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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.

Erklärung etlicher Wörter dieses Sijaretname.

Von a biß c war mit Golde vnd rothen Puncten geschrieben/ c biß d
mit rothen Buchstaben. Die Wort von b biß d werden nicht/ wo sie geschrieben
stehen/ gelesen/ sondern bey e. Darumb am selbigen Orte raum vnd eine Lucke ge-
lassen wird. Solches thun sie/ gleich auch in den Brieffen so an den König/ Cha-
nen vnd andern grossen Herrn geschrieben werden/ vmb selbigen Personen desto
höhere Ehre anzuthun. f. Jm Persischen stehet Chakanie, denn der König in
Tzina oder China, welchen sie für den reichsten Potentaten in der Welt halten/
nennen sie Chakan, daher sie in Beschreibung sehr grossen Reichsthumbs das
Wort: Chaganische/ gebrauchen.

g. Tzanichanist nehest dem Reichs Cantzler der fürnembste Herr an dem Kö-
niglichen Hoffe/ dessen Ampt Kurtzibaschi, ein Oberster oder Hauptman über
10000. Mann Bogenschützern/ h durch den Propheten verstehet Er Mahu-
med. i. Aly,
dem Mahumed die Succeßion vnd alle Güter im Testamente
vermachet/ k. ist Fattima. Mahumeds Tochter vnd Aaly Weib/ wird von jh-
nen Sehera 1. Morgenstern genant. Vnd zwar daher/ weil auff bitte Mahu-
meds
der Venus-stern sich von Himmel herunter auff das Hauß/ in welchem
der/ so seine Tochter zu Heyrathen würdig war/ gelassen. Vnd hette eben Aaly
schlechte Wohnung getroffen/ da doch die gantze Stadt Medina jhre Häuser
hierzu auffs köstlichste geschmücket vnd gezieret gehabt. I. Durch Messiam ver-
stehen sie den HErrn Christum/ welchen sie für einen grossen Propheten halten.

Solche Sijaretname werden nicht alleine hier in Schich Sefi,
sondern auch zu Meschet in des Imam Risa Begräbnis außgegeben/
vnd werden gleicher autoritet vnd Würden gehalten. Man kan sie/
wie vorgemeldet/ zu errettung des Lebens gebrauchen. Wie ich dessen
ein Exempel erzehlen wil: Es hat sich kurtz vor vnser Zeit zugetragen/
daß Schach Sefi einsmals an der Taffel mit einem seiner Beysitzer
Tzirrachan, den Er für andern wol leiden mügen/ jhm auch erst eine
auß seinem Frawenzimmer zum Weibe verehret/ geschertzet vnd gefra-
get/ warumb Er so langsam zur Taffel käm/ Tzirrachan saget/ er sey
im Bade gewesen. Der König aber: Vieleicht hastu so lange deiner
newen Frawen auffgewartet? Tzirrachan: ja König es ist errahten/
ich habe bey einer Frawen/ aber nicht bey meiner/ sondern bey des
Marschalls Agasibeks, (welcher in seiner autoritet mit einem gül-
denen Stabe vor dem König stund) gelegen. Hierob empfähet
der König eine sonderliche Scham/ vnd zwar mit Zorn vermischet/
schleget die Augen nieder/ stehet stilleschweigens auff/ vnd gehet in sein
Gemach. Tzirrachan, als Er vermercket/ daß er das Maul zur Vn-
zeit vnd zuweit auffgethan/ stehet auch auff vnd gehet nach Hause.
Dem Könige gienge nicht so wol die That des Ehebruches/ als derAllzu dreiste
reden für dem
Könige ko-
sten dz Leben.

Schimpff/ welchen Er durch die dreiste reden (so ohne Schew für
dem Könige vnd Agasibek in Gegenwart so vieler Herrn geschahe)
empfangen zu haben vermeinete/ zu Hertzen/ Darumb als Er ver-
nimbt daß Tzirrachan hinweg/ fordert Er den Marschall für sich vnd
spricht: Hastu Agasi, gehöret/ wie Tzirra, über daß Er dich in deinem

Hau-
Reiſe Beſchreibung.

Erklaͤrung etlicher Woͤrter dieſes Sijaretname.

Von a biß c war mit Golde vnd rothen Puncten geſchrieben/ c biß d
mit rothen Buchſtaben. Die Wort von b biß d werden nicht/ wo ſie geſchrieben
ſtehen/ geleſen/ ſondern bey e. Darumb am ſelbigen Orte raum vnd eine Lucke ge-
laſſen wird. Solches thun ſie/ gleich auch in den Brieffen ſo an den Koͤnig/ Cha-
nen vnd andern groſſen Herꝛn geſchrieben werden/ vmb ſelbigen Perſonen deſto
hoͤhere Ehre anzuthun. f. Jm Perſiſchen ſtehet Chakanie, denn der Koͤnig in
Tzina oder China, welchen ſie fuͤr den reichſten Potentaten in der Welt halten/
nennen ſie Chakan, daher ſie in Beſchreibung ſehr groſſen Reichsthumbs das
Wort: Chaganiſche/ gebrauchen.

g. Tzanichaniſt neheſt dem Reichs Cantzler der fuͤrnembſte Herꝛ an dem Koͤ-
niglichen Hoffe/ deſſen Ampt Kurtzibaſchi, ein Oberſter oder Hauptman uͤber
10000. Mann Bogenſchuͤtzern/ h durch den Propheten verſtehet Er Mahu-
med. i. Aly,
dem Mahumed die Succeßion vnd alle Guͤter im Teſtamente
vermachet/ k. iſt Fattima. Mahumeds Tochter vnd Aaly Weib/ wird von jh-
nen Sehera 1. Morgenſtern genant. Vnd zwar daher/ weil auff bitte Mahu-
meds
der Venus-ſtern ſich von Himmel herunter auff das Hauß/ in welchem
der/ ſo ſeine Tochter zu Heyrathen wuͤrdig war/ gelaſſen. Vnd hette eben Aaly
ſchlechte Wohnung getroffen/ da doch die gantze Stadt Medina jhre Haͤuſer
hierzu auffs koͤſtlichſte geſchmuͤcket vnd gezieret gehabt. I. Durch Meſſiam ver-
ſtehen ſie den HErꝛn Chriſtum/ welchen ſie fuͤr einen groſſen Propheten halten.

Solche Sijaretname werden nicht alleine hier in Schich Sefi,
ſondern auch zu Meſchet in des Imam Riſa Begraͤbnis außgegeben/
vnd werden gleicher autoritet vnd Wuͤrden gehalten. Man kan ſie/
wie vorgemeldet/ zu errettung des Lebens gebrauchen. Wie ich deſſen
ein Exempel erzehlen wil: Es hat ſich kurtz vor vnſer Zeit zugetragen/
daß Schach Sefi einsmals an der Taffel mit einem ſeiner Beyſitzer
Tzirrachan, den Er fuͤr andern wol leiden muͤgen/ jhm auch erſt eine
auß ſeinem Frawenzimmer zum Weibe verehret/ geſchertzet vnd gefra-
get/ warumb Er ſo langſam zur Taffel kaͤm/ Tzirrachan ſaget/ er ſey
im Bade geweſen. Der Koͤnig aber: Vieleicht haſtu ſo lange deiner
newen Frawen auffgewartet? Tzirrachan: ja Koͤnig es iſt errahten/
ich habe bey einer Frawen/ aber nicht bey meiner/ ſondern bey des
Marſchalls Agaſibeks, (welcher in ſeiner autoritet mit einem guͤl-
denen Stabe vor dem Koͤnig ſtund) gelegen. Hierob empfaͤhet
der Koͤnig eine ſonderliche Scham/ vnd zwar mit Zorn vermiſchet/
ſchleget die Augen nieder/ ſtehet ſtilleſchweigens auff/ vnd gehet in ſein
Gemach. Tzirrachan, als Er vermercket/ daß er das Maul zur Vn-
zeit vnd zuweit auffgethan/ ſtehet auch auff vnd gehet nach Hauſe.
Dem Koͤnige gienge nicht ſo wol die That des Ehebruches/ als derAllzu dreiſte
reden fuͤr dem
Koͤnige ko-
ſten dz Leben.

Schimpff/ welchen Er durch die dreiſte reden (ſo ohne Schew fuͤr
dem Koͤnige vnd Agaſibek in Gegenwart ſo vieler Herꝛn geſchahe)
empfangen zu haben vermeinete/ zu Hertzen/ Darumb als Er ver-
nimbt daß Tzirrachan hinweg/ fordert Er den Marſchall fuͤr ſich vnd
ſpricht: Haſtu Agaſi, gehoͤret/ wie Tzirra, uͤber daß Er dich in deinem

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[343/0389] Reiſe Beſchreibung. Erklaͤrung etlicher Woͤrter dieſes Sijaretname. Von a biß c war mit Golde vnd rothen Puncten geſchrieben/ c biß d mit rothen Buchſtaben. Die Wort von b biß d werden nicht/ wo ſie geſchrieben ſtehen/ geleſen/ ſondern bey e. Darumb am ſelbigen Orte raum vnd eine Lucke ge- laſſen wird. Solches thun ſie/ gleich auch in den Brieffen ſo an den Koͤnig/ Cha- nen vnd andern groſſen Herꝛn geſchrieben werden/ vmb ſelbigen Perſonen deſto hoͤhere Ehre anzuthun. f. Jm Perſiſchen ſtehet Chakanie, denn der Koͤnig in Tzina oder China, welchen ſie fuͤr den reichſten Potentaten in der Welt halten/ nennen ſie Chakan, daher ſie in Beſchreibung ſehr groſſen Reichsthumbs das Wort: Chaganiſche/ gebrauchen. g. Tzanichaniſt neheſt dem Reichs Cantzler der fuͤrnembſte Herꝛ an dem Koͤ- niglichen Hoffe/ deſſen Ampt Kurtzibaſchi, ein Oberſter oder Hauptman uͤber 10000. Mann Bogenſchuͤtzern/ h durch den Propheten verſtehet Er Mahu- med. i. Aly, dem Mahumed die Succeßion vnd alle Guͤter im Teſtamente vermachet/ k. iſt Fattima. Mahumeds Tochter vnd Aaly Weib/ wird von jh- nen Sehera 1. Morgenſtern genant. Vnd zwar daher/ weil auff bitte Mahu- meds der Venus-ſtern ſich von Himmel herunter auff das Hauß/ in welchem der/ ſo ſeine Tochter zu Heyrathen wuͤrdig war/ gelaſſen. Vnd hette eben Aaly ſchlechte Wohnung getroffen/ da doch die gantze Stadt Medina jhre Haͤuſer hierzu auffs koͤſtlichſte geſchmuͤcket vnd gezieret gehabt. I. Durch Meſſiam ver- ſtehen ſie den HErꝛn Chriſtum/ welchen ſie fuͤr einen groſſen Propheten halten. Solche Sijaretname werden nicht alleine hier in Schich Sefi, ſondern auch zu Meſchet in des Imam Riſa Begraͤbnis außgegeben/ vnd werden gleicher autoritet vnd Wuͤrden gehalten. Man kan ſie/ wie vorgemeldet/ zu errettung des Lebens gebrauchen. Wie ich deſſen ein Exempel erzehlen wil: Es hat ſich kurtz vor vnſer Zeit zugetragen/ daß Schach Sefi einsmals an der Taffel mit einem ſeiner Beyſitzer Tzirrachan, den Er fuͤr andern wol leiden muͤgen/ jhm auch erſt eine auß ſeinem Frawenzimmer zum Weibe verehret/ geſchertzet vnd gefra- get/ warumb Er ſo langſam zur Taffel kaͤm/ Tzirrachan ſaget/ er ſey im Bade geweſen. Der Koͤnig aber: Vieleicht haſtu ſo lange deiner newen Frawen auffgewartet? Tzirrachan: ja Koͤnig es iſt errahten/ ich habe bey einer Frawen/ aber nicht bey meiner/ ſondern bey des Marſchalls Agaſibeks, (welcher in ſeiner autoritet mit einem guͤl- denen Stabe vor dem Koͤnig ſtund) gelegen. Hierob empfaͤhet der Koͤnig eine ſonderliche Scham/ vnd zwar mit Zorn vermiſchet/ ſchleget die Augen nieder/ ſtehet ſtilleſchweigens auff/ vnd gehet in ſein Gemach. Tzirrachan, als Er vermercket/ daß er das Maul zur Vn- zeit vnd zuweit auffgethan/ ſtehet auch auff vnd gehet nach Hauſe. Dem Koͤnige gienge nicht ſo wol die That des Ehebruches/ als der Schimpff/ welchen Er durch die dreiſte reden (ſo ohne Schew fuͤr dem Koͤnige vnd Agaſibek in Gegenwart ſo vieler Herꝛn geſchahe) empfangen zu haben vermeinete/ zu Hertzen/ Darumb als Er ver- nimbt daß Tzirrachan hinweg/ fordert Er den Marſchall fuͤr ſich vnd ſpricht: Haſtu Agaſi, gehoͤret/ wie Tzirra, uͤber daß Er dich in deinem Hau- Allzu dreiſte reden fuͤr dem Koͤnige ko- ſten dz Leben.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/389>, abgerufen am 22.11.2024.