Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Ein jeder hat seine eigene Frau/ außerhalb der König/ der an dieß Gesetz nicht verbunden ist/ denn es ist demselben allein zugelassen zwey oder 3. Frauen zu haben/ doch mit der Condition/ daß die erste vermählete vor die rechte Königinne geachtet und geehret wird/ deren nachkommen auch nach absterben des Königes/ allein die Regierung auffgetragen wird. Dieses Volck ist über die Masse zur Unkeuschheit sehr geneiget/ davon sie auch vielmals die Zeichen tragen/ denn sie werden von den Blatteren elendichlig geplaget und verzehret. Ihre Jünglinge üben sich im Fischen/ Jagen/ Lauffen und Bogen-Schiessen/ in welcher übung sie ihre Kunst und Handel meisterlich wissen zubeweisen. Im Krieg seyn sie stoltz und unverzagt/ waffnen sich mit Pfeile und Bogen: Ihr König zieht voran/ hält in der einen Hand einen Stab/ in der 2. einen Bogen/ und hat einen Köcher mit Pfeilen auff den Rücken. Den Streit und Kampff fangen sie mit einen abscheulichen Geschrey/ und erschrecklichen Geberden an. Ehe und bevor sie Krieg anfahen/ halten sie einen algemeinen Land-Tag und Kriegs-Raht / und kommen zu dem Ende alle Morgen zusammen sich zu berahtschlagen. In dieser versamblung ist der König als das Haubt selbst gegenwärtig/ welcher unter der geniessung eines sichern Getränckes/ so sie Catinam heissen/ einem jeden seine Meinung und gut düncken abfraget. Diesen vorgemeldten Tranck halten sie sehr hoch/ und in grossen Würden/ darum er auch keinen in der versamlung presentirt wird/ als der seine Männliche Tapferkeit im Streit erwiesen hat. Das Land wird 2. mahl im Jahr/ als im Martio und Julio besäet/ aldieweil es in Zeit dreyer Monden reiffe Früchte bringet. Die übrige sechs Monden bleibt es ungebauet liegen. An stat des Mistes gebrauchen sie die Aschen von den verbranten Unkraut / welches in den besagten 6. Monden ist auffgeschlagen. Die Früchte werden in die Scheuren gebracht/ welche hernach/ nach dem einer eine grosse Haußhaltung und viel Gesinde hat/ von dem König/ oder seine dazu verordneten Bedienten/ ordentlich ausgetheilet werden. In ihrer Religion seyn sie gantz unwissend/ und haben gar keine Erkäntniß des wahren Gottes. Doch beweisen sie ihren Gottes-Dienst und Pflichte an Sonn und Mond. Sie werden durch ihre Priester/ welche grosse Zauberer seyn/ und mit den Teufel gemeinschafft haben/ in einen blinden Gehorsam und Furcht gehalten. Ein mehrers hievon ist zusehen bey Hakluit, Morgares, Beuzo und Rossen. &c. Ein jeder hat seine eigene Frau/ außerhalb der König/ der an dieß Gesetz nicht verbunden ist/ denn es ist demselben allein zugelassen zwey oder 3. Frauen zu haben/ doch mit der Condition/ daß die erste vermählete vor die rechte Königinne geachtet und geehret wird/ deren nachkommen auch nach absterben des Königes/ allein die Regierung auffgetragen wird. Dieses Volck ist über die Masse zur Unkeuschheit sehr geneiget/ davon sie auch vielmals die Zeichen tragen/ denn sie werden von den Blatteren elendichlig geplaget und verzehret. Ihre Jünglinge üben sich im Fischen/ Jagen/ Lauffen und Bogen-Schiessen/ in welcher übung sie ihre Kunst und Handel meisterlich wissen zubeweisen. Im Krieg seyn sie stoltz und unverzagt/ waffnen sich mit Pfeile und Bogen: Ihr König zieht voran/ hält in der einen Hand einen Stab/ in der 2. einen Bogen/ und hat einen Köcher mit Pfeilen auff den Rücken. Den Streit und Kampff fangen sie mit einen abscheulichen Geschrey/ und erschrecklichen Geberden an. Ehe und bevor sie Krieg anfahen/ halten sie einen algemeinen Land-Tag und Kriegs-Raht / und kommen zu dem Ende alle Morgen zusammen sich zu berahtschlagen. In dieser versamblung ist der König als das Haubt selbst gegenwärtig/ welcher unter der geniessung eines sichern Getränckes/ so sie Catinam heissen/ einem jeden seine Meinung und gut düncken abfraget. Diesen vorgemeldten Tranck halten sie sehr hoch/ und in grossen Würden/ darum er auch keinen in der versamlung presentirt wird/ als der seine Männliche Tapferkeit im Streit erwiesen hat. Das Land wird 2. mahl im Jahr/ als im Martio und Julio besäet/ aldieweil es in Zeit dreyer Monden reiffe Früchte bringet. Die übrige sechs Monden bleibt es ungebauet liegen. An stat des Mistes gebrauchen sie die Aschen von den verbranten Unkraut / welches in den besagten 6. Monden ist auffgeschlagen. Die Früchte werden in die Scheuren gebracht/ welche hernach/ nach dem einer eine grosse Haußhaltung und viel Gesinde hat/ von dem König/ oder seinë dazu verordneten Bedienten/ ordentlich ausgetheilet werden. In ihrer Religion seyn sie gantz unwissend/ und haben gar keine Erkäntniß des wahren Gottes. Doch beweisen sie ihren Gottes-Dienst und Pflichte an Sonn und Mond. Sie werden durch ihre Priester/ welche grosse Zauberer seyn/ und mit den Teufel gemeinschafft haben/ in einen blinden Gehorsam und Furcht gehalten. Ein mehrers hievon ist zusehen bey Hakluit, Morgares, Beuzo und Rossen. &c. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0062" n="50"/> <p>Ein jeder hat seine eigene Frau/ außerhalb der König/ der an dieß Gesetz nicht verbunden ist/ denn es ist demselben allein zugelassen zwey oder 3. Frauen zu haben/ doch mit der Condition/ daß die erste vermählete vor die rechte Königinne geachtet und geehret wird/ deren nachkommen auch nach absterben des Königes/ allein die Regierung auffgetragen wird. Dieses Volck ist über die Masse zur Unkeuschheit sehr geneiget/ davon sie auch vielmals die Zeichen tragen/ denn sie werden von den Blatteren elendichlig geplaget und verzehret.</p> <p>Ihre Jünglinge üben sich im Fischen/ Jagen/ Lauffen und Bogen-Schiessen/ in welcher übung sie ihre Kunst und Handel meisterlich wissen zubeweisen. Im Krieg seyn sie stoltz und unverzagt/ waffnen sich mit Pfeile und Bogen: Ihr König zieht voran/ hält in der einen Hand einen Stab/ in der 2. einen Bogen/ und hat einen Köcher mit Pfeilen auff den Rücken. Den Streit und Kampff fangen sie mit einen abscheulichen Geschrey/ und erschrecklichen Geberden an. Ehe und bevor sie Krieg anfahen/ halten sie einen algemeinen Land-Tag und Kriegs-Raht / und kommen zu dem Ende alle Morgen zusammen sich zu berahtschlagen. In dieser versamblung ist der König als das Haubt selbst gegenwärtig/ welcher unter der geniessung eines sichern Getränckes/ so sie Catinam heissen/ einem jeden seine Meinung und gut düncken abfraget. Diesen vorgemeldten Tranck halten sie sehr hoch/ und in grossen Würden/ darum er auch keinen in der versamlung presentirt wird/ als der seine Männliche Tapferkeit im Streit erwiesen hat. Das Land wird 2. mahl im Jahr/ als im Martio und Julio besäet/ aldieweil es in Zeit dreyer Monden reiffe Früchte bringet. Die übrige sechs Monden bleibt es ungebauet liegen. An stat des Mistes gebrauchen sie die Aschen von den verbranten Unkraut / welches in den besagten 6. Monden ist auffgeschlagen.</p> <p>Die Früchte werden in die Scheuren gebracht/ welche hernach/ nach dem einer eine grosse Haußhaltung und viel Gesinde hat/ von dem König/ oder seinë dazu verordneten Bedienten/ ordentlich ausgetheilet werden.</p> <p>In ihrer Religion seyn sie gantz unwissend/ und haben gar keine Erkäntniß des wahren Gottes. Doch beweisen sie ihren Gottes-Dienst und Pflichte an Sonn und Mond. Sie werden durch ihre Priester/ welche grosse Zauberer seyn/ und mit den Teufel gemeinschafft haben/ in einen blinden Gehorsam und Furcht gehalten. Ein mehrers hievon ist zusehen bey Hakluit, Morgares, Beuzo und Rossen. &c.</p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
Ein jeder hat seine eigene Frau/ außerhalb der König/ der an dieß Gesetz nicht verbunden ist/ denn es ist demselben allein zugelassen zwey oder 3. Frauen zu haben/ doch mit der Condition/ daß die erste vermählete vor die rechte Königinne geachtet und geehret wird/ deren nachkommen auch nach absterben des Königes/ allein die Regierung auffgetragen wird. Dieses Volck ist über die Masse zur Unkeuschheit sehr geneiget/ davon sie auch vielmals die Zeichen tragen/ denn sie werden von den Blatteren elendichlig geplaget und verzehret.
Ihre Jünglinge üben sich im Fischen/ Jagen/ Lauffen und Bogen-Schiessen/ in welcher übung sie ihre Kunst und Handel meisterlich wissen zubeweisen. Im Krieg seyn sie stoltz und unverzagt/ waffnen sich mit Pfeile und Bogen: Ihr König zieht voran/ hält in der einen Hand einen Stab/ in der 2. einen Bogen/ und hat einen Köcher mit Pfeilen auff den Rücken. Den Streit und Kampff fangen sie mit einen abscheulichen Geschrey/ und erschrecklichen Geberden an. Ehe und bevor sie Krieg anfahen/ halten sie einen algemeinen Land-Tag und Kriegs-Raht / und kommen zu dem Ende alle Morgen zusammen sich zu berahtschlagen. In dieser versamblung ist der König als das Haubt selbst gegenwärtig/ welcher unter der geniessung eines sichern Getränckes/ so sie Catinam heissen/ einem jeden seine Meinung und gut düncken abfraget. Diesen vorgemeldten Tranck halten sie sehr hoch/ und in grossen Würden/ darum er auch keinen in der versamlung presentirt wird/ als der seine Männliche Tapferkeit im Streit erwiesen hat. Das Land wird 2. mahl im Jahr/ als im Martio und Julio besäet/ aldieweil es in Zeit dreyer Monden reiffe Früchte bringet. Die übrige sechs Monden bleibt es ungebauet liegen. An stat des Mistes gebrauchen sie die Aschen von den verbranten Unkraut / welches in den besagten 6. Monden ist auffgeschlagen.
Die Früchte werden in die Scheuren gebracht/ welche hernach/ nach dem einer eine grosse Haußhaltung und viel Gesinde hat/ von dem König/ oder seinë dazu verordneten Bedienten/ ordentlich ausgetheilet werden.
In ihrer Religion seyn sie gantz unwissend/ und haben gar keine Erkäntniß des wahren Gottes. Doch beweisen sie ihren Gottes-Dienst und Pflichte an Sonn und Mond. Sie werden durch ihre Priester/ welche grosse Zauberer seyn/ und mit den Teufel gemeinschafft haben/ in einen blinden Gehorsam und Furcht gehalten. Ein mehrers hievon ist zusehen bey Hakluit, Morgares, Beuzo und Rossen. &c.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |