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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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Kirchen außer den andern Kirchen / Klausen/ Klöstern und dem Königlichen Pallast in sich begreiffet.

Der Religion nach seyn sie dem Römischen Stuel mit unterthänig/ erkennen den Pabst vor ein sichtbares Haupt der Kirchen/ doch in Übung derselben seyn sie über alle andere Nationen sehr aberglaubig/ und lassen sich offtmals durch falsche Offenbahrungen oder Wunder von ihren Geistlichen verleiten und verführen. Ich wil hier ein falsches Wunderwerck von einer sichern Priorin im Kloster der Visitation unser lieben Frawen zu Lisbon/ wie der Außgang an die gantzen Welt bezeuget hat/ beyfügen: Diese/ umb einen Nahmen der Heiligkeit zu bekommen/ hat außgebreitet/ daß sie in ihren Gebett sonderliche Offenbahrungen bekäme/ daß die Engel kämen/ sie zu besuchen/ und ihr eine dörnern Cron auff ihr Haupt setzeten/ ja daß sich Christus selbst ihr offenbahrete/ und die Mahl-Zeichen seiner Wunden in ihren Leichnamb eindrückte; Und nach dem sie vernam/ daß die andern Nonnen sie durch eine Ritze ihrer Zellen begucketen / wuste sie gar listiglich mit einem Liecht so in das Tunckele wieder ein Becken schiene durch den Wiederschein eines Spiegels eine Klarheit in ihren Angesicht zu machen/ und sich auff hohen Schuhen in die Höhe zu erheben. Das Blut / welches/ wie sie vorgab/ auß ihrer Seiten kam/ theilte sie in Tüchlein mildiglich aus. Es ist aber dieser betrieglicher Vorwand endlich durch scharffe Nachfrage und Abwaschung der selbst gemachten Wunden mit warmen Wasser/ falsch und erdichtet befunden worden.

Von den Italianern.

ITalia/ eine Ernehrerin der mächtigen Monarchie der Römischen Kayseren/ ist heutiges Tages in vielzertheilte Regierungen und Republiquen zertheilet. Die erste und vornehmste Regierung ist des Romischen Pabsts/ über die Stadt Rom und das kirchen Gebiet. Die andere ist des Königes von Hispanien über Milan / Neapolis und Sicilien. Die dritte ist des grossen Hertzogs von Florentz, gebietend über Florentz, Pisa, Volaterra, Calora, Livornen, &c. Beneben diesen steigen gar hoch die Hertzogen/ Fürsten und Marggraffen von Parma, Mantua, Ferrara, &c. Die vornehmbsten Republiquen seyn die von Venedig und Genua.

Die Italianer haben ihre Herkunfft von den Trojanern und Longobarden;

Kirchen außer den andern Kirchen / Klausen/ Klöstern und dem Königlichen Pallast in sich begreiffet.

Der Religion nach seyn sie dem Römischen Stuel mit unterthänig/ erkennen den Pabst vor ein sichtbares Haupt der Kirchen/ doch in Übung derselben seyn sie über alle andere Nationen sehr aberglaubig/ und lassen sich offtmals durch falsche Offenbahrungen oder Wunder von ihren Geistlichen verleiten und verführen. Ich wil hier ein falsches Wunderwerck von einer sichern Priorin im Kloster der Visitation unser lieben Frawen zu Lisbon/ wie der Außgang an die gantzen Welt bezeuget hat/ beyfügen: Diese/ umb einen Nahmen der Heiligkeit zu bekommen/ hat außgebreitet/ daß sie in ihren Gebett sonderliche Offenbahrungen bekäme/ daß die Engel kämen/ sie zu besuchen/ und ihr eine dörnern Cron auff ihr Haupt setzeten/ ja daß sich Christus selbst ihr offenbahrete/ und die Mahl-Zeichen seiner Wunden in ihren Leichnamb eindrückte; Und nach dem sie vernam/ daß die andern Nonnen sie durch eine Ritze ihrer Zellen begucketen / wuste sie gar listiglich mit einem Liecht so in das Tunckele wieder ein Becken schiene durch den Wiederschein eines Spiegels eine Klarheit in ihren Angesicht zu machen/ und sich auff hohen Schuhen in die Höhe zu erheben. Das Blut / welches/ wie sie vorgab/ auß ihrer Seiten kam/ theilte sie in Tüchlein mildiglich aus. Es ist aber dieser betrieglicher Vorwand endlich durch scharffe Nachfrage und Abwaschung der selbst gemachten Wunden mit warmen Wasser/ falsch und erdichtet befunden worden.

Von den Italianern.

ITalia/ eine Ernehrerin der mächtigen Monarchie der Römischen Kayseren/ ist heutiges Tages in vielzertheilte Regierungen und Republiquen zertheilet. Die erste und vornehmste Regierung ist des Romischen Pabsts/ über die Stadt Rom und das kirchen Gebiet. Die andere ist des Königes von Hispanien über Milan / Neapolis und Sicilien. Die dritte ist des grossen Hertzogs von Florentz, gebietend über Florentz, Pisa, Volaterra, Calora, Livornen, &c. Beneben diesen steigen gar hoch die Hertzogen/ Fürsten und Marggraffen von Parma, Mantua, Ferrara, &c. Die vornehmbsten Republiquen seyn die von Venedig und Genua.

Die Italianer haben ihre Herkunfft von den Trojanern und Longobarden;

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[73/0085] Kirchen außer den andern Kirchen / Klausen/ Klöstern und dem Königlichen Pallast in sich begreiffet. Der Religion nach seyn sie dem Römischen Stuel mit unterthänig/ erkennen den Pabst vor ein sichtbares Haupt der Kirchen/ doch in Übung derselben seyn sie über alle andere Nationen sehr aberglaubig/ und lassen sich offtmals durch falsche Offenbahrungen oder Wunder von ihren Geistlichen verleiten und verführen. Ich wil hier ein falsches Wunderwerck von einer sichern Priorin im Kloster der Visitation unser lieben Frawen zu Lisbon/ wie der Außgang an die gantzen Welt bezeuget hat/ beyfügen: Diese/ umb einen Nahmen der Heiligkeit zu bekommen/ hat außgebreitet/ daß sie in ihren Gebett sonderliche Offenbahrungen bekäme/ daß die Engel kämen/ sie zu besuchen/ und ihr eine dörnern Cron auff ihr Haupt setzeten/ ja daß sich Christus selbst ihr offenbahrete/ und die Mahl-Zeichen seiner Wunden in ihren Leichnamb eindrückte; Und nach dem sie vernam/ daß die andern Nonnen sie durch eine Ritze ihrer Zellen begucketen / wuste sie gar listiglich mit einem Liecht so in das Tunckele wieder ein Becken schiene durch den Wiederschein eines Spiegels eine Klarheit in ihren Angesicht zu machen/ und sich auff hohen Schuhen in die Höhe zu erheben. Das Blut / welches/ wie sie vorgab/ auß ihrer Seiten kam/ theilte sie in Tüchlein mildiglich aus. Es ist aber dieser betrieglicher Vorwand endlich durch scharffe Nachfrage und Abwaschung der selbst gemachten Wunden mit warmen Wasser/ falsch und erdichtet befunden worden. Von den Italianern. ITalia/ eine Ernehrerin der mächtigen Monarchie der Römischen Kayseren/ ist heutiges Tages in vielzertheilte Regierungen und Republiquen zertheilet. Die erste und vornehmste Regierung ist des Romischen Pabsts/ über die Stadt Rom und das kirchen Gebiet. Die andere ist des Königes von Hispanien über Milan / Neapolis und Sicilien. Die dritte ist des grossen Hertzogs von Florentz, gebietend über Florentz, Pisa, Volaterra, Calora, Livornen, &c. Beneben diesen steigen gar hoch die Hertzogen/ Fürsten und Marggraffen von Parma, Mantua, Ferrara, &c. Die vornehmbsten Republiquen seyn die von Venedig und Genua. Die Italianer haben ihre Herkunfft von den Trojanern und Longobarden;

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/85>, abgerufen am 21.11.2024.