Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

Bild:
<< vorherige Seite

in der Schule mit fremden Knaben allein seyn, worunter viele sind, die manche Unarten und selbst schaamlose Handlungen ausüben: so haltet euch an eure Arbeit und vermeidet alle Vertraulichkeit, alles Plaudern, alle Neckereien, die sich doch überhaupt für wohlgezogene Knaben nie schicken. Aus Erfahrungen weiß ich es, daß manche Kinder in der Schule oft durch ein böses Beispiel, oft durch wirkliche Ueberredungen zu dem Laster der Selbstschwächung verführt worden sind. Und sehr oft wuste weder der Verführer noch der Verführte, daß sie Sünde übten.

So lernte einsmals ein zwölfjähriger Knabe dieses Laster, indem er neben seinem Mitschüler auf der Bank saß, der so unschaamhaft war, ihm mit der Hand in die Beinkleider zu fahren, und sehr unanständige Ausdrücke damit zu verbinden. Dadurch weckte er in seiner unschuldigen Seele Gedanken und Vorstellungen auf, die ihm nachher oft wiederkamen und ihn endlich veranlaßten, Hand an sich selbst zu legen und sich auf eine erbärmliche Art zu Grunde zu richten. Sein Verführer wollte ihn nachher, da er bessere Einsichten erlangt hatte, wieder davon abrathen, aber seine Seele hatte die Eindrücke zu tief gefaßt. Die geschändeten Theile seines Körpers

in der Schule mit fremden Knaben allein seyn, worunter viele sind, die manche Unarten und selbst schaamlose Handlungen ausüben: so haltet euch an eure Arbeit und vermeidet alle Vertraulichkeit, alles Plaudern, alle Neckereien, die sich doch überhaupt für wohlgezogene Knaben nie schicken. Aus Erfahrungen weiß ich es, daß manche Kinder in der Schule oft durch ein böses Beispiel, oft durch wirkliche Ueberredungen zu dem Laster der Selbstschwächung verführt worden sind. Und sehr oft wuste weder der Verführer noch der Verführte, daß sie Sünde übten.

So lernte einsmals ein zwölfjähriger Knabe dieses Laster, indem er neben seinem Mitschüler auf der Bank saß, der so unschaamhaft war, ihm mit der Hand in die Beinkleider zu fahren, und sehr unanständige Ausdrücke damit zu verbinden. Dadurch weckte er in seiner unschuldigen Seele Gedanken und Vorstellungen auf, die ihm nachher oft wiederkamen und ihn endlich veranlaßten, Hand an sich selbst zu legen und sich auf eine erbärmliche Art zu Grunde zu richten. Sein Verführer wollte ihn nachher, da er bessere Einsichten erlangt hatte, wieder davon abrathen, aber seine Seele hatte die Eindrücke zu tief gefaßt. Die geschändeten Theile seines Körpers

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div>
          <p><pb facs="#f0091" n="383"/>
in der Schule mit fremden Knaben allein seyn, worunter viele sind, die manche Unarten und selbst schaamlose Handlungen ausüben: so haltet euch an eure Arbeit und vermeidet alle Vertraulichkeit, alles Plaudern, alle Neckereien, die sich doch überhaupt für wohlgezogene Knaben nie schicken. Aus Erfahrungen weiß ich es, daß manche Kinder in der Schule oft durch ein böses Beispiel, oft durch wirkliche Ueberredungen zu dem Laster der Selbstschwächung verführt worden sind. Und sehr oft wuste weder der Verführer noch der Verführte, daß sie Sünde übten.</p>
          <p>So lernte einsmals ein zwölfjähriger Knabe dieses Laster, indem er neben seinem Mitschüler auf der Bank saß, der so unschaamhaft war, ihm mit der Hand in die Beinkleider zu fahren, und sehr unanständige Ausdrücke damit zu verbinden. Dadurch weckte er in seiner unschuldigen Seele Gedanken und Vorstellungen auf, die ihm nachher oft wiederkamen und ihn endlich veranlaßten, Hand an sich selbst zu legen und sich auf eine erbärmliche Art zu Grunde zu richten. Sein Verführer wollte ihn nachher, da er bessere Einsichten erlangt hatte, wieder davon abrathen, aber seine Seele hatte die Eindrücke zu tief gefaßt. Die geschändeten Theile seines Körpers
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0091] in der Schule mit fremden Knaben allein seyn, worunter viele sind, die manche Unarten und selbst schaamlose Handlungen ausüben: so haltet euch an eure Arbeit und vermeidet alle Vertraulichkeit, alles Plaudern, alle Neckereien, die sich doch überhaupt für wohlgezogene Knaben nie schicken. Aus Erfahrungen weiß ich es, daß manche Kinder in der Schule oft durch ein böses Beispiel, oft durch wirkliche Ueberredungen zu dem Laster der Selbstschwächung verführt worden sind. Und sehr oft wuste weder der Verführer noch der Verführte, daß sie Sünde übten. So lernte einsmals ein zwölfjähriger Knabe dieses Laster, indem er neben seinem Mitschüler auf der Bank saß, der so unschaamhaft war, ihm mit der Hand in die Beinkleider zu fahren, und sehr unanständige Ausdrücke damit zu verbinden. Dadurch weckte er in seiner unschuldigen Seele Gedanken und Vorstellungen auf, die ihm nachher oft wiederkamen und ihn endlich veranlaßten, Hand an sich selbst zu legen und sich auf eine erbärmliche Art zu Grunde zu richten. Sein Verführer wollte ihn nachher, da er bessere Einsichten erlangt hatte, wieder davon abrathen, aber seine Seele hatte die Eindrücke zu tief gefaßt. Die geschändeten Theile seines Körpers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T07:52:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T07:52:44Z)

Weitere Informationen:

Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/91
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/91>, abgerufen am 21.11.2024.