Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Vollendet war das irdische Geschick Im seligen Verklärungs-Augenblick, Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren, Und forderte, was sie geliehn, zurück. Es bricht die neue Welt herein Und verdunkelt den hellsten Sonnenschein,Man sieht nun aus bemoosten Trümmern Eine wunderseltsame Zukunft schimmern, Und was vordem alltäglich war Scheint jetzo fremd und wunderbar. Der Liebe Reich ist aufgethan, Die Fabel fängt zu spinnen an. Das Urspiel jeder Natur beginnt, Auf kräftige Worte jedes sinnt, Und so das große Weltgemüth Überall sich regt und unendlich blüht. Alles muß in einander greifen, Eins durch das Andre gedeihn und reifen; Jedes in Allen dar sich stellt, Indem es sich mit ihnen vermischet Vollendet war das irdiſche Geſchick Im ſeligen Verklärungs-Augenblick, Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren, Und forderte, was ſie geliehn, zurück. Es bricht die neue Welt herein Und verdunkelt den hellſten Sonnenſchein,Man ſieht nun aus bemooſten Trümmern Eine wunderſeltſame Zukunft ſchimmern, Und was vordem alltäglich war Scheint jetzo fremd und wunderbar. Der Liebe Reich iſt aufgethan, Die Fabel fängt zu ſpinnen an. Das Urſpiel jeder Natur beginnt, Auf kräftige Worte jedes ſinnt, Und ſo das große Weltgemüth Überall ſich regt und unendlich blüht. Alles muß in einander greifen, Eins durch das Andre gedeihn und reifen; Jedes in Allen dar ſich ſtellt, Indem es ſich mit ihnen vermiſchet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0352" n="6"/> <l>Vollendet war das irdiſche Geſchick</l><lb/> <l>Im ſeligen Verklärungs-Augenblick,</l><lb/> <l>Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren,</l><lb/> <l>Und forderte, was ſie geliehn, zurück.</l><lb/> <l rendition="#et">Es bricht die neue Welt herein</l><lb/> <l>Und verdunkelt den hellſten Sonnenſchein,</l><lb/> <l>Man ſieht nun aus bemooſten Trümmern</l><lb/> <l>Eine wunderſeltſame Zukunft ſchimmern,</l><lb/> <l>Und was vordem alltäglich war</l><lb/> <l>Scheint jetzo fremd und wunderbar.</l><lb/> <l>Der Liebe Reich iſt aufgethan,</l><lb/> <l>Die Fabel fängt zu ſpinnen an.</l><lb/> <l>Das Urſpiel jeder Natur beginnt,</l><lb/> <l>Auf kräftige Worte jedes ſinnt,</l><lb/> <l>Und ſo das große Weltgemüth</l><lb/> <l>Überall ſich regt und unendlich blüht.</l><lb/> <l>Alles muß in einander greifen,</l><lb/> <l>Eins durch das Andre gedeihn und reifen;</l><lb/> <l>Jedes in Allen dar ſich ſtellt,</l><lb/> <l>Indem es ſich mit ihnen vermiſchet</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0352]
Vollendet war das irdiſche Geſchick
Im ſeligen Verklärungs-Augenblick,
Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren,
Und forderte, was ſie geliehn, zurück.
Es bricht die neue Welt herein
Und verdunkelt den hellſten Sonnenſchein,
Man ſieht nun aus bemooſten Trümmern
Eine wunderſeltſame Zukunft ſchimmern,
Und was vordem alltäglich war
Scheint jetzo fremd und wunderbar.
Der Liebe Reich iſt aufgethan,
Die Fabel fängt zu ſpinnen an.
Das Urſpiel jeder Natur beginnt,
Auf kräftige Worte jedes ſinnt,
Und ſo das große Weltgemüth
Überall ſich regt und unendlich blüht.
Alles muß in einander greifen,
Eins durch das Andre gedeihn und reifen;
Jedes in Allen dar ſich ſtellt,
Indem es ſich mit ihnen vermiſchet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |