Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise Beschreibung.
ein hartes Leben führen; Sintemal sie sich nur von den Allmosen/ so
die fürüber-reisende geben/ erhalten/ Wie wir derselben zwischen
Nawgart vnd Twere am Wege gesehen haben.

Diese der Russen Religion hat mit des Grossen Zaars GebieteDie Russische
Religion ist
sehr weit auß-
gebreitet.

vnd Herrschafft gleiche terminos oder Gräntzen. Dann ob zwar die
Tartern/ als Ceremissen, Nagajen, Cyrcassen vnd ander/ so vnter
dem Gehorsam des Großfürsten leben/ jhre Religion nach belieben
vnverhindert treiben mügen/ so seynd doch die Festungen vnd fürneh-
men Städte in dero Landen von den Russen besetzet/ vnd daher auch
die Russische Religion eingepflantzet; Den Tartern aber wird ausser
den Festungen gleich als in Vorstädten zuwohnen nur verstattet.

Es hat vor wenig Jahren eine Nation, die Samojeden genandt/Samojeden
bitten vmb die
Christliche
Religion,
vnd lassen sich
von den Rus-
sen täuffen.

Botschafften an den Großfürsten gesandt/ vnd gebeten/ Er mochte
Sie seiner Religion theilhafftig machen. Es hat auch der Großfürst
vnd Patriarche solches willig gethan/ den Bischoff zu Wolodimer,
neben etlichen Popen zu jhnen gesandt/ sie in der Christlichen Reli-
gion
vnterrichten vnd täuffen lassen.

Dieser Nation mit mehren zu gedencken nehme ich Vrsache/
theils weil man von jhnen bey den newen Scribenten nicht viel findet;
theils weil ich selbst mit jhnen geredet/ vnd von jhrem Leben vnd Zu-
stande guten Bericht empfangen. Dann als ich Anno 1643. den 30.
Julij in Mußcow vor J. Z. M. in öffentlicher Audientz erscheinen
solte/ vnd zuvor in die Posolse Pricas eine weile/ biß ein Persianischer
Gesandter/ so auch eben audientz hatte/ wieder herunter kam/ verwar-
ten muste/ kamen dahin auch zwey Sanojeden, welche von jhrer Na-
tion
an den Großfürsten/ vmb deselben etliche Renthiere vnd weisse
Bärenhäute (so in Mußcow hochgeachtet/ vnd hinten über der grossen
Herrn Schlitten gehänget werden) zu praesentiren. Diese discurir-
ten
mit vns gar freundlich vnd gaben auff alle Fragen guten Bescheid/
dann sie die Russische Sprache wol verstunden; waren beretsam/ vnd
liessen im Reden guten Verstand spüren.

Jhr Land ist nicht Samogitia, welches die Geographi zwischenSamogitia
wo es lieget.

Littaw/ Polen vnd Lieffland legen/ vnd von den Russen Samotzka
Sembla
genandt wird/ sondern Samojeda, so in Norden hinter Sy-Samojeda
wo es lieget.

berien bey den montibus Hyperboreis vor-vnd über den grossen
Strom Obi, vnd an dem Oceano Tartarico lieget. Es seynd die je-Samojeden
seynd vor Al-
ters die Scy-
then
genandt
worden.

nigen Barbari vnd Heyden/ welche vor Alters die Scythae Europei
vnd Asiatici seynd genandt worden.

Es gedencket jhrer Quint. Curtius lib. 7. vnd nennet derer etliche
Abios Scythas, vielleicht vom Fluß Abi oder Obi. Jtem Justinus l.2.
Olaus Magnus Histor. de gent. Sept. l. 4. c.
3. vnd Munsterus in sei-
ner Cosmographia l. 5. in 60. vnd folgenden Capitteln. Sie habenWohnen nit
in Städten.

keine auffgebawete oder verwarete Städte/ sondern wohnen noch jtzo
in Wäldern vnd Wildnissen/ gleich damals dero Legaten beym Cur-

tio
A a ij

Reiſe Beſchreibung.
ein hartes Leben fuͤhren; Sintemal ſie ſich nur von den Allmoſen/ ſo
die fuͤruͤber-reiſende geben/ erhalten/ Wie wir derſelben zwiſchen
Nawgart vnd Twere am Wege geſehen haben.

Dieſe der Ruſſen Religion hat mit des Groſſen Zaars GebieteDie Ruſſiſche
Religion iſt
ſehr weit auß-
gebreitet.

vnd Herꝛſchafft gleiche terminos oder Graͤntzen. Dann ob zwar die
Tartern/ als Ceremiſſen, Nagajen, Cyrcaſſen vnd ander/ ſo vnter
dem Gehorſam des Großfuͤrſten leben/ jhre Religion nach belieben
vnverhindert treiben muͤgen/ ſo ſeynd doch die Feſtungen vnd fuͤrneh-
men Staͤdte in dero Landen von den Ruſſen beſetzet/ vnd daher auch
die Ruſſiſche Religion eingepflantzet; Den Tartern aber wird auſſer
den Feſtungen gleich als in Vorſtaͤdten zuwohnen nur verſtattet.

Es hat vor wenig Jahren eine Nation, die Samojeden genandt/Samojeden
bitten vmb die
Chriſtliche
Religion,
vnd laſſen ſich
von den Ruſ-
ſen taͤuffen.

Botſchafften an den Großfuͤrſten geſandt/ vnd gebeten/ Er mochte
Sie ſeiner Religion theilhafftig machen. Es hat auch der Großfuͤrſt
vnd Patriarche ſolches willig gethan/ den Biſchoff zu Wolodimer,
neben etlichen Popen zu jhnen geſandt/ ſie in der Chriſtlichen Reli-
gion
vnterrichten vnd taͤuffen laſſen.

Dieſer Nation mit mehren zu gedencken nehme ich Vrſache/
theils weil man von jhnen bey den newen Scribenten nicht viel findet;
theils weil ich ſelbſt mit jhnen geredet/ vnd von jhrem Leben vnd Zu-
ſtande guten Bericht empfangen. Dann als ich Anno 1643. den 30.
Julij in Mußcow vor J. Z. M. in oͤffentlicher Audientz erſcheinen
ſolte/ vnd zuvor in die Poſolse Pricas eine weile/ biß ein Perſianiſcher
Geſandter/ ſo auch eben audientz hatte/ wieder herunter kam/ verwar-
ten muſte/ kamen dahin auch zwey Sanojeden, welche von jhrer Na-
tion
an den Großfuͤrſten/ vmb deſelben etliche Renthiere vnd weiſſe
Baͤrenhaͤute (ſo in Mußcow hochgeachtet/ vnd hinten uͤber der groſſen
Herꝛn Schlitten gehaͤnget werden) zu præſentiren. Dieſe diſcurir-
ten
mit vns gar freundlich vnd gaben auff alle Fragen guten Beſcheid/
dann ſie die Ruſſiſche Sprache wol verſtunden; waren beretſam/ vnd
lieſſen im Reden guten Verſtand ſpuͤren.

Jhr Land iſt nicht Samogitia, welches die Geographi zwiſchenSamogitia
wo es lieget.

Littaw/ Polen vnd Lieffland legen/ vnd von den Ruſſen Samotzka
Sembla
genandt wird/ ſondern Samojeda, ſo in Norden hinter Sy-Samojeda
wo es lieget.

berien bey den montibus Hyperboreis vor-vnd uͤber den groſſen
Strom Obi, vnd an dem Oceano Tartarico lieget. Es ſeynd die je-Samojeden
ſeynd vor Al-
ters die Scy-
then
genandt
worden.

nigen Barbari vnd Heyden/ welche vor Alters die Scythæ Europei
vnd Aſiatici ſeynd genandt worden.

Es gedencket jhrer Quint. Curtius lib. 7. vnd nennet derer etliche
Abios Scythas, vielleicht vom Fluß Abi oder Obi. Jtem Juſtinus l.2.
Olaus Magnus Hiſtor. de gent. Sept. l. 4. c.
3. vnd Munſterus in ſei-
ner Coſmographia l. 5. in 60. vnd folgenden Capitteln. Sie habenWohnen nit
in Staͤdten.

keine auffgebawete oder verwarete Staͤdte/ ſondern wohnen noch jtzo
in Waͤldern vnd Wildniſſen/ gleich damals dero Legaten beym Cur-

tio
A a ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0233" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e Be&#x017F;chreibung.</hi></fw><lb/>
ein hartes Leben fu&#x0364;hren; Sintemal &#x017F;ie &#x017F;ich nur von den Allmo&#x017F;en/ &#x017F;o<lb/>
die fu&#x0364;ru&#x0364;ber-rei&#x017F;ende geben/ erhalten/ Wie wir der&#x017F;elben zwi&#x017F;chen<lb/>
Nawgart vnd Twere am Wege ge&#x017F;ehen haben.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e der Ru&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Religion</hi> hat mit des Gro&#x017F;&#x017F;en Zaars Gebiete<note place="right">Die Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Religion</hi> i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehr weit auß-<lb/>
gebreitet.</note><lb/>
vnd Her&#xA75B;&#x017F;chafft gleiche <hi rendition="#aq">terminos</hi> oder Gra&#x0364;ntzen. Dann ob zwar die<lb/>
Tartern/ als <hi rendition="#aq">Ceremi&#x017F;&#x017F;en, Nagajen, Cyrca&#x017F;&#x017F;en</hi> vnd ander/ &#x017F;o vnter<lb/>
dem Gehor&#x017F;am des Großfu&#x0364;r&#x017F;ten leben/ jhre <hi rendition="#aq">Religion</hi> nach belieben<lb/>
vnverhindert treiben mu&#x0364;gen/ &#x017F;o &#x017F;eynd doch die Fe&#x017F;tungen vnd fu&#x0364;rneh-<lb/>
men Sta&#x0364;dte in dero Landen von den Ru&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;etzet/ vnd daher auch<lb/>
die Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Religion</hi> eingepflantzet; Den Tartern aber wird au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
den Fe&#x017F;tungen gleich als in Vor&#x017F;ta&#x0364;dten zuwohnen nur ver&#x017F;tattet.</p><lb/>
            <p>Es hat vor wenig Jahren eine <hi rendition="#aq">Nation,</hi> die <hi rendition="#aq">Samojeden</hi> genandt/<note place="right"><hi rendition="#aq">Samojeden</hi><lb/>
bitten vmb die<lb/>
Chri&#x017F;tliche<lb/><hi rendition="#aq">Religion,</hi><lb/>
vnd la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
von den Ru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ta&#x0364;uffen.</note><lb/>
Bot&#x017F;chafften an den Großfu&#x0364;r&#x017F;ten ge&#x017F;andt/ vnd gebeten/ Er mochte<lb/>
Sie &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Religion</hi> theilhafftig machen. Es hat auch der Großfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
vnd Patriarche &#x017F;olches willig gethan/ den Bi&#x017F;choff zu <hi rendition="#aq">Wolodimer,</hi><lb/>
neben etlichen Popen zu jhnen ge&#x017F;andt/ &#x017F;ie in der Chri&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Reli-<lb/>
gion</hi> vnterrichten vnd ta&#x0364;uffen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Nation</hi> mit mehren zu gedencken nehme ich Vr&#x017F;ache/<lb/>
theils weil man von jhnen bey den newen <hi rendition="#aq">Scribenten</hi> nicht viel findet;<lb/>
theils weil ich &#x017F;elb&#x017F;t mit jhnen geredet/ vnd von jhrem Leben vnd Zu-<lb/>
&#x017F;tande guten Bericht empfangen. Dann als ich <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1643. den 30.<lb/><hi rendition="#aq">Julij</hi> in Mußcow vor J. Z. M. in o&#x0364;ffentlicher <hi rendition="#aq">Audientz</hi> er&#x017F;cheinen<lb/>
&#x017F;olte/ vnd zuvor in die <hi rendition="#aq">Po&#x017F;olse Pricas</hi> eine weile/ biß ein Per&#x017F;iani&#x017F;cher<lb/>
Ge&#x017F;andter/ &#x017F;o auch eben <hi rendition="#aq">audientz</hi> hatte/ wieder herunter kam/ verwar-<lb/>
ten mu&#x017F;te/ kamen dahin auch zwey <hi rendition="#aq">Sanojeden,</hi> welche von jhrer <hi rendition="#aq">Na-<lb/>
tion</hi> an den Großfu&#x0364;r&#x017F;ten/ vmb de&#x017F;elben etliche Renthiere vnd wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Ba&#x0364;renha&#x0364;ute (&#x017F;o in Mußcow hochgeachtet/ vnd hinten u&#x0364;ber der gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Her&#xA75B;n Schlitten geha&#x0364;nget werden) zu <hi rendition="#aq">præ&#x017F;entiren.</hi> Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">di&#x017F;curir-<lb/>
ten</hi> mit vns gar freundlich vnd gaben auff alle Fragen guten Be&#x017F;cheid/<lb/>
dann &#x017F;ie die Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Sprache wol ver&#x017F;tunden; waren beret&#x017F;am/ vnd<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en im Reden guten Ver&#x017F;tand &#x017F;pu&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>Jhr Land i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">Samogitia,</hi> welches die <hi rendition="#aq">Geographi</hi> zwi&#x017F;chen<note place="right"><hi rendition="#aq">Samogitia</hi><lb/>
wo es lieget.</note><lb/>
Littaw/ Polen vnd Lieffland legen/ vnd von den Ru&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Samotzka<lb/>
Sembla</hi> genandt wird/ &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">Samojeda,</hi> &#x017F;o in Norden hinter <hi rendition="#aq">Sy-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Samojeda</hi><lb/>
wo es lieget.</note><lb/><hi rendition="#aq">berien</hi> bey den <hi rendition="#aq">montibus Hyperboreis</hi> vor-vnd u&#x0364;ber den gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Strom <hi rendition="#aq">Obi,</hi> vnd an dem <hi rendition="#aq">Oceano Tartarico</hi> lieget. Es &#x017F;eynd die je-<note place="right"><hi rendition="#aq">Samojeden</hi><lb/>
&#x017F;eynd vor Al-<lb/>
ters die <hi rendition="#aq">Scy-<lb/>
then</hi> genandt<lb/>
worden.</note><lb/>
nigen <hi rendition="#aq">Barbari</hi> vnd Heyden/ welche vor Alters die <hi rendition="#aq">Scythæ Europei</hi><lb/>
vnd <hi rendition="#aq">A&#x017F;iatici</hi> &#x017F;eynd genandt worden.</p><lb/>
            <p>Es gedencket jhrer <hi rendition="#aq">Quint. Curtius lib.</hi> 7. vnd nennet derer etliche<lb/><hi rendition="#aq">Abios Scythas,</hi> vielleicht vom Fluß <hi rendition="#aq">Abi</hi> oder <hi rendition="#aq">Obi.</hi> Jtem <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tinus l.2.<lb/>
Olaus Magnus Hi&#x017F;tor. de gent. Sept. l. 4. c.</hi> 3. vnd <hi rendition="#aq">Mun&#x017F;terus</hi> in &#x017F;ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Co&#x017F;mographia l.</hi> 5. in 60. vnd folgenden Capitteln. Sie haben<note place="right">Wohnen nit<lb/>
in Sta&#x0364;dten.</note><lb/>
keine auffgebawete oder verwarete Sta&#x0364;dte/ &#x017F;ondern wohnen noch jtzo<lb/>
in Wa&#x0364;ldern vnd Wildni&#x017F;&#x017F;en/ gleich damals dero <hi rendition="#aq">Legaten</hi> beym <hi rendition="#aq">Cur-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tio</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0233] Reiſe Beſchreibung. ein hartes Leben fuͤhren; Sintemal ſie ſich nur von den Allmoſen/ ſo die fuͤruͤber-reiſende geben/ erhalten/ Wie wir derſelben zwiſchen Nawgart vnd Twere am Wege geſehen haben. Dieſe der Ruſſen Religion hat mit des Groſſen Zaars Gebiete vnd Herꝛſchafft gleiche terminos oder Graͤntzen. Dann ob zwar die Tartern/ als Ceremiſſen, Nagajen, Cyrcaſſen vnd ander/ ſo vnter dem Gehorſam des Großfuͤrſten leben/ jhre Religion nach belieben vnverhindert treiben muͤgen/ ſo ſeynd doch die Feſtungen vnd fuͤrneh- men Staͤdte in dero Landen von den Ruſſen beſetzet/ vnd daher auch die Ruſſiſche Religion eingepflantzet; Den Tartern aber wird auſſer den Feſtungen gleich als in Vorſtaͤdten zuwohnen nur verſtattet. Die Ruſſiſche Religion iſt ſehr weit auß- gebreitet. Es hat vor wenig Jahren eine Nation, die Samojeden genandt/ Botſchafften an den Großfuͤrſten geſandt/ vnd gebeten/ Er mochte Sie ſeiner Religion theilhafftig machen. Es hat auch der Großfuͤrſt vnd Patriarche ſolches willig gethan/ den Biſchoff zu Wolodimer, neben etlichen Popen zu jhnen geſandt/ ſie in der Chriſtlichen Reli- gion vnterrichten vnd taͤuffen laſſen. Samojeden bitten vmb die Chriſtliche Religion, vnd laſſen ſich von den Ruſ- ſen taͤuffen. Dieſer Nation mit mehren zu gedencken nehme ich Vrſache/ theils weil man von jhnen bey den newen Scribenten nicht viel findet; theils weil ich ſelbſt mit jhnen geredet/ vnd von jhrem Leben vnd Zu- ſtande guten Bericht empfangen. Dann als ich Anno 1643. den 30. Julij in Mußcow vor J. Z. M. in oͤffentlicher Audientz erſcheinen ſolte/ vnd zuvor in die Poſolse Pricas eine weile/ biß ein Perſianiſcher Geſandter/ ſo auch eben audientz hatte/ wieder herunter kam/ verwar- ten muſte/ kamen dahin auch zwey Sanojeden, welche von jhrer Na- tion an den Großfuͤrſten/ vmb deſelben etliche Renthiere vnd weiſſe Baͤrenhaͤute (ſo in Mußcow hochgeachtet/ vnd hinten uͤber der groſſen Herꝛn Schlitten gehaͤnget werden) zu præſentiren. Dieſe diſcurir- ten mit vns gar freundlich vnd gaben auff alle Fragen guten Beſcheid/ dann ſie die Ruſſiſche Sprache wol verſtunden; waren beretſam/ vnd lieſſen im Reden guten Verſtand ſpuͤren. Jhr Land iſt nicht Samogitia, welches die Geographi zwiſchen Littaw/ Polen vnd Lieffland legen/ vnd von den Ruſſen Samotzka Sembla genandt wird/ ſondern Samojeda, ſo in Norden hinter Sy- berien bey den montibus Hyperboreis vor-vnd uͤber den groſſen Strom Obi, vnd an dem Oceano Tartarico lieget. Es ſeynd die je- nigen Barbari vnd Heyden/ welche vor Alters die Scythæ Europei vnd Aſiatici ſeynd genandt worden. Samogitia wo es lieget. Samojeda wo es lieget. Samojeden ſeynd vor Al- ters die Scy- then genandt worden. Es gedencket jhrer Quint. Curtius lib. 7. vnd nennet derer etliche Abios Scythas, vielleicht vom Fluß Abi oder Obi. Jtem Juſtinus l.2. Olaus Magnus Hiſtor. de gent. Sept. l. 4. c. 3. vnd Munſterus in ſei- ner Coſmographia l. 5. in 60. vnd folgenden Capitteln. Sie haben keine auffgebawete oder verwarete Staͤdte/ ſondern wohnen noch jtzo in Waͤldern vnd Wildniſſen/ gleich damals dero Legaten beym Cur- tio Wohnen nit in Staͤdten. A a ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/233
Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/233>, abgerufen am 23.11.2024.