tung derselben zu machen. Es sind die Dich¬ ter, diese seltenen Zugmenschen, die zuweilen durch unsere Wohnsitze wandeln, und überall den alten ehrwürdigen Dienst der Menschheit und ihrer ersten Götter, der Gestirne, des Frühlings, der Liebe, des Glücks, der Frucht¬ barkeit, der Gesundheit, und des Frohsinns erneuern; sie, die schon hier im Besitz der himmlischen Ruhe sind, und von keinen thö¬ richten Begierden umhergetrieben, nur den Duft der irdischen Früchte einathmen, ohne sie zu verzehren und dann unwiderruflich an die Unterwelt gekettet zu seyn. Freye Gäste sind sie, deren goldener Fuß nur leise auftritt, und deren Gegenwart in Allen un¬ willkührlich die Flügel ausbreitet. Ein Dich¬ ter läßt sich wie ein guter König, frohen und klaren Gesichtern nach aufsuchen, und er ist es, der allein den Namen eines Weisen mit Recht führt. Wenn man ihn mit dem Helden ver¬
tung derſelben zu machen. Es ſind die Dich¬ ter, dieſe ſeltenen Zugmenſchen, die zuweilen durch unſere Wohnſitze wandeln, und überall den alten ehrwürdigen Dienſt der Menſchheit und ihrer erſten Götter, der Geſtirne, des Frühlings, der Liebe, des Glücks, der Frucht¬ barkeit, der Geſundheit, und des Frohſinns erneuern; ſie, die ſchon hier im Beſitz der himmliſchen Ruhe ſind, und von keinen thö¬ richten Begierden umhergetrieben, nur den Duft der irdiſchen Früchte einathmen, ohne ſie zu verzehren und dann unwiderruflich an die Unterwelt gekettet zu ſeyn. Freye Gäſte ſind ſie, deren goldener Fuß nur leiſe auftritt, und deren Gegenwart in Allen un¬ willkührlich die Flügel ausbreitet. Ein Dich¬ ter läßt ſich wie ein guter König, frohen und klaren Geſichtern nach aufſuchen, und er iſt es, der allein den Namen eines Weiſen mit Recht führt. Wenn man ihn mit dem Helden ver¬
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ter, dieſe ſeltenen Zugmenſchen, die zuweilen
durch unſere Wohnſitze wandeln, und überall
den alten ehrwürdigen Dienſt der Menſchheit
und ihrer erſten Götter, der Geſtirne, des
Frühlings, der Liebe, des Glücks, der Frucht¬
barkeit, der Geſundheit, und des Frohſinns
erneuern; ſie, die ſchon hier im Beſitz der
himmliſchen Ruhe ſind, und von keinen thö¬
richten Begierden umhergetrieben, nur den
Duft der irdiſchen Früchte einathmen, ohne
ſie zu verzehren und dann unwiderruflich
an die Unterwelt gekettet zu ſeyn. Freye
Gäſte ſind ſie, deren goldener Fuß nur leiſe
auftritt, und deren Gegenwart in Allen un¬
willkührlich die Flügel ausbreitet. Ein Dich¬
ter läßt ſich wie ein guter König, frohen und
klaren Geſichtern nach aufſuchen, und er iſt es,
der allein den Namen eines Weiſen mit Recht
führt. Wenn man ihn mit dem Helden ver¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/213>, abgerufen am 21.11.2024.
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