Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.ne Volck ist gar wüster Art/ zornig von Sinnen/ werden aber nicht leichtlich Handgemein/ sondern werffen mit einen hauffen Scheltworten weidlich um sich. Liegen und Betriegen scheinet bey ihnen als zwey Haupt Tugenden geübet zu werden / also daß sie offtmals auß Haß wieder jemandten ihre falsche Beschuldigungen mit den Kuß des Creutzes/ so bey ihnen vor einen Eid gehalten wird / bestätigen. Die Trunckenheit eine reiche Gebährerin alles unordentlichen Wesens Sünden / Schande und Laster/ ist so wohl unter den Frawen als Männern gantz gemein/ und in vollem Schwange. Offtmahl verspäten sie so lang beym Brandwein/ daß/ wann ihre Seckel und Taschen geleert seyn/ sie die Kleider zum Pfande lassen/ und als schändliche Creaturen in ihren eignen Gespey sich umbwältzen. In Zubereitung ihrer Speise seyn sie so gar curieus und zärtlich nicht/ wie man wohl bey andern Nationen verspüret; Grütze/ Kohl, Rüben und Stockfisch ist ihre tägliche Speise/ und jemehr der Fisch stincket/ je delicater sie ihn achten / daher kan man ihr Fischmarck eher riechen/ als mit den Augen sehen. In ihren Beysammenkunfften halten sie es vor keine Schande/ den Winden so wohl von oben/ als von unten einen freyen Außzug zu geben/ vermeinend/ der Gesundheit halber besser zu seyn/ dieselbe in die weite Weld außtreiben/ als in einem engen Bauch verschlossen behalten. Die Muscowiter oder Russen seyn insgemein Leichtsinnig/ und zu Vollbringung ihrer fleischlichen Lüsten sehr geneiget/ worinnen sie offtmahls die Grentzen der Natur so weit übertretten/ daß sie sich nicht schämen mit sodomitischen Sünden sich zu beschmitzen. In der Ehe seyn sie mit einer ehelichen Hauß-Frawen durchs Gesetz verbunden/ und ist ihnen zugelassen den Ehebund zu dreyen mahlen zu erwiedern/ hernach nicht mehr. Die Verlöbnis der Unverlobten wird von beider Seits Eltern oder nähesten Verwandten zu erst gestifftet/ und hernacher mit wunderlicher Pracht und seltzamen Ceremonien im Hause des Bräutigambs befästiget und vollenzogen. Aldieweil aber diese Beysammenkunfft geschicht/ da sie sich vorhin nie gesehen noch gesprochen haben/ so entstehet daher offtermahls viel Unlust und Hauß-Gezäncke/ die gemeiniglich auf der frauen Rücken außschlagen. ne Volck ist gar wüster Art/ zornig von Sinnen/ werden aber nicht leichtlich Handgemein/ sondern werffen mit einen hauffen Scheltworten weidlich um sich. Liegen und Betriegen scheinet bey ihnen als zwey Haupt Tugenden geübet zu werden / also daß sie offtmals auß Haß wieder jemandten ihre falsche Beschuldigungen mit den Kuß des Creutzes/ so bey ihnen vor einen Eid gehalten wird / bestätigen. Die Trunckenheit eine reiche Gebährerin alles unordentlichen Wesens Sünden / Schande und Laster/ ist so wohl unter den Frawen als Männern gantz gemein/ und in vollem Schwange. Offtmahl verspäten sie so lang beym Brandwein/ daß/ wann ihre Seckel und Taschen geleert seyn/ sie die Kleider zum Pfande lassen/ und als schändliche Creaturen in ihren eignen Gespey sich umbwältzen. In Zubereitung ihrer Speise seyn sie so gar curieus und zärtlich nicht/ wie man wohl bey andern Nationen verspüret; Grütze/ Kohl, Rüben und Stockfisch ist ihre tägliche Speise/ und jemehr der Fisch stincket/ je delicater sie ihn achten / daher kan man ihr Fischmarck eher riechen/ als mit den Augen sehen. In ihren Beysammenkunfften halten sie es vor keine Schande/ den Winden so wohl von oben/ als von unten einen freyen Außzug zu geben/ vermeinend/ der Gesundheit halber besser zu seyn/ dieselbe in die weite Weld außtreiben/ als in einem engen Bauch verschlossen behalten. Die Muscowiter oder Russen seyn insgemein Leichtsinnig/ und zu Vollbringung ihrer fleischlichen Lüsten sehr geneiget/ worinnen sie offtmahls die Grentzen der Natur so weit übertretten/ daß sie sich nicht schämen mit sodomitischen Sünden sich zu beschmitzen. In der Ehe seyn sie mit einer ehelichen Hauß-Frawen durchs Gesetz verbunden/ und ist ihnen zugelassen den Ehebund zu dreyen mahlen zu erwiedern/ hernach nicht mehr. Die Verlöbnis der Unverlobten wird von beider Seits Eltern oder nähesten Verwandten zu erst gestifftet/ und hernacher mit wunderlicher Pracht und seltzamen Ceremonien im Hause des Bräutigambs befästiget und vollenzogen. Aldieweil aber diese Beysammenkunfft geschicht/ da sie sich vorhin nie gesehen noch gesprochen haben/ so entstehet daher offtermahls viel Unlust und Hauß-Gezäncke/ die gemeiniglich auf der frauen Rücken außschlagen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0132" n="120"/> ne Volck ist gar wüster Art/ zornig von Sinnen/ werden aber nicht leichtlich Handgemein/ sondern werffen mit einen hauffen Scheltworten weidlich um sich.</p> <p>Liegen und Betriegen scheinet bey ihnen als zwey Haupt Tugenden geübet zu werden / also daß sie offtmals auß Haß wieder jemandten ihre falsche Beschuldigungen mit den Kuß des Creutzes/ so bey ihnen vor einen Eid gehalten wird / bestätigen.</p> <p>Die Trunckenheit eine reiche Gebährerin alles unordentlichen Wesens Sünden / Schande und Laster/ ist so wohl unter den Frawen als Männern gantz gemein/ und in vollem Schwange. Offtmahl verspäten sie so lang beym Brandwein/ daß/ wann ihre Seckel und Taschen geleert seyn/ sie die Kleider zum Pfande lassen/ und als schändliche Creaturen in ihren eignen Gespey sich umbwältzen.</p> <p>In Zubereitung ihrer Speise seyn sie so gar curieus und zärtlich nicht/ wie man wohl bey andern Nationen verspüret; Grütze/ Kohl, Rüben und Stockfisch ist ihre tägliche Speise/ und jemehr der Fisch stincket/ je delicater sie ihn achten / daher kan man ihr Fischmarck eher riechen/ als mit den Augen sehen.</p> <p>In ihren Beysammenkunfften halten sie es vor keine Schande/ den Winden so wohl von oben/ als von unten einen freyen Außzug zu geben/ vermeinend/ der Gesundheit halber besser zu seyn/ dieselbe in die weite Weld außtreiben/ als in einem engen Bauch verschlossen behalten.</p> <p>Die Muscowiter oder Russen seyn insgemein Leichtsinnig/ und zu Vollbringung ihrer fleischlichen Lüsten sehr geneiget/ worinnen sie offtmahls die Grentzen der Natur so weit übertretten/ daß sie sich nicht schämen mit sodomitischen Sünden sich zu beschmitzen.</p> <p>In der Ehe seyn sie mit einer ehelichen Hauß-Frawen durchs Gesetz verbunden/ und ist ihnen zugelassen den Ehebund zu dreyen mahlen zu erwiedern/ hernach nicht mehr. Die Verlöbnis der Unverlobten wird von beider Seits Eltern oder nähesten Verwandten zu erst gestifftet/ und hernacher mit wunderlicher Pracht und seltzamen Ceremonien im Hause des Bräutigambs befästiget und vollenzogen.</p> <p>Aldieweil aber diese Beysammenkunfft geschicht/ da sie sich vorhin nie gesehen noch gesprochen haben/ so entstehet daher offtermahls viel Unlust und Hauß-Gezäncke/ die gemeiniglich auf der frauen Rücken außschlagen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0132]
ne Volck ist gar wüster Art/ zornig von Sinnen/ werden aber nicht leichtlich Handgemein/ sondern werffen mit einen hauffen Scheltworten weidlich um sich.
Liegen und Betriegen scheinet bey ihnen als zwey Haupt Tugenden geübet zu werden / also daß sie offtmals auß Haß wieder jemandten ihre falsche Beschuldigungen mit den Kuß des Creutzes/ so bey ihnen vor einen Eid gehalten wird / bestätigen.
Die Trunckenheit eine reiche Gebährerin alles unordentlichen Wesens Sünden / Schande und Laster/ ist so wohl unter den Frawen als Männern gantz gemein/ und in vollem Schwange. Offtmahl verspäten sie so lang beym Brandwein/ daß/ wann ihre Seckel und Taschen geleert seyn/ sie die Kleider zum Pfande lassen/ und als schändliche Creaturen in ihren eignen Gespey sich umbwältzen.
In Zubereitung ihrer Speise seyn sie so gar curieus und zärtlich nicht/ wie man wohl bey andern Nationen verspüret; Grütze/ Kohl, Rüben und Stockfisch ist ihre tägliche Speise/ und jemehr der Fisch stincket/ je delicater sie ihn achten / daher kan man ihr Fischmarck eher riechen/ als mit den Augen sehen.
In ihren Beysammenkunfften halten sie es vor keine Schande/ den Winden so wohl von oben/ als von unten einen freyen Außzug zu geben/ vermeinend/ der Gesundheit halber besser zu seyn/ dieselbe in die weite Weld außtreiben/ als in einem engen Bauch verschlossen behalten.
Die Muscowiter oder Russen seyn insgemein Leichtsinnig/ und zu Vollbringung ihrer fleischlichen Lüsten sehr geneiget/ worinnen sie offtmahls die Grentzen der Natur so weit übertretten/ daß sie sich nicht schämen mit sodomitischen Sünden sich zu beschmitzen.
In der Ehe seyn sie mit einer ehelichen Hauß-Frawen durchs Gesetz verbunden/ und ist ihnen zugelassen den Ehebund zu dreyen mahlen zu erwiedern/ hernach nicht mehr. Die Verlöbnis der Unverlobten wird von beider Seits Eltern oder nähesten Verwandten zu erst gestifftet/ und hernacher mit wunderlicher Pracht und seltzamen Ceremonien im Hause des Bräutigambs befästiget und vollenzogen.
Aldieweil aber diese Beysammenkunfft geschicht/ da sie sich vorhin nie gesehen noch gesprochen haben/ so entstehet daher offtermahls viel Unlust und Hauß-Gezäncke/ die gemeiniglich auf der frauen Rücken außschlagen.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/132>, abgerufen am 16.02.2025. |