Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

ist nichts anders/ als eine pur lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und Kräuter. Wann sie Westwerts gegen dem Winde fliegen/ werden sie zur Geylheit angefrischet; Sie vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen/ und nicht niederhuckend/ wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer/ zwischen welchen bißweilen ein Stein gefunden wird/ welches Albert. etliche Jahr nacheinander also befunden. Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde noch von niemand beschrieben.

Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus hat in seinem Hause/ 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles bezeuget/ daß im Alter ihre Federn schwartz werden.

Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe/ und lassen sowohl in ihrem Fliegen/ als in der Nachtwache/ sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen wollen/ stellen sie einen Heer-Führer/ der den Vorzug hat/ und dem der Weg bekant ist/ vornen an/ die Alten hinter/ und die Jungen in die Mitte/ und machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu/ wann sie gegen dem Wind ziehen müssen/ denselbige zubrechen/ und mit den Flügeln die Lufft zuspalten: Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten des Nachts gute Schildtwache/ massen einer von ihnen/ so auff der Wacht ist / einen Stein in der einen Klauen hält/ damit er/ wan etwan der Schlaff ihn übernimbt/ durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann dieses seine Wachtzeit verflossen/ macht er durch sein Geschrey einen andren wieder munter/ der an seine statt wieder eintritt/ und also folglich Abwechslungs-Weise.

Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe/ daß man ehemahln gesehen hat/ daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet / darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen.

Von dem Pfauen.

ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden/ wollen wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt/ Farbe/ und Schönheit/ alhier nicht auffhalten.

Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn / und gläntzender Farbe/ welche sie gegen der Sonne/ mehrern Glantzes willen / auß spreiten/ dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber/ in solchem Preiß gewesen/ daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld/ alle Neu-Monden / gezeiget worden/ 30.

ist nichts anders/ als eine pur lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und Kräuter. Wann sie Westwerts gegen dem Winde fliegen/ werden sie zur Geylheit angefrischet; Sie vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen/ und nicht niederhuckend/ wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer/ zwischen welchen bißweilen ein Stein gefunden wird/ welches Albert. etliche Jahr nacheinander also befunden. Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde noch von niemand beschrieben.

Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus hat in seinem Hause/ 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles bezeuget/ daß im Alter ihre Federn schwartz werden.

Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe/ und lassen sowohl in ihrem Fliegen/ als in der Nachtwache/ sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen wollen/ stellen sie einen Heer-Führer/ der den Vorzug hat/ und dem der Weg bekant ist/ vornen an/ die Alten hinter/ und die Jungen in die Mitte/ und machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu/ wann sie gegen dem Wind ziehen müssen/ denselbigë zubrechen/ und mit den Flügeln die Lufft zuspalten: Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten des Nachts gute Schildtwache/ massen einer von ihnen/ so auff der Wacht ist / einen Stein in der einen Klauen hält/ damit er/ wan etwan der Schlaff ihn übernimbt/ durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann dieses seine Wachtzeit verflossen/ macht er durch sein Geschrey einen andren wieder munter/ der an seine statt wieder eintritt/ und also folglich Abwechslungs-Weise.

Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe/ daß man ehemahln gesehen hat/ daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet / darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen.

Von dem Pfauen.

ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden/ wollen wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt/ Farbe/ und Schönheit/ alhier nicht auffhalten.

Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn / und gläntzender Farbe/ welche sie gegen der Sonne/ mehrern Glantzes willen / auß spreiten/ dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber/ in solchem Preiß gewesen/ daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld/ alle Neu-Monden / gezeiget worden/ 30.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0022" n="158"/>
ist nichts                      anders/ als eine pur lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und                      Kräuter. Wann sie Westwerts gegen dem Winde fliegen/ werden sie zur Geylheit                      angefrischet; Sie vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen/ und                      nicht niederhuckend/ wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer/ zwischen                      welchen bißweilen ein Stein gefunden wird/ welches Albert. etliche Jahr                      nacheinander also befunden. Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde                      noch von niemand beschrieben.</p>
        <p>Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus                      hat in seinem Hause/ 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles                      bezeuget/ daß im Alter ihre Federn schwartz werden.</p>
        <p>Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe/ und lassen sowohl in ihrem                      Fliegen/ als in der Nachtwache/ sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen                      wollen/ stellen sie einen Heer-Führer/ der den Vorzug hat/ und dem der Weg                      bekant ist/ vornen an/ die Alten hinter/ und die Jungen in die Mitte/ und                      machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu/ wann sie gegen dem Wind ziehen                      müssen/ denselbigë zubrechen/ und mit den Flügeln die Lufft zuspalten:                      Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten                      des Nachts gute Schildtwache/ massen einer von ihnen/ so auff der Wacht ist /                      einen Stein in der einen Klauen hält/ damit er/ wan etwan der Schlaff ihn                      übernimbt/ durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann                      dieses seine Wachtzeit verflossen/ macht er durch sein Geschrey einen andren                      wieder munter/ der an seine statt wieder eintritt/ und also folglich                      Abwechslungs-Weise.</p>
        <p>Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe/ daß man ehemahln                      gesehen hat/ daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet /                      darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von dem Pfauen.</head>
        <p>ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden/ wollen                      wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt/ Farbe/ und Schönheit/ alhier nicht                      auffhalten.</p>
        <p>Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn /                      und gläntzender Farbe/ welche sie gegen der Sonne/ mehrern Glantzes willen /                      auß spreiten/ dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber/ in                      solchem Preiß gewesen/ daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld/ alle Neu-Monden                     / gezeiget worden/ 30.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0022] ist nichts anders/ als eine pur lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und Kräuter. Wann sie Westwerts gegen dem Winde fliegen/ werden sie zur Geylheit angefrischet; Sie vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen/ und nicht niederhuckend/ wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer/ zwischen welchen bißweilen ein Stein gefunden wird/ welches Albert. etliche Jahr nacheinander also befunden. Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde noch von niemand beschrieben. Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus hat in seinem Hause/ 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles bezeuget/ daß im Alter ihre Federn schwartz werden. Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe/ und lassen sowohl in ihrem Fliegen/ als in der Nachtwache/ sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen wollen/ stellen sie einen Heer-Führer/ der den Vorzug hat/ und dem der Weg bekant ist/ vornen an/ die Alten hinter/ und die Jungen in die Mitte/ und machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu/ wann sie gegen dem Wind ziehen müssen/ denselbigë zubrechen/ und mit den Flügeln die Lufft zuspalten: Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten des Nachts gute Schildtwache/ massen einer von ihnen/ so auff der Wacht ist / einen Stein in der einen Klauen hält/ damit er/ wan etwan der Schlaff ihn übernimbt/ durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann dieses seine Wachtzeit verflossen/ macht er durch sein Geschrey einen andren wieder munter/ der an seine statt wieder eintritt/ und also folglich Abwechslungs-Weise. Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe/ daß man ehemahln gesehen hat/ daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet / darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen. Von dem Pfauen. ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden/ wollen wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt/ Farbe/ und Schönheit/ alhier nicht auffhalten. Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn / und gläntzender Farbe/ welche sie gegen der Sonne/ mehrern Glantzes willen / auß spreiten/ dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber/ in solchem Preiß gewesen/ daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld/ alle Neu-Monden / gezeiget worden/ 30.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/22
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/22>, abgerufen am 03.12.2024.