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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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schadet nichts. Er ist vielmehr, um gut gehen zu lernen, ganz nothwendig, und man hat kaum ein Beispiel, daß ein Kind auf die Art ein Krüppel geworden wäre. Das Nachgebende ihrer biegsamen Glieder schützet sie davor; macht aber auch eben darum das lange Anhalten einer gezwungenen Lage gefährlich.

Würde man sich überall durch vernünftiges Nachdenken leiten lassen, so könnte man der Mühe überhoben seyn, manches weitläufig aus einander zu setzen, was doch beim ersten Anblick so leicht zu beurtheilen ist, wenn man nur von Mode und Schlendrian unbefangen ist. Aber unter dem Geleit des alten Herkommens geht so manches Abgeschmackte in der Welt seinen Gang fort, und man läßt es sich nicht einfallen, daß da etwas Fehlerhaftes drin seyn könne.

Mangel an eigener Aufmerksamkeit und Prüfung ist aber auch eben sowol Schuld, daß manche sonst gute Vorschläge zur bessern körperlichen Erziehung übel angewendet werden. Ein mißverstandener Emil hat häufig genug Schaden gethan. Was in dem wärmern Frankreich sich schickt, paßt nicht auf nördliche Gegenden. Das Baden im kalten Wasser hat allerdings seinen großen Nutzen, man muß aber zugleich dahin

schadet nichts. Er ist vielmehr, um gut gehen zu lernen, ganz nothwendig, und man hat kaum ein Beispiel, daß ein Kind auf die Art ein Krüppel geworden wäre. Das Nachgebende ihrer biegsamen Glieder schützet sie davor; macht aber auch eben darum das lange Anhalten einer gezwungenen Lage gefährlich.

Würde man sich überall durch vernünftiges Nachdenken leiten lassen, so könnte man der Mühe überhoben seyn, manches weitläufig aus einander zu setzen, was doch beim ersten Anblick so leicht zu beurtheilen ist, wenn man nur von Mode und Schlendrian unbefangen ist. Aber unter dem Geleit des alten Herkommens geht so manches Abgeschmackte in der Welt seinen Gang fort, und man läßt es sich nicht einfallen, daß da etwas Fehlerhaftes drin seyn könne.

Mangel an eigener Aufmerksamkeit und Prüfung ist aber auch eben sowol Schuld, daß manche sonst gute Vorschläge zur bessern körperlichen Erziehung übel angewendet werden. Ein mißverstandener Emil hat häufig genug Schaden gethan. Was in dem wärmern Frankreich sich schickt, paßt nicht auf nördliche Gegenden. Das Baden im kalten Wasser hat allerdings seinen großen Nutzen, man muß aber zugleich dahin

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[64/0063] schadet nichts. Er ist vielmehr, um gut gehen zu lernen, ganz nothwendig, und man hat kaum ein Beispiel, daß ein Kind auf die Art ein Krüppel geworden wäre. Das Nachgebende ihrer biegsamen Glieder schützet sie davor; macht aber auch eben darum das lange Anhalten einer gezwungenen Lage gefährlich. Würde man sich überall durch vernünftiges Nachdenken leiten lassen, so könnte man der Mühe überhoben seyn, manches weitläufig aus einander zu setzen, was doch beim ersten Anblick so leicht zu beurtheilen ist, wenn man nur von Mode und Schlendrian unbefangen ist. Aber unter dem Geleit des alten Herkommens geht so manches Abgeschmackte in der Welt seinen Gang fort, und man läßt es sich nicht einfallen, daß da etwas Fehlerhaftes drin seyn könne. Mangel an eigener Aufmerksamkeit und Prüfung ist aber auch eben sowol Schuld, daß manche sonst gute Vorschläge zur bessern körperlichen Erziehung übel angewendet werden. Ein mißverstandener Emil hat häufig genug Schaden gethan. Was in dem wärmern Frankreich sich schickt, paßt nicht auf nördliche Gegenden. Das Baden im kalten Wasser hat allerdings seinen großen Nutzen, man muß aber zugleich dahin

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/63>, abgerufen am 23.11.2024.