dieser gewaltige Kampf. Manche Länder und Zeiten scheinen, wie die meisten Men¬ schen, ganz unter der Botmäßigkeit dieser Feindinn der Poesie zu stehen, dagegen in andern die Poesie einheimisch und überall sichtbar ist. Für den Geschichtschreiber sind die Zeiten dieses Kampfes äußerst merkwür¬ dig, ihre Darstellung ein reizendes und be¬ lohnendes Geschäft. Es sind gewöhnlich die Geburtszeiten der Dichter. Der Widersache¬ rinn ist nichts unangenehmer, als daß sie der Poesie gegenüber selbst zu einer poetischen Person wird, und nicht selten in der Hitze die Waffen mit ihr tauscht, und von ihrem eigenen heimtückischen Geschosse heftig getrof¬ fen wird, dahingegen die Wunden der Poesie, die sie von ihren eigenen Waffen erhält, leicht heilen und sie nur noch reizender und gewaltiger machen.
Der Krieg überhaupt, sagte Heinrich,
dieſer gewaltige Kampf. Manche Länder und Zeiten ſcheinen, wie die meiſten Men¬ ſchen, ganz unter der Botmäßigkeit dieſer Feindinn der Poeſie zu ſtehen, dagegen in andern die Poeſie einheimiſch und überall ſichtbar iſt. Für den Geſchichtſchreiber ſind die Zeiten dieſes Kampfes äußerſt merkwür¬ dig, ihre Darſtellung ein reizendes und be¬ lohnendes Geſchäft. Es ſind gewöhnlich die Geburtszeiten der Dichter. Der Widerſache¬ rinn iſt nichts unangenehmer, als daß ſie der Poeſie gegenüber ſelbſt zu einer poetiſchen Perſon wird, und nicht ſelten in der Hitze die Waffen mit ihr tauſcht, und von ihrem eigenen heimtückiſchen Geſchoſſe heftig getrof¬ fen wird, dahingegen die Wunden der Poeſie, die ſie von ihren eigenen Waffen erhält, leicht heilen und ſie nur noch reizender und gewaltiger machen.
Der Krieg überhaupt, ſagte Heinrich,
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dieſer gewaltige Kampf. Manche Länder
und Zeiten ſcheinen, wie die meiſten Men¬
ſchen, ganz unter der Botmäßigkeit dieſer
Feindinn der Poeſie zu ſtehen, dagegen in
andern die Poeſie einheimiſch und überall
ſichtbar iſt. Für den Geſchichtſchreiber ſind
die Zeiten dieſes Kampfes äußerſt merkwür¬
dig, ihre Darſtellung ein reizendes und be¬
lohnendes Geſchäft. Es ſind gewöhnlich die
Geburtszeiten der Dichter. Der Widerſache¬
rinn iſt nichts unangenehmer, als daß ſie der
Poeſie gegenüber ſelbſt zu einer poetiſchen
Perſon wird, und nicht ſelten in der Hitze
die Waffen mit ihr tauſcht, und von ihrem
eigenen heimtückiſchen Geſchoſſe heftig getrof¬
fen wird, dahingegen die Wunden der Poeſie,
die ſie von ihren eigenen Waffen erhält,
leicht heilen und ſie nur noch reizender und
gewaltiger machen.
Der Krieg überhaupt, ſagte Heinrich,
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/260>, abgerufen am 21.11.2024.
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