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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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Ein Messer ins Feuer halten/ einen Vogel tödten/ ein Pferd mit dem Zaum schlagen/ und die Milch verschütten/ wird bey ihnen vor eine schröckliche Sünde gehalten.

Ihr Käyser/ welchen sie den grossen Cham nennen/ wird Göttlich verehret/ und mit grosser Reverentz angebeten; dessen Wort ihnen fort ein Gesetz ist.

Bey Begräbnüß der Todten wird bey ihnen diser Gebrauch gehalten. Sie graben eine grosse Grube/ ziehen dem Todten seine beste Kleider an/ bereiten neben ihm eine Tafel mit Speise/ und stellen bey ihm ein gezäumet Pferd/ und bedecken diß alles zusammen mit Erd. Die Vornehmste unter ihnen/ weil sie noch leben/ erwehlen einen Knecht/ brennen demselben ein Zeichen auf die Wangen / und wann sie nun versterben/ wird derselbe Knecht lebendig mit ihnen begraben / damit sie dessen Dienst/ wie sie vermeinen/ in der andern Welt mögen geniessen.

Das Beklagen ihrer Todten gehet gantz barbarisch zu; Sie kratzen und scheuren das Vorhaupt/ Brust und Arme entzwey/ daß das Blut herauß läuffet/ und solch Trauren währet so lange/ biß die Wunden wieder heil seyn; und so einige noch länger trauren wollen/ kratzen sie die halb zugeheilete Wunden von neuem wieder auff.

Von den Mogulsen und Macassern.

DAs Gebiet deß grossen Mogul begreifft unter sich verschiedene Königreiche/ als Aracon/ Mandao/ Sanga/ Multam/ Citor/ Guzaratta/ Dabut/ Lahohr/ sc. Diese seyn meisten theils gelegen ohngefehr dem berühmten Indischen Fluß Ganges / und werden durch Unter-Könige regirt. Die Einwohner seyn mehrentheils ihrer Herkunfft nach Tartarn/ welche unter Tamerlane viel Länder und Reiche eingenommen; Sie seyn schwartzbrauner Farbe/ von starck- und wohlgestalten Gliedern.

Ihre Kleidung ist sehr köstlich; die Männer so wol als die Frauen tragen lange / glatte/ gespannete Hosen/ welche von den Füssen an biß an die Hüffte zu gantz dicht wie Laschen gefalten seyn. Uber diese Hosen haben sie biß auff die Hüffte lange dünne Röcke von doppelten Taffet/ güldenen Stücken/ oder köstlichen weissen Leinwad/ deren etliche mit Figuren allerhand Thieren durchwircket seyn. Die Männer bedecken ihr Haupt mit gefärbten und von Gold und Seiden gemachten Bundhauben/ und den Leib umbgürten sie mit kostba-

Ein Messer ins Feuer halten/ einen Vogel tödten/ ein Pferd mit dem Zaum schlagen/ uñ die Milch verschütten/ wird bey ihnen vor eine schröckliche Sünde gehalten.

Ihr Käyser/ welchen sie den grossen Cham nennen/ wird Göttlich verehret/ und mit grosser Reverentz angebeten; dessen Wort ihnen fort ein Gesetz ist.

Bey Begräbnüß der Todten wird bey ihnen diser Gebrauch gehalten. Sie graben eine grosse Grube/ ziehen dem Todten seine beste Kleider an/ bereiten neben ihm eine Tafel mit Speise/ und stellen bey ihm ein gezäumet Pferd/ uñ bedecken diß alles zusammen mit Erd. Die Vornehmste unter ihnen/ weil sie noch leben/ erwehlen einen Knecht/ brennen demselben ein Zeichen auf die Wangen / und wann sie nun versterben/ wird derselbe Knecht lebendig mit ihnen begraben / damit sie dessen Dienst/ wie sie vermeinen/ in der andern Welt mögen geniessen.

Das Beklagen ihrer Todten gehet gantz barbarisch zu; Sie kratzen und scheuren das Vorhaupt/ Brust und Arme entzwey/ daß das Blut herauß läuffet/ und solch Trauren währet so lange/ biß die Wunden wieder heil seyn; und so einige noch länger trauren wollen/ kratzen sie die halb zugeheilete Wunden von neuem wieder auff.

Von den Mogulsen und Macassern.

DAs Gebiet deß grossen Mogul begreifft unter sich verschiedene Königreiche/ als Aracon/ Mandao/ Sanga/ Multam/ Citor/ Guzaratta/ Dabut/ Lahohr/ sc. Diese seyn meisten theils gelegen ohngefehr dem berühmten Indischen Fluß Ganges / und werden durch Unter-Könige regirt. Die Einwohner seyn mehrentheils ihrer Herkunfft nach Tartarn/ welche unter Tamerlane viel Länder und Reiche eingenommen; Sie seyn schwartzbrauner Farbe/ von starck- und wohlgestalten Gliedern.

Ihre Kleidung ist sehr köstlich; die Männer so wol als die Frauen tragen lange / glatte/ gespannete Hosen/ welche von den Füssen an biß an die Hüffte zu gantz dicht wie Laschen gefalten seyn. Uber diese Hosen haben sie biß auff die Hüffte lange dünne Röcke von doppelten Taffet/ güldenen Stücken/ oder köstlichen weissen Leinwad/ deren etliche mit Figuren allerhand Thieren durchwircket seyn. Die Männer bedecken ihr Haupt mit gefärbten und von Gold und Seiden gemachten Bundhauben/ und den Leib umbgürten sie mit kostba-

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[8/0020] Ein Messer ins Feuer halten/ einen Vogel tödten/ ein Pferd mit dem Zaum schlagen/ uñ die Milch verschütten/ wird bey ihnen vor eine schröckliche Sünde gehalten. Ihr Käyser/ welchen sie den grossen Cham nennen/ wird Göttlich verehret/ und mit grosser Reverentz angebeten; dessen Wort ihnen fort ein Gesetz ist. Bey Begräbnüß der Todten wird bey ihnen diser Gebrauch gehalten. Sie graben eine grosse Grube/ ziehen dem Todten seine beste Kleider an/ bereiten neben ihm eine Tafel mit Speise/ und stellen bey ihm ein gezäumet Pferd/ uñ bedecken diß alles zusammen mit Erd. Die Vornehmste unter ihnen/ weil sie noch leben/ erwehlen einen Knecht/ brennen demselben ein Zeichen auf die Wangen / und wann sie nun versterben/ wird derselbe Knecht lebendig mit ihnen begraben / damit sie dessen Dienst/ wie sie vermeinen/ in der andern Welt mögen geniessen. Das Beklagen ihrer Todten gehet gantz barbarisch zu; Sie kratzen und scheuren das Vorhaupt/ Brust und Arme entzwey/ daß das Blut herauß läuffet/ und solch Trauren währet so lange/ biß die Wunden wieder heil seyn; und so einige noch länger trauren wollen/ kratzen sie die halb zugeheilete Wunden von neuem wieder auff. Von den Mogulsen und Macassern. DAs Gebiet deß grossen Mogul begreifft unter sich verschiedene Königreiche/ als Aracon/ Mandao/ Sanga/ Multam/ Citor/ Guzaratta/ Dabut/ Lahohr/ sc. Diese seyn meisten theils gelegen ohngefehr dem berühmten Indischen Fluß Ganges / und werden durch Unter-Könige regirt. Die Einwohner seyn mehrentheils ihrer Herkunfft nach Tartarn/ welche unter Tamerlane viel Länder und Reiche eingenommen; Sie seyn schwartzbrauner Farbe/ von starck- und wohlgestalten Gliedern. Ihre Kleidung ist sehr köstlich; die Männer so wol als die Frauen tragen lange / glatte/ gespannete Hosen/ welche von den Füssen an biß an die Hüffte zu gantz dicht wie Laschen gefalten seyn. Uber diese Hosen haben sie biß auff die Hüffte lange dünne Röcke von doppelten Taffet/ güldenen Stücken/ oder köstlichen weissen Leinwad/ deren etliche mit Figuren allerhand Thieren durchwircket seyn. Die Männer bedecken ihr Haupt mit gefärbten und von Gold und Seiden gemachten Bundhauben/ und den Leib umbgürten sie mit kostba-

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/20>, abgerufen am 21.11.2024.