Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. alsobald eine Badestube angeheitzet/ in welcher nach etlichen Stun-Das Braut-Badt nach dem Bey- schlaff. den die Braut vnd der Bräutigam jeglicher absonderlich baden muß/ Da werden Sie mit Wasser/ Meeth vnd Wein abgewaschen/ dar- auff wird der Bräutigam von seiner jungen Frawen mit einem Bade- hembde/ so am Halßkragen mit Perlen gesticket/ vnd einen gantz ne- wen köstlichen Kleide beschencket. Die folgenden zwene Tage werden mit grossen überflüssigen Worbey dann manches Weib/ wenn sie von jhrem berauschten Wann aber geringere/ oder Bürgerstandes Leute Hochzeit ma-Geringer Len- Nach gehaltener Hochzeit werden die Weiber in den Kammern Gleich wie grosser Herrn vnd Kauffleute Kinder wenig oder garDie Weiber Jn den Häusern gehen Sie in gar schlechten Kleidern/ wenn sie auffs S iij
Reiſe Beſchreibung. alſobald eine Badeſtube angeheitzet/ in welcher nach etlichen Stun-Das Braut-Badt nach dem Bey- ſchlaff. den die Braut vnd der Braͤutigam jeglicher abſonderlich baden muß/ Da werden Sie mit Waſſer/ Meeth vnd Wein abgewaſchen/ dar- auff wird der Braͤutigam von ſeiner jungen Frawen mit einem Bade- hembde/ ſo am Halßkragen mit Perlen geſticket/ vnd einen gantz ne- wen koͤſtlichen Kleide beſchencket. Die folgenden zwene Tage werden mit groſſen uͤberfluͤſſigen Worbey dann manches Weib/ wenn ſie von jhrem berauſchten Wann aber geringere/ oder Buͤrgerſtandes Leute Hochzeit ma-Geringer Len- Nach gehaltener Hochzeit werden die Weiber in den Kammern Gleich wie groſſer Herꝛn vnd Kauffleute Kinder wenig oder garDie Weiber Jn den Haͤuſern gehen Sie in gar ſchlechten Kleidern/ wenn ſie auffs S iij
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Reiſe Beſchreibung.
alſobald eine Badeſtube angeheitzet/ in welcher nach etlichen Stun-
den die Braut vnd der Braͤutigam jeglicher abſonderlich baden muß/
Da werden Sie mit Waſſer/ Meeth vnd Wein abgewaſchen/ dar-
auff wird der Braͤutigam von ſeiner jungen Frawen mit einem Bade-
hembde/ ſo am Halßkragen mit Perlen geſticket/ vnd einen gantz ne-
wen koͤſtlichen Kleide beſchencket.
Das Braut-
Badt nach
dem Bey-
ſchlaff.
Die folgenden zwene Tage werden mit groſſen uͤberfluͤſſigen
Eſſen/ Trincken/ muſiciren, Tantzen vnd allerhand Luſt/ die ſie nur
erdencken koͤnnen/ zugebracht.
Worbey dann manches Weib/ wenn ſie von jhrem berauſchten
Manne nicht wol wird in acht genommen/ mit Geſellen vnd andern
Maͤnnern ziemliche Auß- vnd Fehltritte thun; Gebrauchen alſo die
gelegenheit der Zuſammenkunfften zu jhrer Luſt/ weil dieſelbe ſich
zum beſten durch ſolche oͤffentliche Convivia præſentiren kan.
Diß iſt alſo der ware Bericht von den Proceſſen, jtziger groſſen Her-
ren Hochzeiten.
Wann aber geringere/ oder Buͤrgerſtandes Leute Hochzeit ma-
chen wollen/ ſchicket der Braͤutigam den Tag zuvor der Braut newe
Kleider/ eine Muͤtze vnd ein paar Stieffeln. Jtem/ ein Kaͤſtlein/ in
welchem Schmincke/ Kam vnd Spiegel. Den andern Tag wenn die
Hochzeit angehen ſol/ koͤmpt der Pope mit einem ſilbern Creutzlein/
begleitet von zweyen Knaben/ ſo brennende Wachskertzen tragen.
Der Pope ſegnet mit dem Creutze erſt die Knaben/ vnd hernach die
Gaͤſte; Darauff wird Braut vnd Braͤutigam zu Tiſche geſetzet/ vnd
auch zwiſchen jhnen rohter Taffet gehalten/ Wenn denn die Braut
von de: Swacha geputzt/ muß Sie jhren Backen an des Braͤutigams
Backe halten/ vnd ſich alſo allebeyde in einem Spiegel beſehen/ vnd
einander freundlich anlachen; Vnter deſſen gehen die Swachen vnd
beſtrewen ſie vnd die Gaͤſte mit Hopffen. Nach ſolchen Ceremonien
machen Sie ſich zur Kirchen/ woſelbſt die Trawung auff vorige ma-
mer verrichtet wird.
Geringer Len-
te Hochzeit.
Nach gehaltener Hochzeit werden die Weiber in den Kammern
behalten/ kommen nicht viel vnter die Leute/ werden mehr von jhren
Freunden beſuchet/ als daß ſie dieſelben beſuchen duͤrffen.
Gleich wie groſſer Herꝛn vnd Kauffleute Kinder wenig oder gar
nicht zur Haußhaltung gehalten werden/ Alſo nehmen Sie ſich auch
hernach im Eheſtand deroſelben gar wenig an/ ſitzen nur nehen vnd
ſticken mit Gold vnd Silber ſchoͤne Neſetuͤcher auff weiſſen Taffet
vnd klare Leinwand: Kleine Geldbeutelgen/ vnd dergleichen.
Die Weiber
ſitzen einge-
ſperret.
Jn den Haͤuſern gehen Sie in gar ſchlechten Kleidern/ wenn ſie
aber entweder einem frembden Gaſte auff befehl der Maͤnner Ehre
anthun/ vnd eine Schale Brantewein zu zutrincken herfuͤr tretten ſol-
len/ oder auch uͤber die Gaſſen etwa zur Kirchen wollen/ muͤſſen ſie
auffs
S iij
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