Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.tzen. Die Bogen seyn kurtz und die Pfeile dünn/ fornen mit einen scharffen Knochen oder Horn gewaffnet. Mit diesem Gewehr wissen sie sehr wohl umbzugehen/ und seyn so gewiß im Schiessen/ daß auch die Fische im Wasser ihren Pfeilen kaum entweichen können. Die Beschaffenheit ihrer Kahnen oder Böhtchen können nicht besser als mit einer Weber Schieß-Spule verglichen werden; Sie seyn ohngefehr 10. oder 12. Fuß lang/ von Wallfisches-Knochen oder Bretern/ ohugefehr eines Fingers dick / aneinander gesetzet/ von außen rings umb mit rauhen Fellen überzogen/ und mit dünnen Seenen so dicht und starck aneinander genähet/ daß sie vor der Gewalt der Baren befreyet/ und dem Durchlechtzen des Seewassers nicht unterworffen seyn. Vornen und hinten lauffen sie spitz zu/ in der Mitte ist nur ein Platz vor einen Mann/ welcher/ wann er sichdarein gesetzet/ alles was noch offen ist/ mit seinen Kleide/ so auß rauhen Fellen gemacht/ bedecket/ und feste umb sich zuschnüret/ daß kein Wasser hinein stürtzen kan/ und ob er schon mit demselben umbschlüge/ treibet es doch von selbst wieder oben; Sothanes wunderliches Fahr-Zeug wird durch einen Ruder geschwind fortgetrieben/ und gleich als in einer Bilance gehalten. Die Dänen/ als sie unter der Regirung des Königs Christiani des vierdten/ umb einen Durchzug zwischen America und Gronland nacher Ost-Indien zu suchen/ mit einigen Schiffen unter dem Commando des Herrn Gotske Lindenau nach dieser Küste zu segelten/ aber unverrichteter Sachen wiederkehren müsten/ brachten einige Einwohner auß Gronland mit. Der König bestellete einige Personen/ die Achtung auff sie geben müsten/ hatten aber Freyheit zu gehen/ wohin sie begehreten; Ihre Speise war Milch/ Käse/ Butter/ Rindfleisch und rohe Fische; Zum Brod und gekochten Speisen konten sie sich nicht gewehnen/ und noch weniger zum Wein / sondern ein guter Zug von Wallfisch-Trahn schien ihnen ein angenehmer Trunck zu seyn. Offtmals kehreten sie sich gen Norden und seufftzeten nach ihren Vatterland. Als sie nun einige Zeit also gelebet/ seyn etliche durch Unachtsamkeit ihrer Hüter entwischet/ haben sich in einen Kahn gesetzet/ und Seewerts zugefahren/ wurden aber durch Ungewitter auff die Cüste von Schonen an Land getrieben/ von den Bauren gefangen/ und wieder nach Copenhagen gebracht; Worauff sie besser bewahret wurden/ doch einige geriehten auß Betrübnis in die Schwindsucht und zum Todte. Fünffe tzen. Die Bogen seyn kurtz und die Pfeile dünn/ fornen mit einen scharffen Knochen oder Horn gewaffnet. Mit diesem Gewehr wissen sie sehr wohl umbzugehen/ und seyn so gewiß im Schiessen/ daß auch die Fische im Wasser ihren Pfeilen kaum entweichen können. Die Beschaffenheit ihrer Kahnen oder Böhtchen können nicht besser als mit einer Weber Schieß-Spule verglichen werden; Sie seyn ohngefehr 10. oder 12. Fuß lang/ von Wallfisches-Knochen oder Bretern/ ohugefehr eines Fingers dick / aneinander gesetzet/ von außen rings umb mit rauhen Fellen überzogen/ und mit dünnen Seenen so dicht und starck aneinander genähet/ daß sie vor der Gewalt der Baren befreyet/ und dem Durchlechtzen des Seewassers nicht unterworffen seyn. Vornen und hinten lauffen sie spitz zu/ in der Mitte ist nur ein Platz vor einen Mann/ welcher/ wann er sichdarein gesetzet/ alles was noch offen ist/ mit seinen Kleide/ so auß rauhen Fellen gemacht/ bedecket/ und feste umb sich zuschnüret/ daß kein Wasser hinein stürtzen kan/ und ob er schon mit demselben umbschlüge/ treibet es doch von selbst wieder oben; Sothanes wunderliches Fahr-Zeug wird durch einen Ruder geschwind fortgetrieben/ und gleich als in einer Bilance gehalten. Die Dänen/ als sie unter der Regirung des Königs Christiani des vierdten/ umb einen Durchzug zwischen America und Gronland nacher Ost-Indien zu suchen/ mit einigen Schiffen unter dem Commando des Herrn Gotske Lindenau nach dieser Küste zu segelten/ aber unverrichteter Sachen wiederkehren müsten/ brachten einige Einwohner auß Gronland mit. Der König bestellete einige Personen/ die Achtung auff sie geben müsten/ hatten aber Freyheit zu gehen/ wohin sie begehreten; Ihre Speise war Milch/ Käse/ Butter/ Rindfleisch und rohe Fische; Zum Brod und gekochten Speisen konten sie sich nicht gewehnen/ und noch weniger zum Wein / sondern ein guter Zug von Wallfisch-Trahn schien ihnen ein angenehmer Trunck zu seyn. Offtmals kehreten sie sich gen Norden und seufftzeten nach ihren Vatterland. Als sie nun einige Zeit also gelebet/ seyn etliche durch Unachtsamkeit ihrer Hüter entwischet/ haben sich in einen Kahn gesetzet/ und Seewerts zugefahren/ wurden aber durch Ungewitter auff die Cüste von Schonen an Land getrieben/ von den Bauren gefangen/ und wieder nach Copenhagen gebracht; Worauff sie besser bewahret wurden/ doch einige geriehten auß Betrübnis in die Schwindsucht und zum Todte. Fünffe <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0138" n="126"/> tzen. Die Bogen seyn kurtz und die Pfeile dünn/ fornen mit einen scharffen Knochen oder Horn gewaffnet. Mit diesem Gewehr wissen sie sehr wohl umbzugehen/ und seyn so gewiß im Schiessen/ daß auch die Fische im Wasser ihren Pfeilen kaum entweichen können. Die Beschaffenheit ihrer Kahnen oder Böhtchen können nicht besser als mit einer Weber Schieß-Spule verglichen werden; Sie seyn ohngefehr 10. oder 12. Fuß lang/ von Wallfisches-Knochen oder Bretern/ ohugefehr eines Fingers dick / aneinander gesetzet/ von außen rings umb mit rauhen Fellen überzogen/ und mit dünnen Seenen so dicht und starck aneinander genähet/ daß sie vor der Gewalt der Baren befreyet/ und dem Durchlechtzen des Seewassers nicht unterworffen seyn. Vornen und hinten lauffen sie spitz zu/ in der Mitte ist nur ein Platz vor einen Mann/ welcher/ wann er sichdarein gesetzet/ alles was noch offen ist/ mit seinen Kleide/ so auß rauhen Fellen gemacht/ bedecket/ und feste umb sich zuschnüret/ daß kein Wasser hinein stürtzen kan/ und ob er schon mit demselben umbschlüge/ treibet es doch von selbst wieder oben; Sothanes wunderliches Fahr-Zeug wird durch einen Ruder geschwind fortgetrieben/ und gleich als in einer Bilance gehalten.</p> <p>Die Dänen/ als sie unter der Regirung des Königs Christiani des vierdten/ umb einen Durchzug zwischen America und Gronland nacher Ost-Indien zu suchen/ mit einigen Schiffen unter dem Commando des Herrn Gotske Lindenau nach dieser Küste zu segelten/ aber unverrichteter Sachen wiederkehren müsten/ brachten einige Einwohner auß Gronland mit. Der König bestellete einige Personen/ die Achtung auff sie geben müsten/ hatten aber Freyheit zu gehen/ wohin sie begehreten; Ihre Speise war Milch/ Käse/ Butter/ Rindfleisch und rohe Fische; Zum Brod und gekochten Speisen konten sie sich nicht gewehnen/ und noch weniger zum Wein / sondern ein guter Zug von Wallfisch-Trahn schien ihnen ein angenehmer Trunck zu seyn. Offtmals kehreten sie sich gen Norden und seufftzeten nach ihren Vatterland. Als sie nun einige Zeit also gelebet/ seyn etliche durch Unachtsamkeit ihrer Hüter entwischet/ haben sich in einen Kahn gesetzet/ und Seewerts zugefahren/ wurden aber durch Ungewitter auff die Cüste von Schonen an Land getrieben/ von den Bauren gefangen/ und wieder nach Copenhagen gebracht; Worauff sie besser bewahret wurden/ doch einige geriehten auß Betrübnis in die Schwindsucht und zum Todte. Fünffe </p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0138]
tzen. Die Bogen seyn kurtz und die Pfeile dünn/ fornen mit einen scharffen Knochen oder Horn gewaffnet. Mit diesem Gewehr wissen sie sehr wohl umbzugehen/ und seyn so gewiß im Schiessen/ daß auch die Fische im Wasser ihren Pfeilen kaum entweichen können. Die Beschaffenheit ihrer Kahnen oder Böhtchen können nicht besser als mit einer Weber Schieß-Spule verglichen werden; Sie seyn ohngefehr 10. oder 12. Fuß lang/ von Wallfisches-Knochen oder Bretern/ ohugefehr eines Fingers dick / aneinander gesetzet/ von außen rings umb mit rauhen Fellen überzogen/ und mit dünnen Seenen so dicht und starck aneinander genähet/ daß sie vor der Gewalt der Baren befreyet/ und dem Durchlechtzen des Seewassers nicht unterworffen seyn. Vornen und hinten lauffen sie spitz zu/ in der Mitte ist nur ein Platz vor einen Mann/ welcher/ wann er sichdarein gesetzet/ alles was noch offen ist/ mit seinen Kleide/ so auß rauhen Fellen gemacht/ bedecket/ und feste umb sich zuschnüret/ daß kein Wasser hinein stürtzen kan/ und ob er schon mit demselben umbschlüge/ treibet es doch von selbst wieder oben; Sothanes wunderliches Fahr-Zeug wird durch einen Ruder geschwind fortgetrieben/ und gleich als in einer Bilance gehalten.
Die Dänen/ als sie unter der Regirung des Königs Christiani des vierdten/ umb einen Durchzug zwischen America und Gronland nacher Ost-Indien zu suchen/ mit einigen Schiffen unter dem Commando des Herrn Gotske Lindenau nach dieser Küste zu segelten/ aber unverrichteter Sachen wiederkehren müsten/ brachten einige Einwohner auß Gronland mit. Der König bestellete einige Personen/ die Achtung auff sie geben müsten/ hatten aber Freyheit zu gehen/ wohin sie begehreten; Ihre Speise war Milch/ Käse/ Butter/ Rindfleisch und rohe Fische; Zum Brod und gekochten Speisen konten sie sich nicht gewehnen/ und noch weniger zum Wein / sondern ein guter Zug von Wallfisch-Trahn schien ihnen ein angenehmer Trunck zu seyn. Offtmals kehreten sie sich gen Norden und seufftzeten nach ihren Vatterland. Als sie nun einige Zeit also gelebet/ seyn etliche durch Unachtsamkeit ihrer Hüter entwischet/ haben sich in einen Kahn gesetzet/ und Seewerts zugefahren/ wurden aber durch Ungewitter auff die Cüste von Schonen an Land getrieben/ von den Bauren gefangen/ und wieder nach Copenhagen gebracht; Worauff sie besser bewahret wurden/ doch einige geriehten auß Betrübnis in die Schwindsucht und zum Todte. Fünffe
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/138>, abgerufen am 16.07.2024. |