kleine Fabel saß auf demselben, und sang zur Harfe die süßesten Lieder. In dem Kel¬ che lag Eros selbst, über ein schönes schlummerndes Mädchen hergebeugt, die ihn fest umschlungen hielt. Eine kleinere Blüthe schloß sich um beyde her, so daß sie von den Hüften an in Eine Blume verwandelt zu seyn schienen.
Eros dankte Ginnistan mit tausend Ent¬ zücken. Er umarmte sie zärtlich, und sie er¬ wiederte seine Liebkosungen. Ermüdet von der Beschwerde des Weges und den man¬ nichfaltigen Gegenständen, die er gesehen hatte, sehnte er sich nach Bequemlichkeit und Ruhe. Ginnistan, die sich von dem schönen Jüngling lebhaft angezogen fühlte, hütete sich wohl des Trankes zu erwähnen, den Sophie ihm mitgegeben hatte. Sie führte ihn zu einem abgelegenen Bade, zog ihm die Rüstung aus, und zog selbst ein Nacht¬
kleine Fabel ſaß auf demſelben, und ſang zur Harfe die ſüßeſten Lieder. In dem Kel¬ che lag Eros ſelbſt, über ein ſchönes ſchlummerndes Mädchen hergebeugt, die ihn feſt umſchlungen hielt. Eine kleinere Blüthe ſchloß ſich um beyde her, ſo daß ſie von den Hüften an in Eine Blume verwandelt zu ſeyn ſchienen.
Eros dankte Ginniſtan mit tauſend Ent¬ zücken. Er umarmte ſie zärtlich, und ſie er¬ wiederte ſeine Liebkoſungen. Ermüdet von der Beſchwerde des Weges und den man¬ nichfaltigen Gegenſtänden, die er geſehen hatte, ſehnte er ſich nach Bequemlichkeit und Ruhe. Ginniſtan, die ſich von dem ſchönen Jüngling lebhaft angezogen fühlte, hütete ſich wohl des Trankes zu erwähnen, den Sophie ihm mitgegeben hatte. Sie führte ihn zu einem abgelegenen Bade, zog ihm die Rüſtung aus, und zog ſelbſt ein Nacht¬
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kleine Fabel ſaß auf demſelben, und ſang
zur Harfe die ſüßeſten Lieder. In dem Kel¬
che lag Eros ſelbſt, über ein ſchönes
ſchlummerndes Mädchen hergebeugt, die ihn
feſt umſchlungen hielt. Eine kleinere Blüthe
ſchloß ſich um beyde her, ſo daß ſie von den
Hüften an in Eine Blume verwandelt zu
ſeyn ſchienen.
Eros dankte Ginniſtan mit tauſend Ent¬
zücken. Er umarmte ſie zärtlich, und ſie er¬
wiederte ſeine Liebkoſungen. Ermüdet von
der Beſchwerde des Weges und den man¬
nichfaltigen Gegenſtänden, die er geſehen
hatte, ſehnte er ſich nach Bequemlichkeit und
Ruhe. Ginniſtan, die ſich von dem ſchönen
Jüngling lebhaft angezogen fühlte, hütete
ſich wohl des Trankes zu erwähnen, den
Sophie ihm mitgegeben hatte. Sie führte
ihn zu einem abgelegenen Bade, zog ihm
die Rüſtung aus, und zog ſelbſt ein Nacht¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/304>, abgerufen am 21.11.2024.
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