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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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gen und leichte zarte Natur doch unser
Nachdenken gewißlich rege machen müssen?
Ist nicht jeder, noch der verworrenste
Traum, eine sonderliche Erscheinung, die
auch ohne noch an göttliche Schickung da¬
bey zu denken, ein bedeutsamer Riß in den
geheimnißvollen Vorhang ist, der mit tau¬
send Falten in unser Inneres hereinfällt?
In den weisesten Büchern findet man unzäh¬
lige Traumgeschichten von glaubhaften Men¬
schen, und erinnert Euch nur noch des
Traums, den uns neulich der ehrwürdige
Hofkaplan erzählte, und der Euch selbst so
merkwürdig vorkam.

Aber, auch ohne diese Geschichten, wenn
Ihr zuerst in Eurem Leben einen Traum
hättet, wie würdet Ihr nicht erstaunen, und
Euch die Wunderbarkeit dieser uns nur all¬
täglich gewordenen Begebenheit gewiß nicht
abstreiten lassen! Mich dünkt der Traum

gen und leichte zarte Natur doch unſer
Nachdenken gewißlich rege machen müſſen?
Iſt nicht jeder, noch der verworrenſte
Traum, eine ſonderliche Erſcheinung, die
auch ohne noch an göttliche Schickung da¬
bey zu denken, ein bedeutſamer Riß in den
geheimnißvollen Vorhang iſt, der mit tau¬
ſend Falten in unſer Inneres hereinfällt?
In den weiſeſten Büchern findet man unzäh¬
lige Traumgeſchichten von glaubhaften Men¬
ſchen, und erinnert Euch nur noch des
Traums, den uns neulich der ehrwürdige
Hofkaplan erzählte, und der Euch ſelbſt ſo
merkwürdig vorkam.

Aber, auch ohne dieſe Geſchichten, wenn
Ihr zuerſt in Eurem Leben einen Traum
hättet, wie würdet Ihr nicht erſtaunen, und
Euch die Wunderbarkeit dieſer uns nur all¬
täglich gewordenen Begebenheit gewiß nicht
abſtreiten laſſen! Mich dünkt der Traum

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[18/0026] gen und leichte zarte Natur doch unſer Nachdenken gewißlich rege machen müſſen? Iſt nicht jeder, noch der verworrenſte Traum, eine ſonderliche Erſcheinung, die auch ohne noch an göttliche Schickung da¬ bey zu denken, ein bedeutſamer Riß in den geheimnißvollen Vorhang iſt, der mit tau¬ ſend Falten in unſer Inneres hereinfällt? In den weiſeſten Büchern findet man unzäh¬ lige Traumgeſchichten von glaubhaften Men¬ ſchen, und erinnert Euch nur noch des Traums, den uns neulich der ehrwürdige Hofkaplan erzählte, und der Euch ſelbſt ſo merkwürdig vorkam. Aber, auch ohne dieſe Geſchichten, wenn Ihr zuerſt in Eurem Leben einen Traum hättet, wie würdet Ihr nicht erſtaunen, und Euch die Wunderbarkeit dieſer uns nur all¬ täglich gewordenen Begebenheit gewiß nicht abſtreiten laſſen! Mich dünkt der Traum

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/26>, abgerufen am 09.11.2024.