Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen weil Ardebil keine Gräntzstadt/ vnd daher eines geschwinden Vber-falles vom Türcken sich so leicht nicht zubefürchten hat. Er hatte in allen kaum 50. Personen/ durch welche Er seine Hoffstadt bestellen liesse. Seine Hoffhaltung aber war bey weitem nicht so prächtig/ als des Arebechans. Er führete auch ein eingezogenes nüchtern Leben/ gebrauchte in den Zusammenkunfften vnd Gastbothen/ derer Er vn- sertwegen 3. anstellete/ viel Taback/ dessen Rauch Er nach der gemei- nen Perser manier mit einer von 2. Elen lang höltzern Röhre durch ein Glaß Wasser zoge/ worbey Er des heissen schwartzen Wassers Ca- hawae viel genosse/ Dieses sol sehr erkalten/ vnd die allzugeilen Begier- de dempffen. Was sonst vmb Ardebil denckwürdig sein mag/ seynd etliche an Nach dem wir als obgedacht zwey gantzer Monat in Ardebil ge- sol-
Ander Theil der Perſianiſchen weil Ardebil keine Graͤntzſtadt/ vnd daher eines geſchwinden Vber-falles vom Tuͤrcken ſich ſo leicht nicht zubefuͤrchten hat. Er hatte in allen kaum 50. Perſonen/ durch welche Er ſeine Hoffſtadt beſtellen lieſſe. Seine Hoffhaltung aber war bey weitem nicht ſo praͤchtig/ als des Arebechans. Er fuͤhrete auch ein eingezogenes nuͤchtern Leben/ gebrauchte in den Zuſammenkunfften vnd Gaſtbothen/ derer Er vn- ſertwegen 3. anſtellete/ viel Taback/ deſſen Rauch Er nach der gemei- nen Perſer manier mit einer von 2. Elen lang hoͤltzern Roͤhre durch ein Glaß Waſſer zoge/ worbey Er des heiſſen ſchwartzen Waſſers Ca- hawæ viel genoſſe/ Dieſes ſol ſehr erkalten/ vnd die allzugeilen Begier- de dempffen. Was ſonſt vmb Ardebil denckwuͤrdig ſein mag/ ſeynd etliche an Nach dem wir als obgedacht zwey gantzer Monat in Ardebil ge- ſol-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0392" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ander Theil der Perſianiſchen</hi></fw><lb/> weil <hi rendition="#aq">Ardebil</hi> keine Graͤntzſtadt/ vnd daher eines geſchwinden Vber-<lb/> falles vom Tuͤrcken ſich ſo leicht nicht zubefuͤrchten hat. Er hatte in<lb/> allen kaum 50. Perſonen/ durch welche Er ſeine Hoffſtadt beſtellen<lb/> lieſſe. Seine Hoffhaltung aber war bey weitem nicht ſo praͤchtig/ als<lb/> des <hi rendition="#aq">Arebechans.</hi> Er fuͤhrete auch ein eingezogenes nuͤchtern Leben/<lb/> gebrauchte in den Zuſammenkunfften vnd Gaſtbothen/ derer Er vn-<lb/> ſertwegen 3. anſtellete/ viel Taback/ deſſen Rauch Er nach der gemei-<lb/> nen Perſer manier mit einer von 2. Elen lang hoͤltzern Roͤhre durch<lb/> ein Glaß Waſſer zoge/ worbey Er des heiſſen ſchwartzen Waſſers <hi rendition="#aq">Ca-<lb/> hawæ</hi> viel genoſſe/ Dieſes ſol ſehr erkalten/ vnd die allzugeilen Begier-<lb/> de dempffen.</p><lb/> <p>Was ſonſt vmb <hi rendition="#aq">Ardebil</hi> denckwuͤrdig ſein mag/ ſeynd etliche an<lb/><note place="left">Warme Ba-<lb/> de vnd geſund<lb/> Brunnen.</note>den Gebirgen gelegene warme Baͤder/ luſt vnd geſund Brunnen/ zu<lb/> welchen der Chan vns zufuͤhren ſich anerbotte/ wurde aber wegen<lb/> ſchwachheit des Geſ: Bruͤgm. vnterlaſſen. Der Perſer Bericht von<lb/> denſelben war dieſer: Vnten vor dem Berge <hi rendition="#aq">Sebelan</hi> iſt ein Brun<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Serdebe.</hi></note><hi rendition="#aq">Serdebe,</hi> ſo laulicht vnd klar Waſſer fuͤhret/ in welchen man zubaden<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pag:</hi> 321.</note>pfleget. Er iſt von <hi rendition="#aq">Sulfakarchan,</hi> deſſen obgedacht/ vnter ein Gewoͤl-<lb/> be gebracht worden. Drey Meilen von dieſem zur Rechten des Ber-<lb/> ges iſt ein warmer Brun/ welcher einen ſchweffelichten Geſtanck von<lb/> ſich giebt/ vnd die Lufft der gantzen Gegend ſtinckend machet; Jſt wie-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Abkotur.</hi></note>der den Grind vnd Reudigkeit ſehr dienlich/ daher wird Er auch <hi rendition="#aq">Ab-<lb/> kotur, h. e.</hi> Schorffwaſſer <hi rendition="#aq">tituliret.</hi> An einem andern Orte dieſeſ<lb/> Berges ſollen noch drey ander Brunnen/ <hi rendition="#aq">Meul, Daudau</hi> vnd <hi rendition="#aq">Randau</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Meul.</hi></note>genant/ gefunden worden/ fuͤhren alle drey ſiedentheiß Waſſer. <hi rendition="#aq">Meul</hi><lb/> entſpringet auß einem kleinen Huͤgel/ welcher auff beyden ſeiten kalte<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Daudau.</hi></note>tieffe Brunnen hat/ <hi rendition="#aq">Daudau,</hi> ſo eine Viertelmeile von dieſem/ ſpielet<lb/> mit 2. Quellen/ hat neben jhm auch einen kalten Brunnen. Vor bey-<lb/> den iſt ein Teich gegraben/ in welche man ſie zuſammen leiten/ vnd zum<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Randau.</hi></note>Bade temperiren kan. <hi rendition="#aq">Randau</hi> aber ſoll bißweilen ſeine Wirckung<lb/> krefftig erzeigen/ bißweilen auch zuruͤcke ziehen. Sie ſagen/ daß/ wenn<lb/> der Krancke geneſen ſol/ ſich Schlangen darinnen ſehen laſſen/ ſo an-<lb/> dere kleine weiſſe Schlenglein auff dem Kopffe in einen Ring gedre-<lb/> het/ als eine Crone liegen haben. Wo dieſe nicht geſpuͤret werden/<lb/> wird das Bad vergebens gebrauchet. Eine halbe Meile jenſeit der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Scherkôl.</hi></note>Stadt lieget am Wege zur Rechten ein Teich oder Pfuͤtze <hi rendition="#aq">Scherköl</hi><lb/> genant/ welcher von hartgeliefferten Salpeter vnd Saltz gleich als<lb/> mit Eißſchollen zugeleget war; die Reudigen ſollen ſich auch hierauß zu-<lb/> waſchen pflegen. Was ſie vom Berge <hi rendition="#aq">Bakru</hi> denckwuͤrdiges berichte-<lb/> ten ſol bey dem/ was ſie vom Berge <hi rendition="#aq">Elbend</hi> fabuliren/ gedacht werden.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">Junius.</hi> </note> <p>Nach dem wir als obgedacht zwey gantzer Monat in <hi rendition="#aq">Ardebil</hi> ge-<lb/><note place="left">Newer <hi rendition="#aq">Me-<lb/> hemandar<lb/> Abasculi-<lb/> bek.</hi></note>legen/ kam den 1. <hi rendition="#aq">Junij</hi> ein newer <hi rendition="#aq">Mehemandar</hi> vom Koͤnige verord-<lb/> net/ Namens <hi rendition="#aq">Abasculibek,</hi> mit Bericht/ daß er vns jnnerhalb 40.<lb/> Tagen zum Koͤnige/ welcher groß Verlangen nach vns truge/ lieffern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſol-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0392]
Ander Theil der Perſianiſchen
weil Ardebil keine Graͤntzſtadt/ vnd daher eines geſchwinden Vber-
falles vom Tuͤrcken ſich ſo leicht nicht zubefuͤrchten hat. Er hatte in
allen kaum 50. Perſonen/ durch welche Er ſeine Hoffſtadt beſtellen
lieſſe. Seine Hoffhaltung aber war bey weitem nicht ſo praͤchtig/ als
des Arebechans. Er fuͤhrete auch ein eingezogenes nuͤchtern Leben/
gebrauchte in den Zuſammenkunfften vnd Gaſtbothen/ derer Er vn-
ſertwegen 3. anſtellete/ viel Taback/ deſſen Rauch Er nach der gemei-
nen Perſer manier mit einer von 2. Elen lang hoͤltzern Roͤhre durch
ein Glaß Waſſer zoge/ worbey Er des heiſſen ſchwartzen Waſſers Ca-
hawæ viel genoſſe/ Dieſes ſol ſehr erkalten/ vnd die allzugeilen Begier-
de dempffen.
Was ſonſt vmb Ardebil denckwuͤrdig ſein mag/ ſeynd etliche an
den Gebirgen gelegene warme Baͤder/ luſt vnd geſund Brunnen/ zu
welchen der Chan vns zufuͤhren ſich anerbotte/ wurde aber wegen
ſchwachheit des Geſ: Bruͤgm. vnterlaſſen. Der Perſer Bericht von
denſelben war dieſer: Vnten vor dem Berge Sebelan iſt ein Brun
Serdebe, ſo laulicht vnd klar Waſſer fuͤhret/ in welchen man zubaden
pfleget. Er iſt von Sulfakarchan, deſſen obgedacht/ vnter ein Gewoͤl-
be gebracht worden. Drey Meilen von dieſem zur Rechten des Ber-
ges iſt ein warmer Brun/ welcher einen ſchweffelichten Geſtanck von
ſich giebt/ vnd die Lufft der gantzen Gegend ſtinckend machet; Jſt wie-
der den Grind vnd Reudigkeit ſehr dienlich/ daher wird Er auch Ab-
kotur, h. e. Schorffwaſſer tituliret. An einem andern Orte dieſeſ
Berges ſollen noch drey ander Brunnen/ Meul, Daudau vnd Randau
genant/ gefunden worden/ fuͤhren alle drey ſiedentheiß Waſſer. Meul
entſpringet auß einem kleinen Huͤgel/ welcher auff beyden ſeiten kalte
tieffe Brunnen hat/ Daudau, ſo eine Viertelmeile von dieſem/ ſpielet
mit 2. Quellen/ hat neben jhm auch einen kalten Brunnen. Vor bey-
den iſt ein Teich gegraben/ in welche man ſie zuſammen leiten/ vnd zum
Bade temperiren kan. Randau aber ſoll bißweilen ſeine Wirckung
krefftig erzeigen/ bißweilen auch zuruͤcke ziehen. Sie ſagen/ daß/ wenn
der Krancke geneſen ſol/ ſich Schlangen darinnen ſehen laſſen/ ſo an-
dere kleine weiſſe Schlenglein auff dem Kopffe in einen Ring gedre-
het/ als eine Crone liegen haben. Wo dieſe nicht geſpuͤret werden/
wird das Bad vergebens gebrauchet. Eine halbe Meile jenſeit der
Stadt lieget am Wege zur Rechten ein Teich oder Pfuͤtze Scherköl
genant/ welcher von hartgeliefferten Salpeter vnd Saltz gleich als
mit Eißſchollen zugeleget war; die Reudigen ſollen ſich auch hierauß zu-
waſchen pflegen. Was ſie vom Berge Bakru denckwuͤrdiges berichte-
ten ſol bey dem/ was ſie vom Berge Elbend fabuliren/ gedacht werden.
Warme Ba-
de vnd geſund
Brunnen.
Serdebe.
Pag: 321.
Abkotur.
Meul.
Daudau.
Randau.
Scherkôl.
Nach dem wir als obgedacht zwey gantzer Monat in Ardebil ge-
legen/ kam den 1. Junij ein newer Mehemandar vom Koͤnige verord-
net/ Namens Abasculibek, mit Bericht/ daß er vns jnnerhalb 40.
Tagen zum Koͤnige/ welcher groß Verlangen nach vns truge/ lieffern
ſol-
Newer Me-
hemandar
Abasculi-
bek.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |