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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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gen den Toden auff die rechte Seite ins Grab ohne Sarck/ mit dem Angesicht nach Westen gekehret/ weil sie sagen/ daß der Jüngste Tag von Westen anheben werde; Sie stopffen ihm alle Löcher/ den Mund/ Nasen/ Ohren/ auch die heimlichen Örther zu/ daß nichts unreines herauß komme/ dadurch der Leichnam solle verunreiniget werden.

Bey den Begräbnüssen ihrer verstorbenen Heiligen bezeigen sie grosse Ehrerbietung.

Der König/ welchen sie Sultan und Sophi nennen/ hat eine unumbschränckte Macht über alle Güter/ Leben und Todt/ so wol seiner grossen Herren/ als gemeiner Unterthanen.

Die grossen Herren oder Chanen müssen alle Jahr dem Könige kostbare Praesenten zum Neuen Jahrs-Geschenck übersenden/ und alsdenn sendet der König hinwider den Chanen einen Hoff-Bedienten/ und lässet denselben entweder seine Gnad oder Ungnade andeuten/ welches also zugehet: Wenn der Königliche abgeordneter Diener außreiset/ muß er eiligst Tag und Nacht fortreisen/ biß er auff 3. oder 4. Meilen nahe bey den Chan/ an: welchen er gesandt ist/ gelanget/ alsdann lässet er seine Ankunfft/ und zwar allemahl mit Vertröstung auff etwas Gutes / durch eine eilende Post/ demselben anmelden/ mit dem Befehl/ ihm an einem gewissen Orth zu begegnen. Darauff zeucht der Chan mit Furcht und Hoffnung / neben vielem Volck begleitet/ ihm entgegen/ und wann sie nahe zusammen kommen / nimbt er Abscheid von selbigem seinem Volck/ und gehet hin. Der Abgeordneter deß Königes stehet still/ und hält in einem Boktze oder Capsul/ mit einer Tapet bedecket/ entweder ein Gnaden-Kleid/ oder auch einen ungnädigen und strengen Befehl/ deß Chans Kopff zu bringen. Der Chan muß sein Gewehr / Uberkleid und Kopf-Bund ablegen/ und also bloß für ihm treten; hat er Gnade bey dem Könige/ so wird ihm dieselbe mit Darreichung deß Gnaden-Kleides/ und eines freundlichen Schreibens angedeutet/ welches Kleid der Chan oben am Halskragen küsset/ an die Stirn drücket/ und anziehet. Ist er aber in Ungnaden/ so wird die Decke abgenommen/ und der Mord-Brieff mit des Königes Siegel gezeiget/ und dabey angesagt: Der König will/ daß du deinen Kopff ihm hierinnen zusenden solt; Daranff wird ihm alsofort der Kopff abgeschlagen/ welchen er auch willig darreichet; und der Abgeordnete eilet mit dem Kopffe wieder zurück zum Könige / dessen Füssen er den Kopff vorzeiget/ und niederleget.

gen den Toden auff die rechte Seite ins Grab ohne Sarck/ mit dem Angesicht nach Westen gekehret/ weil sie sagen/ daß der Jüngste Tag von Westen anheben werde; Sie stopffen ihm alle Löcher/ den Mund/ Nasen/ Ohren/ auch die heimlichen Örther zu/ daß nichts unreines herauß komme/ dadurch der Leichnam solle verunreiniget werden.

Bey den Begräbnüssen ihrer verstorbenen Heiligen bezeigen sie grosse Ehrerbietung.

Der König/ welchen sie Sultan und Sophi nennen/ hat eine unumbschränckte Macht über alle Güter/ Leben und Todt/ so wol seiner grossen Herren/ als gemeiner Unterthanen.

Die grossen Herren oder Chanen müssen alle Jahr dem Könige kostbare Praesenten zum Neuen Jahrs-Geschenck übersenden/ und alsdenn sendet der König hinwider den Chanen einen Hoff-Bedienten/ und lässet denselben entweder seine Gnad oder Ungnade andeuten/ welches also zugehet: Wenn der Königliche abgeordneter Diener außreiset/ muß er eiligst Tag und Nacht fortreisen/ biß er auff 3. oder 4. Meilen nahe bey den Chan/ an: welchen er gesandt ist/ gelanget/ alsdann lässet er seine Ankunfft/ und zwar allemahl mit Vertröstung auff etwas Gutes / durch eine eilende Post/ demselben anmelden/ mit dem Befehl/ ihm an einem gewissen Orth zu begegnen. Darauff zeucht der Chan mit Furcht und Hoffnung / neben vielem Volck begleitet/ ihm entgegen/ und wann sie nahe zusammen kommen / nimbt er Abscheid von selbigem seinem Volck/ und gehet hin. Der Abgeordneter deß Königes stehet still/ und hält in einem Boktze oder Capsul/ mit einer Tapet bedecket/ entweder ein Gnaden-Kleid/ oder auch einen ungnädigen und strengen Befehl/ deß Chans Kopff zu bringen. Der Chan muß sein Gewehr / Uberkleid und Kopf-Bund ablegen/ und also bloß für ihm treten; hat er Gnade bey dem Könige/ so wird ihm dieselbe mit Darreichung deß Gnaden-Kleides/ und eines freundlichen Schreibens angedeutet/ welches Kleid der Chan oben am Halskragen küsset/ an die Stirn drücket/ und anziehet. Ist er aber in Ungnaden/ so wird die Decke abgenommen/ und der Mord-Brieff mit des Königes Siegel gezeiget/ und dabey angesagt: Der König will/ daß du deinen Kopff ihm hierinnen zusenden solt; Daranff wird ihm alsofort der Kopff abgeschlagen/ welchen er auch willig darreichet; und der Abgeordnete eilet mit dem Kopffe wieder zurück zum Könige / dessen Füssen er den Kopff vorzeiget/ und niederleget.

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[19/0031] gen den Toden auff die rechte Seite ins Grab ohne Sarck/ mit dem Angesicht nach Westen gekehret/ weil sie sagen/ daß der Jüngste Tag von Westen anheben werde; Sie stopffen ihm alle Löcher/ den Mund/ Nasen/ Ohren/ auch die heimlichen Örther zu/ daß nichts unreines herauß komme/ dadurch der Leichnam solle verunreiniget werden. Bey den Begräbnüssen ihrer verstorbenen Heiligen bezeigen sie grosse Ehrerbietung. Der König/ welchen sie Sultan und Sophi nennen/ hat eine unumbschränckte Macht über alle Güter/ Leben und Todt/ so wol seiner grossen Herren/ als gemeiner Unterthanen. Die grossen Herren oder Chanen müssen alle Jahr dem Könige kostbare Praesenten zum Neuen Jahrs-Geschenck übersenden/ und alsdenn sendet der König hinwider den Chanen einen Hoff-Bedienten/ und lässet denselben entweder seine Gnad oder Ungnade andeuten/ welches also zugehet: Wenn der Königliche abgeordneter Diener außreiset/ muß er eiligst Tag und Nacht fortreisen/ biß er auff 3. oder 4. Meilen nahe bey den Chan/ an: welchen er gesandt ist/ gelanget/ alsdann lässet er seine Ankunfft/ und zwar allemahl mit Vertröstung auff etwas Gutes / durch eine eilende Post/ demselben anmelden/ mit dem Befehl/ ihm an einem gewissen Orth zu begegnen. Darauff zeucht der Chan mit Furcht und Hoffnung / neben vielem Volck begleitet/ ihm entgegen/ und wann sie nahe zusammen kommen / nimbt er Abscheid von selbigem seinem Volck/ und gehet hin. Der Abgeordneter deß Königes stehet still/ und hält in einem Boktze oder Capsul/ mit einer Tapet bedecket/ entweder ein Gnaden-Kleid/ oder auch einen ungnädigen und strengen Befehl/ deß Chans Kopff zu bringen. Der Chan muß sein Gewehr / Uberkleid und Kopf-Bund ablegen/ und also bloß für ihm treten; hat er Gnade bey dem Könige/ so wird ihm dieselbe mit Darreichung deß Gnaden-Kleides/ und eines freundlichen Schreibens angedeutet/ welches Kleid der Chan oben am Halskragen küsset/ an die Stirn drücket/ und anziehet. Ist er aber in Ungnaden/ so wird die Decke abgenommen/ und der Mord-Brieff mit des Königes Siegel gezeiget/ und dabey angesagt: Der König will/ daß du deinen Kopff ihm hierinnen zusenden solt; Daranff wird ihm alsofort der Kopff abgeschlagen/ welchen er auch willig darreichet; und der Abgeordnete eilet mit dem Kopffe wieder zurück zum Könige / dessen Füssen er den Kopff vorzeiget/ und niederleget.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/31>, abgerufen am 03.12.2024.