hier geschäftig, der frisch aus der unendli¬ chen Quelle kommt, und dieses Gefühl der Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬ sten Dingen, der unwiderstehliche Gedanke einer nähern Führung dieses unschuldigen Wesens, das jezt im Begriff steht, eine so bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬ präge einer wunderbaren Welt, was noch keine irdische Flut unkenntlich gemacht hat, und endlich die Sympathie der Selbst-Er¬ innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die Welt uns heller, freundlicher und seltsamer dünkte, und der Geist der Weißagung fast sichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen Vater gewiß zu der andächtigsten und be¬ scheidensten Behandlung vermocht.
Laß uns hieher auf die Rasenbank un¬ ter die Blumen setzen, unterbrach ihn der Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unser Abendessen bereit ist, und wenn ich euch bit¬
hier geſchäftig, der friſch aus der unendli¬ chen Quelle kommt, und dieſes Gefühl der Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬ ſten Dingen, der unwiderſtehliche Gedanke einer nähern Führung dieſes unſchuldigen Weſens, das jezt im Begriff ſteht, eine ſo bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬ präge einer wunderbaren Welt, was noch keine irdiſche Flut unkenntlich gemacht hat, und endlich die Sympathie der Selbſt-Er¬ innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die Welt uns heller, freundlicher und ſeltſamer dünkte, und der Geiſt der Weißagung faſt ſichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen Vater gewiß zu der andächtigſten und be¬ ſcheidenſten Behandlung vermocht.
Laß uns hieher auf die Raſenbank un¬ ter die Blumen ſetzen, unterbrach ihn der Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unſer Abendeſſen bereit iſt, und wenn ich euch bit¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0374"n="28"/>
hier geſchäftig, der friſch aus der unendli¬<lb/>
chen Quelle kommt, und dieſes Gefühl der<lb/>
Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬<lb/>ſten Dingen, der unwiderſtehliche Gedanke<lb/>
einer nähern Führung dieſes unſchuldigen<lb/>
Weſens, das jezt im Begriff ſteht, eine ſo<lb/>
bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬<lb/>
präge einer wunderbaren Welt, was noch<lb/>
keine irdiſche Flut unkenntlich gemacht hat,<lb/>
und endlich die Sympathie der Selbſt-Er¬<lb/>
innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die<lb/>
Welt uns heller, freundlicher und ſeltſamer<lb/>
dünkte, und der Geiſt der Weißagung faſt<lb/>ſichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen<lb/>
Vater gewiß zu der andächtigſten und be¬<lb/>ſcheidenſten Behandlung vermocht.</p><lb/><p>Laß uns hieher auf die Raſenbank un¬<lb/>
ter die Blumen ſetzen, unterbrach ihn der<lb/>
Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unſer<lb/>
Abendeſſen bereit iſt, und wenn ich euch bit¬<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[28/0374]
hier geſchäftig, der friſch aus der unendli¬
chen Quelle kommt, und dieſes Gefühl der
Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬
ſten Dingen, der unwiderſtehliche Gedanke
einer nähern Führung dieſes unſchuldigen
Weſens, das jezt im Begriff ſteht, eine ſo
bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬
präge einer wunderbaren Welt, was noch
keine irdiſche Flut unkenntlich gemacht hat,
und endlich die Sympathie der Selbſt-Er¬
innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die
Welt uns heller, freundlicher und ſeltſamer
dünkte, und der Geiſt der Weißagung faſt
ſichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen
Vater gewiß zu der andächtigſten und be¬
ſcheidenſten Behandlung vermocht.
Laß uns hieher auf die Raſenbank un¬
ter die Blumen ſetzen, unterbrach ihn der
Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unſer
Abendeſſen bereit iſt, und wenn ich euch bit¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/374>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.