Führer durch Coswig, Kötitz, Neu-Coswig und Umgegend. Kötzschenbroda-Dresden, 1906.hohen Kirche und erspäht wohl fern über der ehrwürdigen Burg Meißen den Kolmberg bei Oschatz. Jenseits der Elbe, in deren Wasser die Sonne ihre Strahlen schießt, ragen Türme über die von reichen Obstgärten beschatteten Dörfer Röhrsdorf und Naustadt. Aus der weiteren Ebene vor Meißen, der Nassau, erhebt sich in sanften Wellen das Spaargebirge, das in der Poselspitze jäh zur Elbe stürzt. An dem Gebirge lehnen die Häuser von Zaschendorf und Sörnewitz; davor liegt Brockwitz mit Klieben, welche früher zu dem gegenüberliegenden Scharfenberg gehörten. Unter uns aber schmiegen sich friedlich die drei Gemeinden, Neucoswig, Coswig und Kötitz, aneinander. Mitten durch sie hindurch braust der hastende Verkehr. Überall hat der Fortschritt seine Zeichen errichtet. Und wie von einem Meere stranden zu unseren Füßen die Wellen des geschäftigen Lebens, verworrene Töne vom Dorfe herübertragend, die in Waldesruh und -frieden leise ersterben. Wanderer, du überschaust einen immerhin kleinen Teil des Sachsenlandes. Wieviel aber würden dir das Tal und all' die Höhen erzählen, könnten sie sprechen! Dem Geschichtskundigen liegt es da wie ein großes Blatt der Geschichte. Hier oben tritt er gleichsam auf seine ersten Zeilen. Hier rauchten einst die Opfer der ersten Bewohner unserer Gegend. Nun durchfliege im Geiste die Jahrtausende bis auf unsere Zeit, in der unten im Tale die Menschen in mannigfachster Weise dem neuen Glauben und einer neuen Zeit ihre Opfer bringen. Verlängerung des Weges siehe: Ueber die Moselwiesen. - Nach dem Rietzschkegrund. - An den Plattberg nach der Spitzmühle. Die nahe, gegen Norden im Walde gelegene niedere Felsspitze, der sogen. "Kleine Hohenstein", bietet eine größere Fernsicht nach Süden zu. Wir erblicken von hier aus viele anmutige Bilder bis hinüber nach Konstappel und dem Schlosse Gauernitz, das nahe an der Elbe am Eingange zweier Seitentäler liegt und nach Weistropp, das links davon auf der Höhe thront. Es waren früher Festungen, mit deren Hilfe die Deutschen ihre Herrschaft über die Wenden sicherten. Man erreicht den "Kleinen Hohenstein" am bequemsten von dem Gabelwege aus, indem hohen Kirche und erspäht wohl fern über der ehrwürdigen Burg Meißen den Kolmberg bei Oschatz. Jenseits der Elbe, in deren Wasser die Sonne ihre Strahlen schießt, ragen Türme über die von reichen Obstgärten beschatteten Dörfer Röhrsdorf und Naustadt. Aus der weiteren Ebene vor Meißen, der Nassau, erhebt sich in sanften Wellen das Spaargebirge, das in der Poselspitze jäh zur Elbe stürzt. An dem Gebirge lehnen die Häuser von Zaschendorf und Sörnewitz; davor liegt Brockwitz mit Klieben, welche früher zu dem gegenüberliegenden Scharfenberg gehörten. Unter uns aber schmiegen sich friedlich die drei Gemeinden, Neucoswig, Coswig und Kötitz, aneinander. Mitten durch sie hindurch braust der hastende Verkehr. Überall hat der Fortschritt seine Zeichen errichtet. Und wie von einem Meere stranden zu unseren Füßen die Wellen des geschäftigen Lebens, verworrene Töne vom Dorfe herübertragend, die in Waldesruh und -frieden leise ersterben. Wanderer, du überschaust einen immerhin kleinen Teil des Sachsenlandes. Wieviel aber würden dir das Tal und all’ die Höhen erzählen, könnten sie sprechen! Dem Geschichtskundigen liegt es da wie ein großes Blatt der Geschichte. Hier oben tritt er gleichsam auf seine ersten Zeilen. Hier rauchten einst die Opfer der ersten Bewohner unserer Gegend. Nun durchfliege im Geiste die Jahrtausende bis auf unsere Zeit, in der unten im Tale die Menschen in mannigfachster Weise dem neuen Glauben und einer neuen Zeit ihre Opfer bringen. Verlängerung des Weges siehe: Ueber die Moselwiesen. – Nach dem Rietzschkegrund. – An den Plattberg nach der Spitzmühle. Die nahe, gegen Norden im Walde gelegene niedere Felsspitze, der sogen. „Kleine Hohenstein“, bietet eine größere Fernsicht nach Süden zu. Wir erblicken von hier aus viele anmutige Bilder bis hinüber nach Konstappel und dem Schlosse Gauernitz, das nahe an der Elbe am Eingange zweier Seitentäler liegt und nach Weistropp, das links davon auf der Höhe thront. Es waren früher Festungen, mit deren Hilfe die Deutschen ihre Herrschaft über die Wenden sicherten. Man erreicht den „Kleinen Hohenstein“ am bequemsten von dem Gabelwege aus, indem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/> hohen Kirche und erspäht wohl fern über der ehrwürdigen Burg Meißen den Kolmberg bei Oschatz. Jenseits der Elbe, in deren Wasser die Sonne ihre Strahlen schießt, ragen Türme über die von reichen Obstgärten beschatteten Dörfer Röhrsdorf und Naustadt. Aus der weiteren Ebene vor Meißen, der Nassau, erhebt sich in sanften Wellen das Spaargebirge, das in der Poselspitze jäh zur Elbe stürzt. An dem Gebirge lehnen die Häuser von Zaschendorf und Sörnewitz; davor liegt Brockwitz mit Klieben, welche früher zu dem gegenüberliegenden Scharfenberg gehörten. Unter uns aber schmiegen sich friedlich die drei Gemeinden, Neucoswig, Coswig und Kötitz, aneinander. Mitten durch sie hindurch braust der hastende Verkehr. Überall hat der Fortschritt seine Zeichen errichtet. Und wie von einem Meere stranden zu unseren Füßen die Wellen des geschäftigen Lebens, verworrene Töne vom Dorfe herübertragend, die in Waldesruh und -frieden leise ersterben. Wanderer, du überschaust einen immerhin kleinen Teil des Sachsenlandes. Wieviel aber würden dir das Tal und all’ die Höhen erzählen, könnten sie sprechen! Dem Geschichtskundigen liegt es da wie ein großes Blatt der Geschichte. Hier oben tritt er gleichsam auf seine ersten Zeilen. Hier rauchten einst die Opfer der ersten Bewohner unserer Gegend. Nun durchfliege im Geiste die Jahrtausende bis auf unsere Zeit, in der unten im Tale die Menschen in mannigfachster Weise dem neuen Glauben und einer neuen Zeit ihre Opfer bringen.</p> <list> <item>Verlängerung des Weges siehe: Ueber die Moselwiesen. – Nach dem Rietzschkegrund. – An den Plattberg nach der Spitzmühle.</item> </list> <p>Die nahe, gegen Norden im Walde gelegene niedere Felsspitze, der sogen. „Kleine Hohenstein“, bietet eine größere Fernsicht nach Süden zu. Wir erblicken von hier aus viele anmutige Bilder bis hinüber nach Konstappel und dem Schlosse Gauernitz, das nahe an der Elbe am Eingange zweier Seitentäler liegt und nach Weistropp, das links davon auf der Höhe thront. Es waren früher Festungen, mit deren Hilfe die Deutschen ihre Herrschaft über die Wenden sicherten. Man erreicht den „Kleinen Hohenstein“ am bequemsten von dem Gabelwege aus, indem </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
hohen Kirche und erspäht wohl fern über der ehrwürdigen Burg Meißen den Kolmberg bei Oschatz. Jenseits der Elbe, in deren Wasser die Sonne ihre Strahlen schießt, ragen Türme über die von reichen Obstgärten beschatteten Dörfer Röhrsdorf und Naustadt. Aus der weiteren Ebene vor Meißen, der Nassau, erhebt sich in sanften Wellen das Spaargebirge, das in der Poselspitze jäh zur Elbe stürzt. An dem Gebirge lehnen die Häuser von Zaschendorf und Sörnewitz; davor liegt Brockwitz mit Klieben, welche früher zu dem gegenüberliegenden Scharfenberg gehörten. Unter uns aber schmiegen sich friedlich die drei Gemeinden, Neucoswig, Coswig und Kötitz, aneinander. Mitten durch sie hindurch braust der hastende Verkehr. Überall hat der Fortschritt seine Zeichen errichtet. Und wie von einem Meere stranden zu unseren Füßen die Wellen des geschäftigen Lebens, verworrene Töne vom Dorfe herübertragend, die in Waldesruh und -frieden leise ersterben. Wanderer, du überschaust einen immerhin kleinen Teil des Sachsenlandes. Wieviel aber würden dir das Tal und all’ die Höhen erzählen, könnten sie sprechen! Dem Geschichtskundigen liegt es da wie ein großes Blatt der Geschichte. Hier oben tritt er gleichsam auf seine ersten Zeilen. Hier rauchten einst die Opfer der ersten Bewohner unserer Gegend. Nun durchfliege im Geiste die Jahrtausende bis auf unsere Zeit, in der unten im Tale die Menschen in mannigfachster Weise dem neuen Glauben und einer neuen Zeit ihre Opfer bringen.
Verlängerung des Weges siehe: Ueber die Moselwiesen. – Nach dem Rietzschkegrund. – An den Plattberg nach der Spitzmühle.
Die nahe, gegen Norden im Walde gelegene niedere Felsspitze, der sogen. „Kleine Hohenstein“, bietet eine größere Fernsicht nach Süden zu. Wir erblicken von hier aus viele anmutige Bilder bis hinüber nach Konstappel und dem Schlosse Gauernitz, das nahe an der Elbe am Eingange zweier Seitentäler liegt und nach Weistropp, das links davon auf der Höhe thront. Es waren früher Festungen, mit deren Hilfe die Deutschen ihre Herrschaft über die Wenden sicherten. Man erreicht den „Kleinen Hohenstein“ am bequemsten von dem Gabelwege aus, indem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |