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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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gleicht, so findet man, daß die Gesänge der
Dichter nicht selten den Heldenmuth in jugend¬
lichen Herzen erweckt, Heldenthaten aber wohl
nie den Geist der Poesie in ein neues Ge¬
müth gerufen haben.

Heinrich war von Natur zum Dichter ge¬
boren. Mannichfaltige Zufälle schienen sich
zu seiner Bildung zu vereinigen, und noch
hatte nichts seine innere Regsamkeit gestört.
Alles was er sah und hörte schien nur neue
Riegel in ihm wegzuschieben, und neue Fen¬
ster ihm zu öffnen. Er sah die Welt in ih¬
ren großen und abwechselnden Verhältnissen
vor sich liegen. Noch war sie aber stumm,
und ihre Seele, das Gespräch, noch nicht
erwacht. Schon nahte sich ein Dichter, ein
liebliches Mädchen an der Hand, um durch
Laute der Muttersprache und durch Berüh¬
rung eines süßen zärtlichen Mundes, die
blöden Lippen aufzuschließen, und den einfa¬

gleicht, ſo findet man, daß die Geſänge der
Dichter nicht ſelten den Heldenmuth in jugend¬
lichen Herzen erweckt, Heldenthaten aber wohl
nie den Geiſt der Poeſie in ein neues Ge¬
müth gerufen haben.

Heinrich war von Natur zum Dichter ge¬
boren. Mannichfaltige Zufälle ſchienen ſich
zu ſeiner Bildung zu vereinigen, und noch
hatte nichts ſeine innere Regſamkeit geſtört.
Alles was er ſah und hörte ſchien nur neue
Riegel in ihm wegzuſchieben, und neue Fen¬
ſter ihm zu öffnen. Er ſah die Welt in ih¬
ren großen und abwechſelnden Verhältniſſen
vor ſich liegen. Noch war ſie aber ſtumm,
und ihre Seele, das Geſpräch, noch nicht
erwacht. Schon nahte ſich ein Dichter, ein
liebliches Mädchen an der Hand, um durch
Laute der Mutterſprache und durch Berüh¬
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[206/0214] gleicht, ſo findet man, daß die Geſänge der Dichter nicht ſelten den Heldenmuth in jugend¬ lichen Herzen erweckt, Heldenthaten aber wohl nie den Geiſt der Poeſie in ein neues Ge¬ müth gerufen haben. Heinrich war von Natur zum Dichter ge¬ boren. Mannichfaltige Zufälle ſchienen ſich zu ſeiner Bildung zu vereinigen, und noch hatte nichts ſeine innere Regſamkeit geſtört. Alles was er ſah und hörte ſchien nur neue Riegel in ihm wegzuſchieben, und neue Fen¬ ſter ihm zu öffnen. Er ſah die Welt in ih¬ ren großen und abwechſelnden Verhältniſſen vor ſich liegen. Noch war ſie aber ſtumm, und ihre Seele, das Geſpräch, noch nicht erwacht. Schon nahte ſich ein Dichter, ein liebliches Mädchen an der Hand, um durch Laute der Mutterſprache und durch Berüh¬ rung eines ſüßen zärtlichen Mundes, die blöden Lippen aufzuſchließen, und den einfa¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/214>, abgerufen am 21.11.2024.