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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen

Zwey Mußqueten-schösse vom Dorffe nach Osten ist in einem
felsichten Berge ein ander wolgebawtes Begräbnis eines Heiligen/
Tiribabba
Begräbnis.
so Tiribabba genandt/ vnd des Seid Ibrahims Praeceptor gewesen;
Dieser sol/ wie sie vorgaben/ vnverweßlich mit einem grawen Rocke an-
gethan auff den Kniehen als betend sitzen/ vnd solches hette sein gewe-
sener discipel S. Ibrahim von Gott erhalten/ damit der Praeceptor
auch nach dem Tode gleich als im Leben allezeit andächtig möchte er-
funden werden.

Gesatzt aber das der Cörper vnverweßlich wehre/ so wird es doch
nach des Camerarij meinung/ welcher in seinen horis Succisivis saget/
daß der Perser Leichen nicht verfaulen/ sondern nur verdrögen sollen/
(muß aber nur von etlichen/ sonderlich sehr alten Leuten/ die man nicht
mit Erde bescharret/ verstanden werden) kein Wunder seyn.

Man soll diesem jährlich über den grawen Rocke einen weissen
ziehen/ den alten in stücken zerlappen/ vnd vnter die Wallbrüder auß-
theilen; Dann zu gewissen Zeiten die Leute auch etliche zu Fusse von
ferne dahin Wallfarten reisen. Die Einwohner fabulirten viel vnd
vngläubliche Dinge von diesen beyden Heiligen/ welche entweder einer
Zauberey/ oder fette Lügen/ so beyde vnter den Persern gar gemeine/
ehnlich schienen. Derwegen solches auffzuzeichnen ich nicht nötig erach-
tete. Vber die Thür dieser Begräbnis stunden diese Arabische Wort:
[fremdsprachliches Material - fehlt]
Wird pronunciret: Alla Mufethi hil ebwab.
O Gott thue du diese Thür auff.

Vmb des Tiribabben Begräbnis seynd im selben Berge viel
Höhlen vnd Cammern gehawen/ in welchen die Pilgram sich lagern vnd
opffern. Es waren etliche so hoch von der Erden/ daß man ohne Leiter
nicht wol hinauff kommen kunte. Vnser drey halffen einer dem andern
nicht ohne Gefahr in eine an einer steihlen Klippen hinauff. Jn der-
selben waren 4. geraume Cammern/ Bettstellen vnd Krippen/ alles in
den Fels gehawen. Wir befunden/ vnd zwar mit Verwunderung wie
Stein von
Muschelscha-
len congeli-
ret.
das dieser harte Fels am Gewolbe kleine Muschel-schalen in sich hatte/
ja der Fels war an etlichen Orten als wenn Er von Muschel-schalen
vnd Sand zusammen geschmoltzen. Dergleichen sahen wir hernach
in der Rückreise an der Caspischen See gantze Berge vnd harte Fel-
sen/ Worvon vnten mit mehren.

Jn diesem Dorffe Pyrmaras darff niemand vnter den Persern
Wein sondern nur Wasser trincken/ damit nicht durch Verbruch des
Gesetzes/ so dißfals im Alcoran enthalten/ selbige heilige Stette ver-
unehret werde.

Vor
Ander Theil der Perſianiſchen

Zwey Mußqueten-ſchoͤſſe vom Dorffe nach Oſten iſt in einem
felſichten Berge ein ander wolgebawtes Begraͤbnis eines Heiligen/
Tiribabba
Begraͤbnis.
ſo Tiribabba genandt/ vnd des Seid Ibrahims Præceptor geweſen;
Dieſer ſol/ wie ſie voꝛgaben/ vnverweßlich mit einem grawen Rocke an-
gethan auff den Kniehen als betend ſitzen/ vnd ſolches hette ſein gewe-
ſener diſcipel S. Ibrahim von Gott erhalten/ damit der Præceptor
auch nach dem Tode gleich als im Leben allezeit andaͤchtig moͤchte er-
funden werden.

Geſatzt aber das der Coͤrper vnverweßlich wehre/ ſo wird es doch
nach des Camerarij meinung/ welcher in ſeinen horis Succiſivis ſaget/
daß der Perſer Leichen nicht verfaulen/ ſondern nur verdroͤgen ſollen/
(muß aber nur von etlichen/ ſonderlich ſehr alten Leuten/ die man nicht
mit Erde beſcharret/ verſtanden werden) kein Wunder ſeyn.

Man ſoll dieſem jaͤhrlich uͤber den grawen Rocke einen weiſſen
ziehen/ den alten in ſtuͤcken zerlappen/ vnd vnter die Wallbruͤder auß-
theilen; Dann zu gewiſſen Zeiten die Leute auch etliche zu Fuſſe von
ferne dahin Wallfarten reiſen. Die Einwohner fabulirten viel vnd
vnglaͤubliche Dinge von dieſen beyden Heiligen/ welche entweder einer
Zauberey/ oder fette Luͤgen/ ſo beyde vnter den Perſern gar gemeine/
ehnlich ſchienen. Derwegen ſolches auffzuzeichnen ich nicht noͤtig erach-
tete. Vber die Thuͤr dieſer Begraͤbnis ſtunden dieſe Arabiſche Wort:
[fremdsprachliches Material – fehlt]
Wird pronunciret: Alla Mufethi hil ebwab.
O Gott thue du dieſe Thuͤr auff.

Vmb des Tiribabben Begraͤbnis ſeynd im ſelben Berge viel
Hoͤhlen vnd Cam̃ern gehawen/ in welchen die Pilgram ſich lagern vnd
opffern. Es waren etliche ſo hoch von der Erden/ daß man ohne Leiter
nicht wol hinauff kommen kunte. Vnſer drey halffen einer dem andern
nicht ohne Gefahr in eine an einer ſteihlen Klippen hinauff. Jn der-
ſelben waren 4. geraume Cammern/ Bettſtellen vnd Krippen/ alles in
den Fels gehawen. Wir befunden/ vnd zwar mit Verwunderung wie
Stein von
Muſchelſcha-
len congeli-
ret.
das dieſer harte Fels am Gewolbe kleine Muſchel-ſchalen in ſich hatte/
ja der Fels war an etlichen Orten als wenn Er von Muſchel-ſchalen
vnd Sand zuſammen geſchmoltzen. Dergleichen ſahen wir hernach
in der Ruͤckreiſe an der Caſpiſchen See gantze Berge vnd harte Fel-
ſen/ Worvon vnten mit mehren.

Jn dieſem Dorffe Pyrmaras darff niemand vnter den Perſern
Wein ſondern nur Waſſer trincken/ damit nicht durch Verbruch des
Geſetzes/ ſo dißfals im Alcoran enthalten/ ſelbige heilige Stette ver-
unehret werde.

Vor
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[288/0334] Ander Theil der Perſianiſchen Zwey Mußqueten-ſchoͤſſe vom Dorffe nach Oſten iſt in einem felſichten Berge ein ander wolgebawtes Begraͤbnis eines Heiligen/ ſo Tiribabba genandt/ vnd des Seid Ibrahims Præceptor geweſen; Dieſer ſol/ wie ſie voꝛgaben/ vnverweßlich mit einem grawen Rocke an- gethan auff den Kniehen als betend ſitzen/ vnd ſolches hette ſein gewe- ſener diſcipel S. Ibrahim von Gott erhalten/ damit der Præceptor auch nach dem Tode gleich als im Leben allezeit andaͤchtig moͤchte er- funden werden. Tiribabba Begraͤbnis. Geſatzt aber das der Coͤrper vnverweßlich wehre/ ſo wird es doch nach des Camerarij meinung/ welcher in ſeinen horis Succiſivis ſaget/ daß der Perſer Leichen nicht verfaulen/ ſondern nur verdroͤgen ſollen/ (muß aber nur von etlichen/ ſonderlich ſehr alten Leuten/ die man nicht mit Erde beſcharret/ verſtanden werden) kein Wunder ſeyn. Man ſoll dieſem jaͤhrlich uͤber den grawen Rocke einen weiſſen ziehen/ den alten in ſtuͤcken zerlappen/ vnd vnter die Wallbruͤder auß- theilen; Dann zu gewiſſen Zeiten die Leute auch etliche zu Fuſſe von ferne dahin Wallfarten reiſen. Die Einwohner fabulirten viel vnd vnglaͤubliche Dinge von dieſen beyden Heiligen/ welche entweder einer Zauberey/ oder fette Luͤgen/ ſo beyde vnter den Perſern gar gemeine/ ehnlich ſchienen. Derwegen ſolches auffzuzeichnen ich nicht noͤtig erach- tete. Vber die Thuͤr dieſer Begraͤbnis ſtunden dieſe Arabiſche Wort: _ Wird pronunciret: Alla Mufethi hil ebwab. O Gott thue du dieſe Thuͤr auff. Vmb des Tiribabben Begraͤbnis ſeynd im ſelben Berge viel Hoͤhlen vnd Cam̃ern gehawen/ in welchen die Pilgram ſich lagern vnd opffern. Es waren etliche ſo hoch von der Erden/ daß man ohne Leiter nicht wol hinauff kommen kunte. Vnſer drey halffen einer dem andern nicht ohne Gefahr in eine an einer ſteihlen Klippen hinauff. Jn der- ſelben waren 4. geraume Cammern/ Bettſtellen vnd Krippen/ alles in den Fels gehawen. Wir befunden/ vnd zwar mit Verwunderung wie das dieſer harte Fels am Gewolbe kleine Muſchel-ſchalen in ſich hatte/ ja der Fels war an etlichen Orten als wenn Er von Muſchel-ſchalen vnd Sand zuſammen geſchmoltzen. Dergleichen ſahen wir hernach in der Ruͤckreiſe an der Caſpiſchen See gantze Berge vnd harte Fel- ſen/ Worvon vnten mit mehren. Stein von Muſchelſcha- len congeli- ret. Jn dieſem Dorffe Pyrmaras darff niemand vnter den Perſern Wein ſondern nur Waſſer trincken/ damit nicht durch Verbruch des Geſetzes/ ſo dißfals im Alcoran enthalten/ ſelbige heilige Stette ver- unehret werde. Vor

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/334>, abgerufen am 24.11.2024.