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[N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722.

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rete er sich sehr frech auf, und wie ihn derselbe unter andern fragte: Ob
er nicht Claude Cartouche hiesse und des verstorbenen Thomas Cartouche
Sohn wäre, welcher vor diesem allhier zu Paris an der Brücke aux
Choux
gewohnet hätte, antwortete derselbe: Er hiesse Carl Bourgvi-
gnon, und wäre des Claude Bourgvignons Sohn, welcher ein Burgun-
der gewesen, begehrte auch zugleich, man solte eine gute Flasche Wein
herholen, der in diesem Lande gewachsen wäre, damit er, wenn es etwann
zur peinlichen Frage käme, dieselbe desto besser aushalten könne. Den
15. Octobr. ward er abermahls examiniret und mit seiner Mutter und
jüngstem Bruder, die man gleichfalls in Verhafft genommen, confronti-
ret; er wolte sie aber nicht kennen, und die Mutter, weil sie ihm beweg-
lich zuredete, nicht einmahl anhören. Mutter und Bruder wurden hier-
auf, weil man sie unschuldig befunden, gegen Angelöbniß, sich allemal auf
Erfordern wieder zu stellen, ihres Arrests erlassen, und sodann einige mit
inhafftirte Cameraden des Cartouche hergebracht. Diese kannten den
Cartouche sehr wohl, er aber war ein scilicet ehrlicher Kerl und wolte die-
se Diebe die Tage seines Lebens nicht gesehen haben. Man ließ hierauff
auch den Thür-Wärter des Forts L'Eveque herbey ruffen, allwo Car-
touche
vor diesem 2. Jahr lang gefangen gesessen, der ihn so gleich erkenne-
te, und allerhand Umstände seiner Gefangenschafft erinnerte, Cartou-
che
aber sagete: Er irrete sich an der Person; Denn er hiesse Carl
Bourgvignon und wüste nicht wo, oder was das Fort l' Eveque
wäre.

Cartouche ward sodann wieder in das Gefängniß gebracht, allwo
er darnach 24. sowohl Manns- als Weibes-Personen zu seinen Gefehr-
ten bekam, welche am 3. Octobr. einen von ihren Cameraden, weil sie ge-
fürchtet, daß er sie verrathen möchte, ermordet, oder wie sie zu reden pfleg-
ten, abgebauet hatten; Denn wann Cartouche von dem Ermordeten re-
dete, so war das Frantzösische Wort debattir, das ist abbauen, oder abbre-
chen, sein Kunst-Wort. Gedachten Ermordeten hatten seine barbarische
Cameraden aufgeschnitten, ihm das Hertz aus dem Leibe gerissen und in
4. Theile zerschnitten, auch solcher Gestalt auf der Gasse liegen
lassen.

Cartouche, der in seinem Gefängniß dermassen fest geschlossen war,
daß er sich kaum regen konnte, hatte von den neubegierigen Personen zu
Paris nicht wenigen Zuspruch. Hohe und Niedrige besuchten ihn mit

Er-

rete er ſich ſehr frech auf, und wie ihn derſelbe unter andern fragte: Ob
er nicht Claude Cartouche hieſſe und des verſtorbenen Thomas Cartouche
Sohn waͤre, welcher vor dieſem allhier zu Paris an der Bruͤcke aux
Choux
gewohnet haͤtte, antwortete derſelbe: Er hieſſe Carl Bourgvi-
gnon, und waͤre des Claude Bourgvignons Sohn, welcher ein Burgun-
der geweſen, begehrte auch zugleich, man ſolte eine gute Flaſche Wein
herholen, der in dieſem Lande gewachſen waͤre, damit er, wenn es etwann
zur peinlichen Frage kaͤme, dieſelbe deſto beſſer aushalten koͤnne. Den
15. Octobr. ward er abermahls examiniret und mit ſeiner Mutter und
juͤngſtem Bruder, die man gleichfalls in Verhafft genommen, confronti-
ret; er wolte ſie aber nicht kennen, und die Mutter, weil ſie ihm beweg-
lich zuredete, nicht einmahl anhoͤren. Mutter und Bruder wurden hier-
auf, weil man ſie unſchuldig befunden, gegen Angeloͤbniß, ſich allemal auf
Erfordern wieder zu ſtellen, ihres Arreſts erlaſſen, und ſodann einige mit
inhafftirte Cameraden des Cartouche hergebracht. Dieſe kannten den
Cartouche ſehr wohl, er aber war ein ſcilicet ehrlicher Kerl und wolte die-
ſe Diebe die Tage ſeines Lebens nicht geſehen haben. Man ließ hierauff
auch den Thuͤr-Waͤrter des Forts L’Eveque herbey ruffen, allwo Car-
touche
vor dieſem 2. Jahr lang gefangen geſeſſen, der ihn ſo gleich erkenne-
te, und allerhand Umſtaͤnde ſeiner Gefangenſchafft erinnerte, Cartou-
che
aber ſagete: Er irrete ſich an der Perſon; Denn er hieſſe Carl
Bourgvignon und wuͤſte nicht wo, oder was das Fort l’ Eveque
waͤre.

Cartouche ward ſodann wieder in das Gefaͤngniß gebracht, allwo
er darnach 24. ſowohl Manns- als Weibes-Perſonen zu ſeinen Gefehr-
ten bekam, welche am 3. Octobr. einen von ihren Cameraden, weil ſie ge-
fuͤrchtet, daß er ſie verrathen moͤchte, ermordet, oder wie ſie zu reden pfleg-
ten, abgebauet hatten; Denn wann Cartouche von dem Ermordeten re-
dete, ſo war das Frantzoͤſiſche Wort debattir, das iſt abbauen, oder abbre-
chen, ſein Kunſt-Wort. Gedachten Ermordeten hatten ſeine barbariſche
Cameraden aufgeſchnitten, ihm das Hertz aus dem Leibe geriſſen und in
4. Theile zerſchnitten, auch ſolcher Geſtalt auf der Gaſſe liegen
laſſen.

Cartouche, der in ſeinem Gefaͤngniß dermaſſen feſt geſchloſſen war,
daß er ſich kaum regen konnte, hatte von den neubegierigen Perſonen zu
Paris nicht wenigen Zuſpruch. Hohe und Niedrige beſuchten ihn mit

Er-
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Zitationshilfe: [N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_cartouche_1722/14>, abgerufen am 21.11.2024.