Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.hier/ deinen Vater habe ich gefressen; dem andern rufft er zu / deinen Bruder/ deinen Vettern/ habe ich vor diesen auch also gebunden / geschlachtet und mit meinen Zähnen zerkauet und gefressen. Wann sie ihn nun also einige Zeit zum Spectakel und triumph umbgeführet und vorgezeiget/ so weichen die zwey/ so ihm gebunden halten ohngefehr drey Ellen weit von ihm/ und ziehen das Seil/ damit er gebunden ist/ gleich weit auß/ das er weder vorwerts noch hinterwerts weichen kan/ alsdenn werden ihm Steine oder Topff-Scherben zugebracht/ und von denen die ihn gebunden halten/ und mit Schilden bedecket seyn/ also angeredet: Räche deinen Todt vor deinen Sterben. Darauff wirfft er mit grosser Krafft die Steine unter den Hauffen der Zuseher/ davon bißweilen nicht wenig verletzet und gequetschet werden. Nachdem dieses vollbracht/ kombt der Schlächter hervor/ welcher den Gefangenen so fort fragt: ob er nicht einer von ihren Feinden sey/ und ob er nicht selber viele von ihren Freunden getödtet und gefressen habe? worauf er mit unglaublichen Stoltz unerschrocken antwortet: Ich bin die Tapferkeit/ und habe viel von den ewrigen getödtet und verschlungen/ anfügend noch viel mehr Worte/ damit er sein heroisch Gemüht/ so er im Streit erwiesen/ zu erkennen giebt; Darauff bekombt er wieder zur Antwort: Derohalben du/ der du in unser Gewalt bist/ solt auch alsobald von mir getödtet/ Gebraten und Gefressen werden. Dieser aber/ der nunmehr den Schlag erwartet/ tröstet sich selber / daß seine Freunde seinen Todt wohl werden rächen; Und wird ihm darauff mit einen höltzernen Schwerd der Kopf eingeschlagen/ und also zu Todte gebracht. Nach diesem allen wird der todte Leichnamb mit heissen Wasser durch die Frauen abgewaschen/ biß daß die Haut davon gehet/ und in geschwinder Eile in viele Stücke zertheilet/ welche sie auf ihren höltzernen Röstern braten/ mitler weile seyn sie mit sauffen/ tantzen und springen sehr lustig und fröhlich / sehen die bratenden Stücke sehr begierig an/ endlich ergreiffen sie jeder ein Stück davon/ fressen und nagen es ab biß auff die Knochen. Und damit sie ihrem Grim und Feindseeligen Gemühte mögen genug thun/ geben sie acht auff die Frauen/ welche der Gefangene bey seinen Leben gebrauchet hat/ ob dieselbe von ihm Schwanger ist/ und da solches befunden wird/ erwarten sie mit verlange die Zeit der Geburt; Und so bald das Kind zur Weld gebohren/ und noch kaum das liecht des Himmels angeschauet hat/ wird es zum Todte verurtheilt / und von ihnen gefressen und verschlungen / hier/ deinen Vater habe ich gefressen; dem andern rufft er zu / deinen Bruder/ deinen Vettern/ habe ich vor diesen auch also gebunden / geschlachtet und mit meinen Zähnen zerkauet und gefressen. Wann sie ihn nun also einige Zeit zum Spectakel und triumph umbgeführet und vorgezeiget/ so weichen die zwey/ so ihm gebunden halten ohngefehr drey Ellen weit von ihm/ und ziehen das Seil/ damit er gebunden ist/ gleich weit auß/ das er weder vorwerts noch hinterwerts weichen kan/ alsdenn werden ihm Steine oder Topff-Scherben zugebracht/ und von denen die ihn gebunden halten/ und mit Schilden bedecket seyn/ also angeredet: Räche deinen Todt vor deinen Sterben. Darauff wirfft er mit grosser Krafft die Steine unter den Hauffen der Zuseher/ davon bißweilen nicht wenig verletzet und gequetschet werden. Nachdem dieses vollbracht/ kombt der Schlächter hervor/ welcher den Gefangenen so fort fragt: ob er nicht einer von ihren Feinden sey/ und ob er nicht selber viele von ihren Freunden getödtet und gefressen habe? worauf er mit unglaublichen Stoltz unerschrocken antwortet: Ich bin die Tapferkeit/ und habe viel von den ewrigen getödtet uñ verschlungen/ anfügend noch viel mehr Worte/ damit er sein heroisch Gemüht/ so er im Streit erwiesen/ zu erkennen giebt; Darauff bekombt er wieder zur Antwort: Derohalben du/ der du in unser Gewalt bist/ solt auch alsobald von mir getödtet/ Gebraten und Gefressen werden. Dieser aber/ der nunmehr den Schlag erwartet/ tröstet sich selber / daß seine Freunde seinen Todt wohl werden rächen; Und wird ihm darauff mit einen höltzernen Schwerd der Kopf eingeschlagen/ und also zu Todte gebracht. Nach diesem allen wird der todte Leichnamb mit heissen Wasser durch die Frauen abgewaschen/ biß daß die Haut davon gehet/ und in geschwinder Eile in viele Stücke zertheilet/ welche sie auf ihren höltzernen Röstern braten/ mitler weile seyn sie mit sauffen/ tantzen und springen sehr lustig und fröhlich / sehen die bratenden Stücke sehr begierig an/ endlich ergreiffen sie jeder ein Stück davon/ fressen und nagen es ab biß auff die Knochen. Und damit sie ihrem Grim und Feindseeligen Gemühte mögen genug thun/ geben sie acht auff die Frauen/ welche der Gefangene bey seinen Leben gebrauchet hat/ ob dieselbe von ihm Schwanger ist/ und da solches befunden wird/ erwarten sie mit verlangë die Zeit der Geburt; Und so bald das Kind zur Weld gebohren/ und noch kaum das liecht des Himmels angeschauet hat/ wird es zum Todte verurtheilt / und von ihnen gefressen und verschlungen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0060" n="48"/> hier/ deinen Vater habe ich gefressen; dem andern rufft er zu / deinen Bruder/ deinen Vettern/ habe ich vor diesen auch also gebunden / geschlachtet und mit meinen Zähnen zerkauet und gefressen. Wann sie ihn nun also einige Zeit zum Spectakel und triumph umbgeführet und vorgezeiget/ so weichen die zwey/ so ihm gebunden halten ohngefehr drey Ellen weit von ihm/ und ziehen das Seil/ damit er gebunden ist/ gleich weit auß/ das er weder vorwerts noch hinterwerts weichen kan/ alsdenn werden ihm Steine oder Topff-Scherben zugebracht/ und von denen die ihn gebunden halten/ und mit Schilden bedecket seyn/ also angeredet: Räche deinen Todt vor deinen Sterben. Darauff wirfft er mit grosser Krafft die Steine unter den Hauffen der Zuseher/ davon bißweilen nicht wenig verletzet und gequetschet werden.</p> <p>Nachdem dieses vollbracht/ kombt der Schlächter hervor/ welcher den Gefangenen so fort fragt: ob er nicht einer von ihren Feinden sey/ und ob er nicht selber viele von ihren Freunden getödtet und gefressen habe? worauf er mit unglaublichen Stoltz unerschrocken antwortet: Ich bin die Tapferkeit/ und habe viel von den ewrigen getödtet uñ verschlungen/ anfügend noch viel mehr Worte/ damit er sein heroisch Gemüht/ so er im Streit erwiesen/ zu erkennen giebt; Darauff bekombt er wieder zur Antwort: Derohalben du/ der du in unser Gewalt bist/ solt auch alsobald von mir getödtet/ Gebraten und Gefressen werden. Dieser aber/ der nunmehr den Schlag erwartet/ tröstet sich selber / daß seine Freunde seinen Todt wohl werden rächen; Und wird ihm darauff mit einen höltzernen Schwerd der Kopf eingeschlagen/ und also zu Todte gebracht.</p> <p>Nach diesem allen wird der todte Leichnamb mit heissen Wasser durch die Frauen abgewaschen/ biß daß die Haut davon gehet/ und in geschwinder Eile in viele Stücke zertheilet/ welche sie auf ihren höltzernen Röstern braten/ mitler weile seyn sie mit sauffen/ tantzen und springen sehr lustig und fröhlich / sehen die bratenden Stücke sehr begierig an/ endlich ergreiffen sie jeder ein Stück davon/ fressen und nagen es ab biß auff die Knochen.</p> <p>Und damit sie ihrem Grim und Feindseeligen Gemühte mögen genug thun/ geben sie acht auff die Frauen/ welche der Gefangene bey seinen Leben gebrauchet hat/ ob dieselbe von ihm Schwanger ist/ und da solches befunden wird/ erwarten sie mit verlangë die Zeit der Geburt; Und so bald das Kind zur Weld gebohren/ und noch kaum das liecht des Himmels angeschauet hat/ wird es zum Todte verurtheilt / und von ihnen gefressen und verschlungen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0060]
hier/ deinen Vater habe ich gefressen; dem andern rufft er zu / deinen Bruder/ deinen Vettern/ habe ich vor diesen auch also gebunden / geschlachtet und mit meinen Zähnen zerkauet und gefressen. Wann sie ihn nun also einige Zeit zum Spectakel und triumph umbgeführet und vorgezeiget/ so weichen die zwey/ so ihm gebunden halten ohngefehr drey Ellen weit von ihm/ und ziehen das Seil/ damit er gebunden ist/ gleich weit auß/ das er weder vorwerts noch hinterwerts weichen kan/ alsdenn werden ihm Steine oder Topff-Scherben zugebracht/ und von denen die ihn gebunden halten/ und mit Schilden bedecket seyn/ also angeredet: Räche deinen Todt vor deinen Sterben. Darauff wirfft er mit grosser Krafft die Steine unter den Hauffen der Zuseher/ davon bißweilen nicht wenig verletzet und gequetschet werden.
Nachdem dieses vollbracht/ kombt der Schlächter hervor/ welcher den Gefangenen so fort fragt: ob er nicht einer von ihren Feinden sey/ und ob er nicht selber viele von ihren Freunden getödtet und gefressen habe? worauf er mit unglaublichen Stoltz unerschrocken antwortet: Ich bin die Tapferkeit/ und habe viel von den ewrigen getödtet uñ verschlungen/ anfügend noch viel mehr Worte/ damit er sein heroisch Gemüht/ so er im Streit erwiesen/ zu erkennen giebt; Darauff bekombt er wieder zur Antwort: Derohalben du/ der du in unser Gewalt bist/ solt auch alsobald von mir getödtet/ Gebraten und Gefressen werden. Dieser aber/ der nunmehr den Schlag erwartet/ tröstet sich selber / daß seine Freunde seinen Todt wohl werden rächen; Und wird ihm darauff mit einen höltzernen Schwerd der Kopf eingeschlagen/ und also zu Todte gebracht.
Nach diesem allen wird der todte Leichnamb mit heissen Wasser durch die Frauen abgewaschen/ biß daß die Haut davon gehet/ und in geschwinder Eile in viele Stücke zertheilet/ welche sie auf ihren höltzernen Röstern braten/ mitler weile seyn sie mit sauffen/ tantzen und springen sehr lustig und fröhlich / sehen die bratenden Stücke sehr begierig an/ endlich ergreiffen sie jeder ein Stück davon/ fressen und nagen es ab biß auff die Knochen.
Und damit sie ihrem Grim und Feindseeligen Gemühte mögen genug thun/ geben sie acht auff die Frauen/ welche der Gefangene bey seinen Leben gebrauchet hat/ ob dieselbe von ihm Schwanger ist/ und da solches befunden wird/ erwarten sie mit verlangë die Zeit der Geburt; Und so bald das Kind zur Weld gebohren/ und noch kaum das liecht des Himmels angeschauet hat/ wird es zum Todte verurtheilt / und von ihnen gefressen und verschlungen /
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/60>, abgerufen am 16.02.2025. |