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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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ten zu von einen Tyger/ und von vornen von einen Crocodil angefallen wurde. Aber der Tyger/ umb seinem Feinde den Raub weg zu nehmen/ sprang mit grosser Schnelligkeit über den Mooren hin / und fiel also den Crocodil in die Backen/ zu Erhaltung des Mooren.

Das Männlein läst sich die Jungen wenig angelegen seyn/ aber das Weibchen im Gegentheil hat sie sehr lieb/ und darumb verbirget sie dieselben so bald als sie einen Menschen vernimbt/ an verborgenen Örtern/ und fället denn das jenige so ihr begegnet mit grausamen brüllen erschrecklich an.

Die alten Scribenten haben diesem Thier eine trefliche Schnellheit zu geschrieben / und davor gehalten/ daß es mit einem starcken Geruch solle begabet seyn / dadurch sie ihren entführeten Jungen nachspüren/ und den Jägern wieder abjagen. Dieserhalben haben sie eine sonderliche Weise ihre Jungen zu bekommen/ in ihren Schrifften verlassen: Der Jäger erforscher genauw das Nest/ und die Zeit der Geburt. Wann dann die Alten auff den Raub außgangen/ führet der Jäger auff einen schnellen Pferde gesessen/ die Jungen hinweg. So bald aber die Alten wieder zu ihren Nest kommen/ und ihre Jungen nicht findet/ spüret sie durch ihren starcken Geruch dem Jäger nach/ und verfolget denselben mit grosser Schnelligkeit. Der Jäger aber/ so bald er vernimbt daß er verfolget wird/ läst ein Junges fallen/ welches die alte Tygerin auffnimbt/ und in ihr Nest bringt; Darauff verfolget sie den Jäger weiter/ welcher ihr dann wiederumb durch Wegwerffung eines Jungen werckschaffet/ selbiges zu rück zu tragen/ biß das der Jäger wieder zu Schiffe kombt/ und sie am Üfer grimmig Wüten und Toben lässet. Andere erzehlen/ daß die Jäger sonderliche runde Spiegel haben/ welche sie an den Weg legen/ wann sie den Tyger seine Jungen entführen wollen. Wann dann die Mutter sie verfolge/ und die Spiegel unterwegen finde/ und ihre eigene Gestalt darinnen sehe/ vermeine sie/ daß ihre Jungen darinnen beschlossen seyn/ und bleibe so eine gute Weile dabey bestehen/ daß die Jäger hinweg kommen. Dies ist die Meinung der Alten von dem Fang der jungen Tyger.

Jacobus Bontius berühmter Medicus in Indien/ stellet dasjenige/ was von der Schnellheit desTyger gesagt worden/ unter die Irrthüme. Dann er /

ten zu von einen Tyger/ und von vornen von einen Crocodil angefallen wurde. Aber der Tyger/ umb seinem Feinde den Raub weg zu nehmen/ sprang mit grosser Schnelligkeit über den Mooren hin / und fiel also den Crocodil in die Backen/ zu Erhaltung des Mooren.

Das Männlein läst sich die Jungen wenig angelegen seyn/ aber das Weibchen im Gegentheil hat sie sehr lieb/ und darumb verbirget sie dieselben so bald als sie einen Menschen vernimbt/ an verborgenen Örtern/ und fället denn das jenige so ihr begegnet mit grausamen brüllen erschrecklich an.

Die alten Scribenten haben diesem Thier eine trefliche Schnellheit zu geschrieben / und davor gehalten/ daß es mit einem starcken Geruch solle begabet seyn / dadurch sie ihren entführeten Jungen nachspüren/ und den Jägern wieder abjagen. Dieserhalben haben sie eine sonderliche Weise ihre Jungen zu bekommen/ in ihren Schrifften verlassen: Der Jäger erforscher genauw das Nest/ und die Zeit der Geburt. Wann dann die Alten auff den Raub außgangen/ führet der Jäger auff einen schnellen Pferde gesessen/ die Jungen hinweg. So bald aber die Alten wieder zu ihren Nest kommen/ und ihre Jungen nicht findet/ spüret sie durch ihren starcken Geruch dem Jäger nach/ und verfolget denselben mit grosser Schnelligkeit. Der Jäger aber/ so bald er vernimbt daß er verfolget wird/ läst ein Junges fallen/ welches die alte Tygerin auffnimbt/ und in ihr Nest bringt; Darauff verfolget sie den Jäger weiter/ welcher ihr dann wiederumb durch Wegwerffung eines Jungen werckschaffet/ selbiges zu rück zu tragen/ biß das der Jäger wieder zu Schiffe kombt/ und sie am Üfer grimmig Wüten und Toben lässet. Andere erzehlen/ daß die Jäger sonderliche runde Spiegel haben/ welche sie an den Weg legen/ wann sie den Tyger seine Jungen entführen wollen. Wann dann die Mutter sie verfolge/ und die Spiegel unterwegen finde/ und ihre eigene Gestalt darinnen sehe/ vermeine sie/ daß ihre Jungen darinnen beschlossen seyn/ und bleibe so eine gute Weile dabey bestehen/ daß die Jäger hinweg kommen. Dies ist die Meinung der Alten von dem Fang der jungen Tyger.

Jacobus Bontius berühmter Medicus in Indien/ stellet dasjenige/ was von der Schnellheit desTyger gesagt worden/ unter die Irrthüme. Dann er /

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[46/0050] ten zu von einen Tyger/ und von vornen von einen Crocodil angefallen wurde. Aber der Tyger/ umb seinem Feinde den Raub weg zu nehmen/ sprang mit grosser Schnelligkeit über den Mooren hin / und fiel also den Crocodil in die Backen/ zu Erhaltung des Mooren. Das Männlein läst sich die Jungen wenig angelegen seyn/ aber das Weibchen im Gegentheil hat sie sehr lieb/ und darumb verbirget sie dieselben so bald als sie einen Menschen vernimbt/ an verborgenen Örtern/ und fället denn das jenige so ihr begegnet mit grausamen brüllen erschrecklich an. Die alten Scribenten haben diesem Thier eine trefliche Schnellheit zu geschrieben / und davor gehalten/ daß es mit einem starcken Geruch solle begabet seyn / dadurch sie ihren entführeten Jungen nachspüren/ und den Jägern wieder abjagen. Dieserhalben haben sie eine sonderliche Weise ihre Jungen zu bekommen/ in ihren Schrifften verlassen: Der Jäger erforscher genauw das Nest/ und die Zeit der Geburt. Wann dann die Alten auff den Raub außgangen/ führet der Jäger auff einen schnellen Pferde gesessen/ die Jungen hinweg. So bald aber die Alten wieder zu ihren Nest kommen/ und ihre Jungen nicht findet/ spüret sie durch ihren starcken Geruch dem Jäger nach/ und verfolget denselben mit grosser Schnelligkeit. Der Jäger aber/ so bald er vernimbt daß er verfolget wird/ läst ein Junges fallen/ welches die alte Tygerin auffnimbt/ und in ihr Nest bringt; Darauff verfolget sie den Jäger weiter/ welcher ihr dann wiederumb durch Wegwerffung eines Jungen werckschaffet/ selbiges zu rück zu tragen/ biß das der Jäger wieder zu Schiffe kombt/ und sie am Üfer grimmig Wüten und Toben lässet. Andere erzehlen/ daß die Jäger sonderliche runde Spiegel haben/ welche sie an den Weg legen/ wann sie den Tyger seine Jungen entführen wollen. Wann dann die Mutter sie verfolge/ und die Spiegel unterwegen finde/ und ihre eigene Gestalt darinnen sehe/ vermeine sie/ daß ihre Jungen darinnen beschlossen seyn/ und bleibe so eine gute Weile dabey bestehen/ daß die Jäger hinweg kommen. Dies ist die Meinung der Alten von dem Fang der jungen Tyger. Jacobus Bontius berühmter Medicus in Indien/ stellet dasjenige/ was von der Schnellheit desTyger gesagt worden/ unter die Irrthüme. Dann er /

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/50>, abgerufen am 21.11.2024.