Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

hier geschäftig, der frisch aus der unendli¬
chen Quelle kommt, und dieses Gefühl der
Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬
sten Dingen, der unwiderstehliche Gedanke
einer nähern Führung dieses unschuldigen
Wesens, das jezt im Begriff steht, eine so
bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬
präge einer wunderbaren Welt, was noch
keine irdische Flut unkenntlich gemacht hat,
und endlich die Sympathie der Selbst-Er¬
innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die
Welt uns heller, freundlicher und seltsamer
dünkte, und der Geist der Weißagung fast
sichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen
Vater gewiß zu der andächtigsten und be¬
scheidensten Behandlung vermocht.

Laß uns hieher auf die Rasenbank un¬
ter die Blumen setzen, unterbrach ihn der
Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unser
Abendessen bereit ist, und wenn ich euch bit¬

hier geſchäftig, der friſch aus der unendli¬
chen Quelle kommt, und dieſes Gefühl der
Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬
ſten Dingen, der unwiderſtehliche Gedanke
einer nähern Führung dieſes unſchuldigen
Weſens, das jezt im Begriff ſteht, eine ſo
bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬
präge einer wunderbaren Welt, was noch
keine irdiſche Flut unkenntlich gemacht hat,
und endlich die Sympathie der Selbſt-Er¬
innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die
Welt uns heller, freundlicher und ſeltſamer
dünkte, und der Geiſt der Weißagung faſt
ſichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen
Vater gewiß zu der andächtigſten und be¬
ſcheidenſten Behandlung vermocht.

Laß uns hieher auf die Raſenbank un¬
ter die Blumen ſetzen, unterbrach ihn der
Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unſer
Abendeſſen bereit iſt, und wenn ich euch bit¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0374" n="28"/>
hier ge&#x017F;chäftig, der fri&#x017F;ch aus der unendli¬<lb/>
chen Quelle kommt, und die&#x017F;es Gefühl der<lb/>
Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬<lb/>
&#x017F;ten Dingen, der unwider&#x017F;tehliche Gedanke<lb/>
einer nähern Führung die&#x017F;es un&#x017F;chuldigen<lb/>
We&#x017F;ens, das jezt im Begriff &#x017F;teht, eine &#x017F;o<lb/>
bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬<lb/>
präge einer wunderbaren Welt, was noch<lb/>
keine irdi&#x017F;che Flut unkenntlich gemacht hat,<lb/>
und endlich die Sympathie der Selb&#x017F;t-Er¬<lb/>
innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die<lb/>
Welt uns heller, freundlicher und &#x017F;elt&#x017F;amer<lb/>
dünkte, und der Gei&#x017F;t der Weißagung fa&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen<lb/>
Vater gewiß zu der andächtig&#x017F;ten und be¬<lb/>
&#x017F;cheiden&#x017F;ten Behandlung vermocht.</p><lb/>
              <p>Laß uns hieher auf die Ra&#x017F;enbank un¬<lb/>
ter die Blumen &#x017F;etzen, unterbrach ihn der<lb/>
Alte; Cyane wird uns rufen, wenn un&#x017F;er<lb/>
Abende&#x017F;&#x017F;en bereit i&#x017F;t, und wenn ich euch bit¬<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0374] hier geſchäftig, der friſch aus der unendli¬ chen Quelle kommt, und dieſes Gefühl der Überlegenheit eines Kindes in den allerhöch¬ ſten Dingen, der unwiderſtehliche Gedanke einer nähern Führung dieſes unſchuldigen Weſens, das jezt im Begriff ſteht, eine ſo bedenkliche Laufbahn anzutreten, das Ge¬ präge einer wunderbaren Welt, was noch keine irdiſche Flut unkenntlich gemacht hat, und endlich die Sympathie der Selbſt-Er¬ innerung jener fabelhaften Zeiten, wo die Welt uns heller, freundlicher und ſeltſamer dünkte, und der Geiſt der Weißagung faſt ſichtbar uns begleitete, alles dies hat meinen Vater gewiß zu der andächtigſten und be¬ ſcheidenſten Behandlung vermocht. Laß uns hieher auf die Raſenbank un¬ ter die Blumen ſetzen, unterbrach ihn der Alte; Cyane wird uns rufen, wenn unſer Abendeſſen bereit iſt, und wenn ich euch bit¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/374
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/374>, abgerufen am 21.11.2024.