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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
auff beyden seiten mit Schwibogen gezierten Hoff. Jn welchem zur
Rechten ein schöner klarer Brun/ so auß der Wand durch einen grossen
Messingen Hanen läufft/ wird auch über eine Meile vom Gebirge vn-
ter der Erden dahin geleitet/ giebt denen/ die daselbst gespeiset werden/
das Geträncke. Zu ende dieses Hoffes wurde zur Rechten ein schön
groß rund Gewolbe gezeiget/ war aussen mit grün vnd blaw glasurten
Steinen besetzet/ inwendig aber mit Tapeten beleget/ in dessen mitte
2. grosse Messinge Leuchter stunden/ Rings herumb an den Wänden
sassen Pfaffen in weissen Kleidern/ sungen vnd rieffen mit lauter Stim-
me; Jm Singen bewegten vnd neigten sie sich alle zugleich von einer
seiten zur andern/ als wenn sie an einem Schnur geknüpfft gezogen
würden/ war seltzam anzusehen/ hiermit wollen sie eine sonderliche De-
muth vnd devotion anzeigen. Jn diesem Gemache sol Schich Sefi
jährlich 40. Tage continue gesessen/ gefastet/ täglich nur eine Mandel
mit Wasser genossen/ vnd gebetet haben/ Daher es auch der 40. Tage
Tschilla-
chane.
halber Tschillachane genant wird. Auß selbigen Hoffe giengen wir
in den dritten/ dnrch eine Pforte/ in welcher auch eine Silberne Kette
von Allichan, dem Chan zu Kappan verehret/ hienge.

Jn diesem Hoffe/ so zwar etwas kleiner/ aber doch mit bunten
glasurten Steinen besser gezieret als die andern Begräbnis. Der
Eingang zum Begräbnis aber war vnter einem ziemlich grossen Ge-
bäw vnd einem runden Thurm/ die Thür mit dicken Silberblech über-
Wir musten
die Schue
außziehen.
zogen/ an welcher dicke silberne Rincken. Das Pflaster vor der Thür
war mit Tapeten beleget/ auff denselben musten wir vnsere Schue auß-
ziehen/ wiewol die Gesandten solches zuthun anfänglich in bedencken
zogen/ musten sie doch/ so ferne Sie hinein wolten/ in diesem Falle sich
der Perser willen ergeben. Es sagte der Chan daß Schach Abas, wenn
Er diß Grab zubesuchen nach Ardebil gekommen/ zum offtern eine
halbe Meile von der Stadt die Schue außgezogen/ vnd in blossen
Strumpffen hinzugangen were; diß aber war auß devotion gesche-
hen/ welche sie bey vns nicht vermuten seyn kunten. Man führete vns
in eine mit schönen Tapeten belegte lange Gallerie/ vnd zur Rechten
durch eine mit güldenem Blech überzogene Thür/ in ein kostlich Ge-
wolbe. Diese Thür/ wie auch eine dergleichen zu Meschet in Chora-
Schach Abas
Gelübte.
san an Imam Risa Begräbnis sol Schach Abas auch haben machen
lassen/ vnd zwar ver müge seines Gelübtes/ welches Er gethan/ als Er
wieder die Usbeken in Chorasan zustreiten außgezogen/ daß Er nemb-
lich/ wenn diese Heiligen den Feind auß Chorasan wurden treiben helf-
fen/ Er jeglichem mit einer gülden Thür verehren wolte. Weil nun die
Victorie sich auff Schach Abas seite wendete/ hat Er hiermit sein Ge-
lübte bezahlen wollen.

Diß Gewolbe war 8. Faden/ lang vnd 5. breit/ oben mit sehr
vielen güldenen vnd silbern Lampen/ derer etliche bey 3. viertel Elen im
diametro, behänget. Es sassen auff beyden seiten 12. Chorpfaffen/

Hafi-

Ander Theil der Perſianiſchen
auff beyden ſeiten mit Schwibogen gezierten Hoff. Jn welchem zur
Rechten ein ſchoͤner klarer Brun/ ſo auß der Wand durch einen groſſen
Meſſingen Hanen laͤufft/ wird auch uͤber eine Meile vom Gebirge vn-
ter der Erden dahin geleitet/ giebt denen/ die daſelbſt geſpeiſet werden/
das Getraͤncke. Zu ende dieſes Hoffes wurde zur Rechten ein ſchoͤn
groß rund Gewolbe gezeiget/ war auſſen mit gruͤn vnd blaw glaſurten
Steinen beſetzet/ inwendig aber mit Tapeten beleget/ in deſſen mitte
2. groſſe Meſſinge Leuchter ſtunden/ Rings herumb an den Waͤnden
ſaſſen Pfaffen in weiſſen Kleidern/ ſungen vnd rieffen mit lauter Stim-
me; Jm Singen bewegten vnd neigten ſie ſich alle zugleich von einer
ſeiten zur andern/ als wenn ſie an einem Schnur geknuͤpfft gezogen
wuͤrden/ war ſeltzam anzuſehen/ hiermit wollen ſie eine ſonderliche De-
muth vnd devotion anzeigen. Jn dieſem Gemache ſol Schich Sefi
jaͤhrlich 40. Tage continue geſeſſen/ gefaſtet/ taͤglich nur eine Mandel
mit Waſſer genoſſen/ vnd gebetet haben/ Daher es auch der 40. Tage
Tſchilla-
chane.
halber Tſchillachane genant wird. Auß ſelbigen Hoffe giengen wir
in den dritten/ dnrch eine Pforte/ in welcher auch eine Silberne Kette
von Allichan, dem Chan zu Kappan verehret/ hienge.

Jn dieſem Hoffe/ ſo zwar etwas kleiner/ aber doch mit bunten
glaſurten Steinen beſſer gezieret als die andern Begraͤbnis. Der
Eingang zum Begraͤbnis aber war vnter einem ziemlich groſſen Ge-
baͤw vnd einem runden Thurm/ die Thuͤr mit dicken Silberblech uͤber-
Wir muſten
die Schue
außziehen.
zogen/ an welcher dicke ſilberne Rincken. Das Pflaſter vor der Thuͤr
war mit Tapeten beleget/ auff denſelben muſten wir vnſere Schue auß-
ziehen/ wiewol die Geſandten ſolches zuthun anfaͤnglich in bedencken
zogen/ muſten ſie doch/ ſo ferne Sie hinein wolten/ in dieſem Falle ſich
der Perſer willen ergeben. Es ſagte der Chan daß Schach Abas, wenn
Er diß Grab zubeſuchen nach Ardebil gekommen/ zum offtern eine
halbe Meile von der Stadt die Schue außgezogen/ vnd in bloſſen
Strumpffen hinzugangen were; diß aber war auß devotion geſche-
hen/ welche ſie bey vns nicht vermuten ſeyn kunten. Man fuͤhrete vns
in eine mit ſchoͤnen Tapeten belegte lange Gallerie/ vnd zur Rechten
durch eine mit guͤldenem Blech uͤberzogene Thuͤr/ in ein koſtlich Ge-
wolbe. Dieſe Thuͤr/ wie auch eine dergleichen zu Meſchet in Chora-
Schach Abas
Geluͤbte.
ſan an Imam Riſa Begraͤbnis ſol Schach Abas auch haben machen
laſſen/ vnd zwar ver muͤge ſeines Geluͤbtes/ welches Er gethan/ als Er
wieder die Usbeken in Choraſan zuſtreiten außgezogen/ daß Er nemb-
lich/ wenn dieſe Heiligen den Feind auß Choraſan wurden treiben helf-
fen/ Er jeglichem mit einer guͤlden Thuͤr verehren wolte. Weil nun die
Victorie ſich auff Schach Abas ſeite wendete/ hat Er hiermit ſein Ge-
luͤbte bezahlen wollen.

Diß Gewolbe war 8. Faden/ lang vnd 5. breit/ oben mit ſehr
vielen guͤldenen vnd ſilbern Lampen/ derer etliche bey 3. viertel Elen im
diametro, behaͤnget. Es ſaſſen auff beyden ſeiten 12. Chorpfaffen/

Hafi-
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[336/0382] Ander Theil der Perſianiſchen auff beyden ſeiten mit Schwibogen gezierten Hoff. Jn welchem zur Rechten ein ſchoͤner klarer Brun/ ſo auß der Wand durch einen groſſen Meſſingen Hanen laͤufft/ wird auch uͤber eine Meile vom Gebirge vn- ter der Erden dahin geleitet/ giebt denen/ die daſelbſt geſpeiſet werden/ das Getraͤncke. Zu ende dieſes Hoffes wurde zur Rechten ein ſchoͤn groß rund Gewolbe gezeiget/ war auſſen mit gruͤn vnd blaw glaſurten Steinen beſetzet/ inwendig aber mit Tapeten beleget/ in deſſen mitte 2. groſſe Meſſinge Leuchter ſtunden/ Rings herumb an den Waͤnden ſaſſen Pfaffen in weiſſen Kleidern/ ſungen vnd rieffen mit lauter Stim- me; Jm Singen bewegten vnd neigten ſie ſich alle zugleich von einer ſeiten zur andern/ als wenn ſie an einem Schnur geknuͤpfft gezogen wuͤrden/ war ſeltzam anzuſehen/ hiermit wollen ſie eine ſonderliche De- muth vnd devotion anzeigen. Jn dieſem Gemache ſol Schich Sefi jaͤhrlich 40. Tage continue geſeſſen/ gefaſtet/ taͤglich nur eine Mandel mit Waſſer genoſſen/ vnd gebetet haben/ Daher es auch der 40. Tage halber Tſchillachane genant wird. Auß ſelbigen Hoffe giengen wir in den dritten/ dnrch eine Pforte/ in welcher auch eine Silberne Kette von Allichan, dem Chan zu Kappan verehret/ hienge. Tſchilla- chane. Jn dieſem Hoffe/ ſo zwar etwas kleiner/ aber doch mit bunten glaſurten Steinen beſſer gezieret als die andern Begraͤbnis. Der Eingang zum Begraͤbnis aber war vnter einem ziemlich groſſen Ge- baͤw vnd einem runden Thurm/ die Thuͤr mit dicken Silberblech uͤber- zogen/ an welcher dicke ſilberne Rincken. Das Pflaſter vor der Thuͤr war mit Tapeten beleget/ auff denſelben muſten wir vnſere Schue auß- ziehen/ wiewol die Geſandten ſolches zuthun anfaͤnglich in bedencken zogen/ muſten ſie doch/ ſo ferne Sie hinein wolten/ in dieſem Falle ſich der Perſer willen ergeben. Es ſagte der Chan daß Schach Abas, wenn Er diß Grab zubeſuchen nach Ardebil gekommen/ zum offtern eine halbe Meile von der Stadt die Schue außgezogen/ vnd in bloſſen Strumpffen hinzugangen were; diß aber war auß devotion geſche- hen/ welche ſie bey vns nicht vermuten ſeyn kunten. Man fuͤhrete vns in eine mit ſchoͤnen Tapeten belegte lange Gallerie/ vnd zur Rechten durch eine mit guͤldenem Blech uͤberzogene Thuͤr/ in ein koſtlich Ge- wolbe. Dieſe Thuͤr/ wie auch eine dergleichen zu Meſchet in Chora- ſan an Imam Riſa Begraͤbnis ſol Schach Abas auch haben machen laſſen/ vnd zwar ver muͤge ſeines Geluͤbtes/ welches Er gethan/ als Er wieder die Usbeken in Choraſan zuſtreiten außgezogen/ daß Er nemb- lich/ wenn dieſe Heiligen den Feind auß Choraſan wurden treiben helf- fen/ Er jeglichem mit einer guͤlden Thuͤr verehren wolte. Weil nun die Victorie ſich auff Schach Abas ſeite wendete/ hat Er hiermit ſein Ge- luͤbte bezahlen wollen. Wir muſten die Schue außziehen. Schach Abas Geluͤbte. Diß Gewolbe war 8. Faden/ lang vnd 5. breit/ oben mit ſehr vielen guͤldenen vnd ſilbern Lampen/ derer etliche bey 3. viertel Elen im diametro, behaͤnget. Es ſaſſen auff beyden ſeiten 12. Chorpfaffen/ Hafi-

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/382>, abgerufen am 22.11.2024.