Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Den 1. Martij begiengen die Perser einen Fest-Tag/ welchen SieDas Fest Ausserhalb dem Zelte wolten die gemeine Leute jeglicher wer was Nach dem Er vns nun bey 6. Stunden wol tractiret, ritten wir Den Q q
Reiſe Beſchreibung. Den 1. Martij begiengen die Perſer einen Feſt-Tag/ welchen SieDas Feſt Auſſerhalb dem Zelte wolten die gemeine Leute jeglicher wer was Nach dem Er vns nun bey 6. Stunden wol tractiret, ritten wir Den Q q
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Reiſe Beſchreibung.
Den 1. Martij begiengen die Perſer einen Feſt-Tag/ welchen Sie
Chummekater nanten/ faͤlt in den 14. Schewal jhres Tagwim/ oder
Calenders. Am ſelbigen Tage Aalij die Succeßion ſeines Vetern
vnd Swieger-vaters Mahumeds ſol angetretten ſeyn. Da denn der
Chan vns abermahl an oberwehnten Rivire auff einen luſtigen Platze
vnter dem Zelte ſehr herlich tractirete. Es wurde darbey allerhand
Kurtzweil getrieben/ etliche ſprungen/ tantzeten vnd gauckelten kuͤnſt-
lich; Sonderlich war nicht vneben ein Tantz/ welchen ein erwachſener
Knabe mit 2. kleinen Cymbeln/ an welchen lange ſeidene Queſte hien-
gen/ in groſſer bewegung that. Jtem ein ander/ der viel Cymbeln vmb
den Leib gebunden hatte/ deſſen manier zu tantzen ſonſt in andern des
Chans Convivijs gar leichtfertig war. Ein ſchwartzer Araber/ leicht
vnd behende von Gliedern/ kunte einen Affen mit allerley Geberden
ſtattlich agiren, huͤpffte vnnd ſprang vnter dem Confecte herumb:
Etlichen Gaͤſten/ wie auch einem der Geſandten auff den Schoß/ vnd
geſchwinde wieder herab. Ein ander fpielte des Kuntzichgen mit
Decken/ auß einer Scena, welche von einer Catunen-Decke/ ſo Er
vmb die Gurtel-ſtette gebunden/ uͤber ſich geſtaffelt trug/ vnd darmit
herumb gieng.
Das Feſt
Chumme-
kater als Alij
auff Mahu-
meds Stul
ſuccediret.
Auſſerhalb dem Zelte wolten die gemeine Leute jeglicher wer was
kunte/ ſich auch ſehen laſſen/ hatten vnter ſich viel Kurtzweil mit Tan-
tzen/ Springen/ Wetlauffen vnd nach dem Ziel ſchieſſen. Er ſelbſt der
Chan that abermal eine Probe ſeines gewiſſen ſchieſſens/ ſagte daß
Er in der Jugend hette ein Haar koͤnnen treffen/ wolte es jtzo da Er
bey 45. Jahren/ auch verſuchen: Hieß derwegen ſeiner Knaben einen
ein Pferdehaar an einen Sehekihr oder Daumen-Rinck (ſo ſie im Bo-
genſchieſſen gebrauchen/ vnd faſt ſtets am Daumen tragen) gebunden
halten/ vnd ſchoß mit dem Pfeil auff 6. Schritte ſtehend zwey mahl das
Haar entzwey. Er ließ auch einen Apffel in die Hoͤhe werffen/ vnd
ſchoß im herunter-fallen mit einem langen Rohr durchhin.
Nach dem Er vns nun bey 6. Stunden wol tractiret, ritten wir
mit jhm wieder nach der Stadt. Vnterwegens/ als wir auff einen
raumen Platz/ woſelbſt ſie jhre Pferde zubereitten pflegen/ kamen/ lieſ-
ſen ſie ſehen/ wie jhre Pferde zum ſchnellen carriere (dann Sie von an-
dern lectionen nicht viel wiſſen) ſo wol gewehnet. Jtem was fuͤr
mamer ſie im Scharmutziren mit dem Feinde zuhalten pflegen. Vn-
ter andern war wol anzuſehen wie einer den andern mit Wurff-ſpieſſen
verfolgete/ da ſie denn nicht alleine einen von weiten in vollem carriere
die Stecken/ ſo ſie allhier an ſtatt der Wurff-ſpieſſe gebrauchten/ ge-
ſchwinde auff die Haut jagen kunten/ ſondern auch die auff Sie kom-
mende artig außzunehmen/ mit der Hand zufangen vnd die wieder auff
jhre Verfolger zuwenden wuſten. Bey ſolchem Exercitio brachte des
Chans Stallmeiſter den Preiß vnd vom Chan ein ſchoͤn Arabiſch
Pferd verehret darvon.
Den
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