Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Die zarten Fäden und den Kelch bewegen, Schnell schossen, wie ich selber mich begann, Zu ird'schen Sinnen die Gedanken an. Noch war ich blind, doch schwankten lichte Sterne Durch meines Wesens wunderbare Ferne, Nichts war noch nah, ich fand mich nur von weiten, Ein Anklang alter, so wie künft'ger Zeiten. Aus Wehmuth, Lieb' und Ahndungen ent¬ sprungen War der Besinnung Wachsthum nur ein Flug, Und wie die Wollust Flammen in mir schlug, Ward ich zugleich vom höchsten Weh durch¬ drungen. Die Welt lag blühend um den hellen Hügel, Die Worte des Propheten wurden Flügel, Nicht einzeln mehr nur Heinrich und Mathilde Vereinten Beide sich zu Einem Bilde. -- Ich hob mich nun gen Himmel neugebohren, Die zarten Fäden und den Kelch bewegen, Schnell ſchoſſen, wie ich ſelber mich begann, Zu ird'ſchen Sinnen die Gedanken an. Noch war ich blind, doch ſchwankten lichte Sterne Durch meines Weſens wunderbare Ferne, Nichts war noch nah, ich fand mich nur von weiten, Ein Anklang alter, ſo wie künft'ger Zeiten. Aus Wehmuth, Lieb' und Ahndungen ent¬ ſprungen War der Beſinnung Wachsthum nur ein Flug, Und wie die Wolluſt Flammen in mir ſchlug, Ward ich zugleich vom höchſten Weh durch¬ drungen. Die Welt lag blühend um den hellen Hügel, Die Worte des Propheten wurden Flügel, Nicht einzeln mehr nur Heinrich und Mathilde Vereinten Beide ſich zu Einem Bilde. — Ich hob mich nun gen Himmel neugebohren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0351" n="5"/> <l>Die zarten Fäden und den Kelch bewegen,</l><lb/> <l>Schnell ſchoſſen, wie ich ſelber mich begann,</l><lb/> <l>Zu ird'ſchen Sinnen die Gedanken an.</l><lb/> <l>Noch war ich blind, doch ſchwankten lichte<lb/><hi rendition="#et">Sterne</hi></l><lb/> <l>Durch meines Weſens wunderbare Ferne,</l><lb/> <l>Nichts war noch nah, ich fand mich nur<lb/><hi rendition="#et">von weiten,</hi></l><lb/> <l>Ein Anklang alter, ſo wie künft'ger Zeiten.</l><lb/> <l>Aus Wehmuth, Lieb' und Ahndungen ent¬<lb/><hi rendition="#et">ſprungen</hi></l><lb/> <l>War der Beſinnung Wachsthum nur ein Flug,</l><lb/> <l>Und wie die Wolluſt Flammen in mir ſchlug,</l><lb/> <l>Ward ich zugleich vom höchſten Weh durch¬<lb/><hi rendition="#et">drungen.</hi></l><lb/> <l>Die Welt lag blühend um den hellen Hügel,</l><lb/> <l>Die Worte des Propheten wurden Flügel,</l><lb/> <l>Nicht einzeln mehr nur Heinrich und Mathilde</l><lb/> <l>Vereinten Beide ſich zu Einem Bilde. —</l><lb/> <l>Ich hob mich nun gen Himmel neugebohren,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0351]
Die zarten Fäden und den Kelch bewegen,
Schnell ſchoſſen, wie ich ſelber mich begann,
Zu ird'ſchen Sinnen die Gedanken an.
Noch war ich blind, doch ſchwankten lichte
Sterne
Durch meines Weſens wunderbare Ferne,
Nichts war noch nah, ich fand mich nur
von weiten,
Ein Anklang alter, ſo wie künft'ger Zeiten.
Aus Wehmuth, Lieb' und Ahndungen ent¬
ſprungen
War der Beſinnung Wachsthum nur ein Flug,
Und wie die Wolluſt Flammen in mir ſchlug,
Ward ich zugleich vom höchſten Weh durch¬
drungen.
Die Welt lag blühend um den hellen Hügel,
Die Worte des Propheten wurden Flügel,
Nicht einzeln mehr nur Heinrich und Mathilde
Vereinten Beide ſich zu Einem Bilde. —
Ich hob mich nun gen Himmel neugebohren,
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