Dom des Steinreichs, bis zu dem krausen Teppich einer bunten Wiese, wird alles durch ihn erhalten, durch ihn mit uns ver¬ knüpft, und uns verständlich gemacht, und durch ihn die unbekannte Bahn der unend¬ lichen Naturgeschichte bis zur Verklärung fortgeleitet.
Ja und ihr habt vorher so schön für mich die Tugend an die Religion ange¬ schlossen. Alles was die Erfahrung und die irdische Wirksamkeit begreift, macht den Bezirk des Gewissens aus, welches diese Welt mit höheren Welten verbindet. Bei höhern Sinnen entsteht Religion und was vorher unbegreifliche Nothwendigkeit unserer innersten Natur schien, ein Allgesetz ohne bestimmten Inhalt, wird nun zu einer wun¬ derbaren, einheimischen, unendlich mannich¬ faltigen, und durchaus befriedigenden Welt, zu einer unbegreiflich innigen Gemeinschaft
Dom des Steinreichs, bis zu dem krauſen Teppich einer bunten Wieſe, wird alles durch ihn erhalten, durch ihn mit uns ver¬ knüpft, und uns verſtändlich gemacht, und durch ihn die unbekannte Bahn der unend¬ lichen Naturgeſchichte bis zur Verklärung fortgeleitet.
Ja und ihr habt vorher ſo ſchön für mich die Tugend an die Religion ange¬ ſchloſſen. Alles was die Erfahrung und die irdiſche Wirkſamkeit begreift, macht den Bezirk des Gewiſſens aus, welches dieſe Welt mit höheren Welten verbindet. Bei höhern Sinnen entſteht Religion und was vorher unbegreifliche Nothwendigkeit unſerer innerſten Natur ſchien, ein Allgeſetz ohne beſtimmten Inhalt, wird nun zu einer wun¬ derbaren, einheimiſchen, unendlich mannich¬ faltigen, und durchaus befriedigenden Welt, zu einer unbegreiflich innigen Gemeinſchaft
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0392"n="46"/>
Dom des Steinreichs, bis zu dem krauſen<lb/>
Teppich einer bunten Wieſe, wird alles<lb/>
durch ihn erhalten, durch ihn mit uns ver¬<lb/>
knüpft, und uns verſtändlich gemacht, und<lb/>
durch ihn die unbekannte Bahn der unend¬<lb/>
lichen Naturgeſchichte bis zur Verklärung<lb/>
fortgeleitet.</p><lb/><p>Ja und ihr habt vorher ſo ſchön für<lb/>
mich die Tugend an die Religion ange¬<lb/>ſchloſſen. Alles was die Erfahrung und die<lb/>
irdiſche Wirkſamkeit begreift, macht den<lb/>
Bezirk des Gewiſſens aus, welches dieſe<lb/>
Welt mit höheren Welten verbindet. Bei<lb/>
höhern Sinnen entſteht Religion und was<lb/>
vorher unbegreifliche Nothwendigkeit unſerer<lb/>
innerſten Natur ſchien, ein Allgeſetz ohne<lb/>
beſtimmten Inhalt, wird nun zu einer wun¬<lb/>
derbaren, einheimiſchen, unendlich mannich¬<lb/>
faltigen, und durchaus befriedigenden Welt,<lb/>
zu einer unbegreiflich innigen Gemeinſchaft<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[46/0392]
Dom des Steinreichs, bis zu dem krauſen
Teppich einer bunten Wieſe, wird alles
durch ihn erhalten, durch ihn mit uns ver¬
knüpft, und uns verſtändlich gemacht, und
durch ihn die unbekannte Bahn der unend¬
lichen Naturgeſchichte bis zur Verklärung
fortgeleitet.
Ja und ihr habt vorher ſo ſchön für
mich die Tugend an die Religion ange¬
ſchloſſen. Alles was die Erfahrung und die
irdiſche Wirkſamkeit begreift, macht den
Bezirk des Gewiſſens aus, welches dieſe
Welt mit höheren Welten verbindet. Bei
höhern Sinnen entſteht Religion und was
vorher unbegreifliche Nothwendigkeit unſerer
innerſten Natur ſchien, ein Allgeſetz ohne
beſtimmten Inhalt, wird nun zu einer wun¬
derbaren, einheimiſchen, unendlich mannich¬
faltigen, und durchaus befriedigenden Welt,
zu einer unbegreiflich innigen Gemeinſchaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/392>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.