Und gierig in ihre Tiefen fällt, Sein eigenthümliches Wesen erfrischet Und tausend neue Gedanken erhält. Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt, Und was man glaubt es sei geschehn, Kann man von weitem erst kommen sehn. Frei soll die Fantasie erst schalten, Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben, Hier manches verschleiern, dort manches ent¬ falten, Und endlich in magischen Dunst verschweben. Wehmuth und Wollust, Tod und Leben Sind hier in innigster Sympathie, -- Wer sich der höchsten Lieb' ergeben, Genest von ihren Wunden nie. Schmerzhaft muß jenes Band zerreißen Was sich ums innre Auge zieht, Einmal das treuste Herz verwaisen, Eh' es der trüben Welt entflieht. Der Leib wird aufgelöst in Thränen,
Und gierig in ihre Tiefen fällt, Sein eigenthümliches Weſen erfriſchet Und tauſend neue Gedanken erhält. Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt, Und was man glaubt es ſei geſchehn, Kann man von weitem erſt kommen ſehn. Frei ſoll die Fantaſie erſt ſchalten, Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben, Hier manches verſchleiern, dort manches ent¬ falten, Und endlich in magiſchen Dunſt verſchweben. Wehmuth und Wolluſt, Tod und Leben Sind hier in innigſter Sympathie, — Wer ſich der höchſten Lieb' ergeben, Geneſt von ihren Wunden nie. Schmerzhaft muß jenes Band zerreißen Was ſich ums innre Auge zieht, Einmal das treuſte Herz verwaiſen, Eh' es der trüben Welt entflieht. Der Leib wird aufgelöſt in Thränen,
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Und gierig in ihre Tiefen fällt,
Sein eigenthümliches Weſen erfriſchet
Und tauſend neue Gedanken erhält.
Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt,
Und was man glaubt es ſei geſchehn,
Kann man von weitem erſt kommen ſehn.
Frei ſoll die Fantaſie erſt ſchalten,
Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben,
Hier manches verſchleiern, dort manches ent¬
falten,
Und endlich in magiſchen Dunſt verſchweben.
Wehmuth und Wolluſt, Tod und Leben
Sind hier in innigſter Sympathie, —
Wer ſich der höchſten Lieb' ergeben,
Geneſt von ihren Wunden nie.
Schmerzhaft muß jenes Band zerreißen
Was ſich ums innre Auge zieht,
Einmal das treuſte Herz verwaiſen,
Eh' es der trüben Welt entflieht.
Der Leib wird aufgelöſt in Thränen,
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/353>, abgerufen am 18.06.2024.
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