Nachmittags führte Klingsohr seinen neuen Sohn, an dessen Glück seine Mutter und Großvater den zärtlichsten Antheil nahmen, und Mathilden wie seinen Schutzgeist verehr¬ ten, in seine Stube, und machte ihn mit den Büchern bekannt. Sie sprachen nachher von Poesie.
Ich weiß nicht, sagte Klingsohr, warum man es für Poesie nach gemeiner Weise hält, wenn man die Natur für einen Poeten aus¬ giebt. Sie ist es nicht zu allen Zeiten. Es ist in ihr, wie in dem Menschen, ein entge¬ gengesetztes Wesen, die dumpfe Begierde und die stumpfe Gefühllosigkeit und Trägheit, die einen rastlosen Streit mit der Poesie führen. Er wäre ein schöner Stoff zu einem Gedicht,
Achtes Kapitel.
Nachmittags führte Klingsohr ſeinen neuen Sohn, an deſſen Glück ſeine Mutter und Großvater den zärtlichſten Antheil nahmen, und Mathilden wie ſeinen Schutzgeiſt verehr¬ ten, in ſeine Stube, und machte ihn mit den Büchern bekannt. Sie ſprachen nachher von Poeſie.
Ich weiß nicht, ſagte Klingsohr, warum man es für Poeſie nach gemeiner Weiſe hält, wenn man die Natur für einen Poeten aus¬ giebt. Sie iſt es nicht zu allen Zeiten. Es iſt in ihr, wie in dem Menſchen, ein entge¬ gengeſetztes Weſen, die dumpfe Begierde und die ſtumpfe Gefühlloſigkeit und Trägheit, die einen raſtloſen Streit mit der Poeſie führen. Er wäre ein ſchöner Stoff zu einem Gedicht,
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Achtes Kapitel.
Nachmittags führte Klingsohr ſeinen neuen
Sohn, an deſſen Glück ſeine Mutter und
Großvater den zärtlichſten Antheil nahmen,
und Mathilden wie ſeinen Schutzgeiſt verehr¬
ten, in ſeine Stube, und machte ihn mit den
Büchern bekannt. Sie ſprachen nachher von
Poeſie.
Ich weiß nicht, ſagte Klingsohr, warum
man es für Poeſie nach gemeiner Weiſe hält,
wenn man die Natur für einen Poeten aus¬
giebt. Sie iſt es nicht zu allen Zeiten. Es
iſt in ihr, wie in dem Menſchen, ein entge¬
gengeſetztes Weſen, die dumpfe Begierde und
die ſtumpfe Gefühlloſigkeit und Trägheit, die
einen raſtloſen Streit mit der Poeſie führen.
Er wäre ein ſchöner Stoff zu einem Gedicht,
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/259>, abgerufen am 21.11.2024.
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