiht man Dich doch dreier Mängel!
Sey, sagt man, Dein erst' Gebrechen,
Daß Du klein, und allzu klein bist.
Sey, sagt man, Dein zweit' Gebrechen,
Daß Du dünn, und allzu dünn bist.
Sey, sagt man, dein dritt' Gebrechen,
Daß Du bleich, und allzu bleich bist.“ —
„Wenn ich klein, und allzu klein bin,
Bin dem Pferd' ich desto leichter;
Wenn ich dünn, und allzu dünn bin,
Ist's, weil ich aus edlem Hause;
Wenn ich bleich, und allzu bleich bin,
Ist es, weil ich ein Gelehrter.“
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