Er traute kaum seinen Sinnen, als er bald auf einem Bilde die Höhle, den Einsiedler, und den Alten neben sich entdeckte. Allmäh¬ lich fand er auf den andern Bildern die Morgenländerinn, seine Eltern, den Landgra¬ fen und die Landgräfinn von Thüringen, sei¬ nen Freund den Hofkaplan, und manche An¬ dere seiner Bekannten; doch waren ihre Klei¬ dungen verändert und schienen aus einer an¬ dern Zeit zu seyn. Eine große Menge Figu¬ ren wußte er nicht zu nennen, doch däuchten sie ihm bekannt. Er sah sein Ebenbild in verschiedenen Lagen. Gegen das Ende kam er sich größer und edler vor. Die Guitarre ruhte in seinen Armen, und die Landgräfinn reichte ihm einen Kranz. Er sah sich am kayserlichen Hofe, zu Schiffe, in trauter Um¬ armung mit einem schlanken lieblichen Mäd¬ chen, in einem Kampfe mit wildaussehenden Männern, und in freundlichen Gesprächen
Er traute kaum ſeinen Sinnen, als er bald auf einem Bilde die Höhle, den Einſiedler, und den Alten neben ſich entdeckte. Allmäh¬ lich fand er auf den andern Bildern die Morgenländerinn, ſeine Eltern, den Landgra¬ fen und die Landgräfinn von Thüringen, ſei¬ nen Freund den Hofkaplan, und manche An¬ dere ſeiner Bekannten; doch waren ihre Klei¬ dungen verändert und ſchienen aus einer an¬ dern Zeit zu ſeyn. Eine große Menge Figu¬ ren wußte er nicht zu nennen, doch däuchten ſie ihm bekannt. Er ſah ſein Ebenbild in verſchiedenen Lagen. Gegen das Ende kam er ſich größer und edler vor. Die Guitarre ruhte in ſeinen Armen, und die Landgräfinn reichte ihm einen Kranz. Er ſah ſich am kayſerlichen Hofe, zu Schiffe, in trauter Um¬ armung mit einem ſchlanken lieblichen Mäd¬ chen, in einem Kampfe mit wildausſehenden Männern, und in freundlichen Geſprächen
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Er traute kaum ſeinen Sinnen, als er bald
auf einem Bilde die Höhle, den Einſiedler,
und den Alten neben ſich entdeckte. Allmäh¬
lich fand er auf den andern Bildern die
Morgenländerinn, ſeine Eltern, den Landgra¬
fen und die Landgräfinn von Thüringen, ſei¬
nen Freund den Hofkaplan, und manche An¬
dere ſeiner Bekannten; doch waren ihre Klei¬
dungen verändert und ſchienen aus einer an¬
dern Zeit zu ſeyn. Eine große Menge Figu¬
ren wußte er nicht zu nennen, doch däuchten
ſie ihm bekannt. Er ſah ſein Ebenbild in
verſchiedenen Lagen. Gegen das Ende kam
er ſich größer und edler vor. Die Guitarre
ruhte in ſeinen Armen, und die Landgräfinn
reichte ihm einen Kranz. Er ſah ſich am
kayſerlichen Hofe, zu Schiffe, in trauter Um¬
armung mit einem ſchlanken lieblichen Mäd¬
chen, in einem Kampfe mit wildausſehenden
Männern, und in freundlichen Geſprächen
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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