bewegten Wellen eines Meeres unendlich vervielfältigte.
Seine Mutter schickte eben herüber, um ihn zu holen, und der Hausfrau des Ritters vorzustellen. Die Ritter waren in ihr Gelag und ihre Vorstellungen des bevorstehenden Zuges vertieft, und bemerkten nicht, daß Heinrich sich entfernte. Er fand seine Mut¬ ter in traulichem Gespräch mit der alten, gutmüthigen Frau des Schlosses, die ihn freundlich bewillkommte. Der Abend war heiter; die Sonne begann sich zu neigen, und Heinrich, der sich nach Einsamkeit sehn¬ te, und von der goldenen Ferne gelockt wur¬ de, die durch die engen, tiefen Bogenfenster in das düstre Gemach hineintrat, erhielt leicht die Erlaubniß, sich außerhalb des Schlosses besehen zu dürfen. Er eilte ins Freye, sein ganzes Gemüth war rege, er sah von der Höhe des alten Felsen zunächst in
bewegten Wellen eines Meeres unendlich vervielfältigte.
Seine Mutter ſchickte eben herüber, um ihn zu holen, und der Hausfrau des Ritters vorzuſtellen. Die Ritter waren in ihr Gelag und ihre Vorſtellungen des bevorſtehenden Zuges vertieft, und bemerkten nicht, daß Heinrich ſich entfernte. Er fand ſeine Mut¬ ter in traulichem Geſpräch mit der alten, gutmüthigen Frau des Schloſſes, die ihn freundlich bewillkommte. Der Abend war heiter; die Sonne begann ſich zu neigen, und Heinrich, der ſich nach Einſamkeit ſehn¬ te, und von der goldenen Ferne gelockt wur¬ de, die durch die engen, tiefen Bogenfenſter in das düſtre Gemach hineintrat, erhielt leicht die Erlaubniß, ſich außerhalb des Schloſſes beſehen zu dürfen. Er eilte ins Freye, ſein ganzes Gemüth war rege, er ſah von der Höhe des alten Felſen zunächſt in
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bewegten Wellen eines Meeres unendlich
vervielfältigte.
Seine Mutter ſchickte eben herüber, um
ihn zu holen, und der Hausfrau des Ritters
vorzuſtellen. Die Ritter waren in ihr Gelag
und ihre Vorſtellungen des bevorſtehenden
Zuges vertieft, und bemerkten nicht, daß
Heinrich ſich entfernte. Er fand ſeine Mut¬
ter in traulichem Geſpräch mit der alten,
gutmüthigen Frau des Schloſſes, die ihn
freundlich bewillkommte. Der Abend war
heiter; die Sonne begann ſich zu neigen,
und Heinrich, der ſich nach Einſamkeit ſehn¬
te, und von der goldenen Ferne gelockt wur¬
de, die durch die engen, tiefen Bogenfenſter
in das düſtre Gemach hineintrat, erhielt
leicht die Erlaubniß, ſich außerhalb des
Schloſſes beſehen zu dürfen. Er eilte ins
Freye, ſein ganzes Gemüth war rege, er ſah
von der Höhe des alten Felſen zunächſt in
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/122>, abgerufen am 04.12.2024.
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