Vollendet war das irdische Geschick Im seligen Verklärungs-Augenblick, Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren, Und forderte, was sie geliehn, zurück.
Es bricht die neue Welt herein
Und verdunkelt den hellsten Sonnenschein, Man sieht nun aus bemoosten Trümmern Eine wunderseltsame Zukunft schimmern, Und was vordem alltäglich war Scheint jetzo fremd und wunderbar. Der Liebe Reich ist aufgethan, Die Fabel fängt zu spinnen an. Das Urspiel jeder Natur beginnt, Auf kräftige Worte jedes sinnt, Und so das große Weltgemüth Überall sich regt und unendlich blüht. Alles muß in einander greifen, Eins durch das Andre gedeihn und reifen; Jedes in Allen dar sich stellt, Indem es sich mit ihnen vermischet
Vollendet war das irdiſche Geſchick Im ſeligen Verklärungs-Augenblick, Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren, Und forderte, was ſie geliehn, zurück.
Es bricht die neue Welt herein
Und verdunkelt den hellſten Sonnenſchein, Man ſieht nun aus bemooſten Trümmern Eine wunderſeltſame Zukunft ſchimmern, Und was vordem alltäglich war Scheint jetzo fremd und wunderbar. Der Liebe Reich iſt aufgethan, Die Fabel fängt zu ſpinnen an. Das Urſpiel jeder Natur beginnt, Auf kräftige Worte jedes ſinnt, Und ſo das große Weltgemüth Überall ſich regt und unendlich blüht. Alles muß in einander greifen, Eins durch das Andre gedeihn und reifen; Jedes in Allen dar ſich ſtellt, Indem es ſich mit ihnen vermiſchet
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Vollendet war das irdiſche Geſchick
Im ſeligen Verklärungs-Augenblick,
Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren,
Und forderte, was ſie geliehn, zurück.
Es bricht die neue Welt herein
Und verdunkelt den hellſten Sonnenſchein,
Man ſieht nun aus bemooſten Trümmern
Eine wunderſeltſame Zukunft ſchimmern,
Und was vordem alltäglich war
Scheint jetzo fremd und wunderbar.
Der Liebe Reich iſt aufgethan,
Die Fabel fängt zu ſpinnen an.
Das Urſpiel jeder Natur beginnt,
Auf kräftige Worte jedes ſinnt,
Und ſo das große Weltgemüth
Überall ſich regt und unendlich blüht.
Alles muß in einander greifen,
Eins durch das Andre gedeihn und reifen;
Jedes in Allen dar ſich ſtellt,
Indem es ſich mit ihnen vermiſchet
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/352>, abgerufen am 18.06.2024.
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