Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Newe Persianische welcher nahe bey vnserm Quartiere war/ mit Heerpaucken/ Schal-meyen vnd Trompeten [l]ustig hören. Wir/ die wir durch das Gesund- heit trincken bereit zu freudigem humor ermuntert/ kunten dahero leicht ver anlasset werden/ diesen Tag mit Fröligkeit vnd guter Lust zu vollbringen/ darzu denn die mancherley herrliche Geträncke/ so vom Großfürsten geschickt waren/ vns sehr dienlich. heime Audi- entz. Den 5. Aprilis wurden wir mit gewönlichen Ceremonien zur Vnter werender Audientz stirbt zu Hause einer von vnsern geheime Au dientz. Den 9. dieses haben wir die andere geheime Audientz gehabt. Den 10. Aprilis als am Sontage Palmarum ist bey den Russen das Erstlich gieng der Großfürst mit seinen Bojaren in die Marien Einreitung Christi von den Russen celebriret. Es wurde vorher ein Baum/ an welchen viel Aepffel/ Feigen vnd Diesem folgeten viel Pfaffen auch in weissen Chorröcken vnd schwun-
Newe Perſianiſche welcher nahe bey vnſerm Quartiere war/ mit Heerpaucken/ Schal-meyen vnd Trompeten [l]uſtig hoͤren. Wir/ die wir durch das Geſund- heit trincken bereit zu freudigem humor ermuntert/ kunten dahero leicht ver anlaſſet werden/ dieſen Tag mit Froͤligkeit vnd guter Luſt zu vollbringen/ darzu denn die mancherley herꝛliche Getraͤncke/ ſo vom Großfuͤrſten geſchickt waren/ vns ſehr dienlich. heime Audi- entz. Den 5. Aprilis wurden wir mit gewoͤnlichen Ceremonien zur Vnter werender Audientz ſtirbt zu Hauſe einer von vnſern geheime Au dientz. Den 9. dieſes haben wir die andere geheime Audientz gehabt. Den 10. Aprilis als am Sontage Palmarum iſt bey den Ruſſen das Erſtlich gieng der Großfuͤrſt mit ſeinen Bojaren in die Marien Einreitung Chriſti von den Ruſſen celebriret. Es wurde vorher ein Baum/ an welchen viel Aepffel/ Feigen vnd Dieſem folgeten viel Pfaffen auch in weiſſen Chorroͤcken vnd ſchwun-
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Newe Perſianiſche
welcher nahe bey vnſerm Quartiere war/ mit Heerpaucken/ Schal-
meyen vnd Trompeten luſtig hoͤren. Wir/ die wir durch das Geſund-
heit trincken bereit zu freudigem humor ermuntert/ kunten dahero
leicht ver anlaſſet werden/ dieſen Tag mit Froͤligkeit vnd guter Luſt zu
vollbringen/ darzu denn die mancherley herꝛliche Getraͤncke/ ſo
vom Großfuͤrſten geſchickt waren/ vns ſehr dienlich.
Den 5. Aprilis wurden wir mit gewoͤnlichen Ceremonien zur
erſten geheimen Audientz auffgeholet. Die Bojaren vnd Herꝛen
ſo Audientz ertheileten/ waren eben dieſelben die vorm Jahre darzu
deputiret waren/ ohne der Reichs Cantzler Grammatin, welcher
Alters halber abgedancket hatte. An deſſen ſtatt aber ſaß der jtzige
Reichs Cantzler Fœdor Fœdorowsin Lichozow.
Vnter werender Audientz ſtirbt zu Hauſe einer von vnſern
Lackeyen Frantz Willhelm/ ein Pfaͤltzer/ welchem vor 8. Tagen
auff der Reiſe im vmbwerffen des Schlittens Bruͤggemans
Scatul oder Reiſe Kaͤſtlein/ ſo er in verwahrung hatte/ auff die Bruſt
gefallen war. Die Leiche haben wir den dritten Tag hernach wol zur
Erden beſtattet/ vnd weil der verſtorbene reformirter religion,
erſt in der reformirten Kirche tragen/ eine Leichpredigt halten vnd
hernach auff der Deutſchen Kirchhoff begraben laſſen. Zu ſolcher
Leichbegaͤnguuͤß ſandte vns der Großfuͤrſte neben einen Priſtaffen
funffzehen ſeiner weiſſen Pferde.
Vnſer Lack-
eyen einer
ſtirbt.
Den 9. dieſes haben wir die andere geheime Audientz gehabt.
Den 10. Aprilis als am Sontage Palmarum iſt bey den Ruſſen das
Feſt der Einreitung Chriſti mit einer anſehnlichen Proceßion gehal-
ten worden. Vmb ſolchen actum mit anzuſchawen/ ſchickte der
Großfuͤrſt/ jedoch den vorigen Tag darumb erſuchet/ den Geſandten
jhre zwey gewoͤnliche/ vnd ander 15. Pferde. Er ließ vns gegen der
Schloßpforten einen erhabenen Platz einreumen/ vnd die Ruſſen/
welche uͤber 10. tauſend Mann vorm Schloſſe verſamlet/ abhalten/
daß wir den Proceß deſto beſſer ſehen kunten: Hinter vns aber auff
dem Theatro, deſſen Pag. 38. iſt gedacht worden/ muſten die Perſiſchen
Geſandten mit jhren Voͤlckern ſtehen. Es ward aber die Proceßion
ſo vom Schloſſe in die Kirche Jeruſalem geſchahe alſo gehalten:
Erſtlich gieng der Großfuͤrſt mit ſeinen Bojaren in die Marien
Kirche vnd hoͤrete zuvor Meſſe leſen/ darnach kam Er mit den Pa-
triarchen in guter Ordnung vom Schloſſe.
Es wurde vorher ein Baum/ an welchen viel Aepffel/ Feigen vnd
Roſinen gehefftet/ auff einem ſehr groſſen vnd breiten jedoch niedrigen
Wagen vorher gefuͤhret: auff dem Baume ſaſſen 4. Knaben in weiſſen
Hembden/ ſungen das Hoſianna.
Dieſem folgeten viel Pfaffen auch in weiſſen Chorroͤcken vnd
koͤſtlichen Meßgewandt/ trugen Fahnen/ Creutze vnd Bilder auff
langen Stangen/ ſungen ebenmeſſig/ etliche hatten Raͤuchfaͤſſer vnd
ſchwun-
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