ten darf, so fahrt fort, mir von eurem frü¬ heren Leben etwas zu erzählen. Wir Alten hören am liebsten von den Kinderjahren re¬ den, und es dünkt mich, als ließt ihr mich den Duft einer Blume einziehn, den ich seit meiner Kindheit nicht wieder eingeathmet hätte. Nur sagt mir noch vorher, wie euch meine Einsiedeley und mein Garten gefällt, denn diese Blumen sind meine Freundinnen, mein Herz ist in diesem Garten. Ihr seht nichts, was mich nicht liebt, und von mir nicht zärtlich geliebt wird, ich bin hier mit¬ ten unter meinen Kindern und komme mir vor wie ein alter Baum, aus dessen Wur¬ zeln diese muntre Jugend ausgeschlagen sei.
Glüklicher Vater, sagte Heinrich, euer Garten ist die Welt. Ruinen sind die Müt¬ ter dieser blühenden Kinder, die bunte, le¬ bendige Schöpfung zieht ihre Nahrung aus den Trümmern vergangener Zeiten. Aber
ten darf, ſo fahrt fort, mir von eurem frü¬ heren Leben etwas zu erzählen. Wir Alten hören am liebſten von den Kinderjahren re¬ den, und es dünkt mich, als ließt ihr mich den Duft einer Blume einziehn, den ich ſeit meiner Kindheit nicht wieder eingeathmet hätte. Nur ſagt mir noch vorher, wie euch meine Einſiedeley und mein Garten gefällt, denn dieſe Blumen ſind meine Freundinnen, mein Herz iſt in dieſem Garten. Ihr ſeht nichts, was mich nicht liebt, und von mir nicht zärtlich geliebt wird, ich bin hier mit¬ ten unter meinen Kindern und komme mir vor wie ein alter Baum, aus deſſen Wur¬ zeln dieſe muntre Jugend ausgeſchlagen ſei.
Glüklicher Vater, ſagte Heinrich, euer Garten iſt die Welt. Ruinen ſind die Müt¬ ter dieſer blühenden Kinder, die bunte, le¬ bendige Schöpfung zieht ihre Nahrung aus den Trümmern vergangener Zeiten. Aber
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ten darf, ſo fahrt fort, mir von eurem frü¬
heren Leben etwas zu erzählen. Wir Alten
hören am liebſten von den Kinderjahren re¬
den, und es dünkt mich, als ließt ihr mich
den Duft einer Blume einziehn, den ich ſeit
meiner Kindheit nicht wieder eingeathmet
hätte. Nur ſagt mir noch vorher, wie euch
meine Einſiedeley und mein Garten gefällt,
denn dieſe Blumen ſind meine Freundinnen,
mein Herz iſt in dieſem Garten. Ihr ſeht
nichts, was mich nicht liebt, und von mir
nicht zärtlich geliebt wird, ich bin hier mit¬
ten unter meinen Kindern und komme mir
vor wie ein alter Baum, aus deſſen Wur¬
zeln dieſe muntre Jugend ausgeſchlagen ſei.
Glüklicher Vater, ſagte Heinrich, euer
Garten iſt die Welt. Ruinen ſind die Müt¬
ter dieſer blühenden Kinder, die bunte, le¬
bendige Schöpfung zieht ihre Nahrung aus
den Trümmern vergangener Zeiten. Aber
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/375>, abgerufen am 24.11.2024.
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