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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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sen. Es wurden lange Kienspäne zu Fackeln
zusammengeholt; ein Theil der Gesellschaft
versah sich noch zum Überfluß mit Leitern,
Stangen, Stricken und allerhand Vertheidi¬
gungswerkzeugen, und so begann endlich die
Wallfahrt nach den nahen Hügeln. Der Al¬
te ging mit Heinrich und den Kaufleuten vor¬
an. Jener Bauer hatte seinen wißbegierigen
Sohn herbeygeholt, der voller Freude sich ei¬
ner Fackel bemächtigte, und den Weg zu den
Höhlen zeigte. Der Abend war heiter und
warm. Der Mond stand in mildem Glanze
über den Hügeln, und ließ wunderliche Träu¬
me in allen Kreaturen aufsteigen. Selbst
wie ein Traum der Sonne, lag er über der
in sich gekehrten Traumwelt, und führte die
in unzählige Grenzen getheilte Natur in jene
fabelhafte Urzeit zurück, wo jeder Keim noch
für sich schlummerte, und einsam und unbe¬
rührt sich vergeblich sehnte, die dunkle Fülle

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ſen. Es wurden lange Kienſpäne zu Fackeln
zuſammengeholt; ein Theil der Geſellſchaft
verſah ſich noch zum Überfluß mit Leitern,
Stangen, Stricken und allerhand Vertheidi¬
gungswerkzeugen, und ſo begann endlich die
Wallfahrt nach den nahen Hügeln. Der Al¬
te ging mit Heinrich und den Kaufleuten vor¬
an. Jener Bauer hatte ſeinen wißbegierigen
Sohn herbeygeholt, der voller Freude ſich ei¬
ner Fackel bemächtigte, und den Weg zu den
Höhlen zeigte. Der Abend war heiter und
warm. Der Mond ſtand in mildem Glanze
über den Hügeln, und ließ wunderliche Träu¬
me in allen Kreaturen aufſteigen. Selbſt
wie ein Traum der Sonne, lag er über der
in ſich gekehrten Traumwelt, und führte die
in unzählige Grenzen getheilte Natur in jene
fabelhafte Urzeit zurück, wo jeder Keim noch
für ſich ſchlummerte, und einſam und unbe¬
rührt ſich vergeblich ſehnte, die dunkle Fülle

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[161/0169] ſen. Es wurden lange Kienſpäne zu Fackeln zuſammengeholt; ein Theil der Geſellſchaft verſah ſich noch zum Überfluß mit Leitern, Stangen, Stricken und allerhand Vertheidi¬ gungswerkzeugen, und ſo begann endlich die Wallfahrt nach den nahen Hügeln. Der Al¬ te ging mit Heinrich und den Kaufleuten vor¬ an. Jener Bauer hatte ſeinen wißbegierigen Sohn herbeygeholt, der voller Freude ſich ei¬ ner Fackel bemächtigte, und den Weg zu den Höhlen zeigte. Der Abend war heiter und warm. Der Mond ſtand in mildem Glanze über den Hügeln, und ließ wunderliche Träu¬ me in allen Kreaturen aufſteigen. Selbſt wie ein Traum der Sonne, lag er über der in ſich gekehrten Traumwelt, und führte die in unzählige Grenzen getheilte Natur in jene fabelhafte Urzeit zurück, wo jeder Keim noch für ſich ſchlummerte, und einſam und unbe¬ rührt ſich vergeblich ſehnte, die dunkle Fülle L

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/169>, abgerufen am 21.11.2024.