Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen tem Dache/ vmb welches man gehen kunte. Das Gewölbe war vnten8. Schritte im diameter, vnd wegen vielen Fenstern vnd Thüren gantz durchsichtig. Sonst stunden auff dem Berge etliche mir vnbe- kante Bäume. Jch habe mich über nichts mehr verwundert/ als über die Mühe/ die es gekostet/ so viel gebrante Steine auff eine so mechtige Höhe zubringen/ da der Bergrings herumb gantz steihl. Jch habe 3. gantzer Stunden im Auffsteigen zubracht/ vnd bin an einem andern Orte mit eben so grosser Gefahr wieder herunter gestiegen. wansera. Den 29. dieses giengen wir 4. Meilen über Gebirge vnd kehrten Den 2. Augusti frühe bey Mondschein wurden wir noch zwey wa-
Ander Theil der Perſianiſchen tem Dache/ vmb welches man gehen kunte. Das Gewoͤlbe war vnten8. Schritte im diameter, vnd wegen vielen Fenſtern vnd Thuͤren gantz durchſichtig. Sonſt ſtunden auff dem Berge etliche mir vnbe- kante Baͤume. Jch habe mich uͤber nichts mehr verwundert/ als uͤber die Muͤhe/ die es gekoſtet/ ſo viel gebrante Steine auff eine ſo mechtige Hoͤhe zubringen/ da der Bergrings herumb gantz ſteihl. Jch habe 3. gantzer Stunden im Auffſteigen zubracht/ vnd bin an einem andern Orte mit eben ſo groſſer Gefahr wieder herunter geſtiegen. wanſera. Den 29. dieſes giengen wir 4. Meilen uͤber Gebirge vnd kehrten Den 2. Auguſti fruͤhe bey Mondſchein wurden wir noch zwey wa-
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Ander Theil der Perſianiſchen
tem Dache/ vmb welches man gehen kunte. Das Gewoͤlbe war vnten
8. Schritte im diameter, vnd wegen vielen Fenſtern vnd Thuͤren
gantz durchſichtig. Sonſt ſtunden auff dem Berge etliche mir vnbe-
kante Baͤume. Jch habe mich uͤber nichts mehr verwundert/ als uͤber
die Muͤhe/ die es gekoſtet/ ſo viel gebrante Steine auff eine ſo mechtige
Hoͤhe zubringen/ da der Bergrings herumb gantz ſteihl. Jch habe 3.
gantzer Stunden im Auffſteigen zubracht/ vnd bin an einem andern
Orte mit eben ſo groſſer Gefahr wieder herunter geſtiegen.
Den 29. dieſes giengen wir 4. Meilen uͤber Gebirge vnd kehrten
in eine Carwanſera, Dömbi genant/ ein. Allhier kamen etliche Perſer
auß Jſpahan/ vns zuſehen vnd zubeſuchen/ wolten vom Reichs Cantz-
ler geſchickt ſeyn. Jmgleichen etliche Hollaͤndiſche Kauffleute im Per-
ſiſchen Habit/ gaben ſich aber nicht zuerkennen. Den letzten Julij in
der Nacht ruͤcklen wir 4. Meilen ſort in ein Dorff Ruk genant/ vnd
wurden in ein ſchoͤn groß Hauß dem Kaucha oder Baurvoigt zuſtaͤn-
dig/ geleget. Blieben auch den Tag vnd die Nacht daſelbſt liegen.
Ruk pagus.
Den 2. Auguſti fruͤhe bey Mondſchein wurden wir noch zwey
Meilen fuͤrder geſchaffet/ vnd in ein Koͤniglich Luſthauß/ ſo in einem
Garten/ geleget. Vnten durch das Hauß floß ein Bach in einem tief-
fen mit Quaderſteinen außgeſetzten Graben/ zu welchen man auff
Stuffen hinunter ſteigen muſte. Hier hielten wir vnſer letztes Nacht-
lager auff der Hinreiſe. Dann den 3. Auguſti haben wir endlich durch
Gottes Huͤlffe vnſer lang gewuͤndſchtes vnd geſuchtes Ziehl der Reiſe
erreichet/ vnd ſeynd in die Koͤmigliche Reſidentz Stadt Jſpahan einge-
zogen/ da vns dann etliche Pferde zum Einreiten entgegen geſchickt
wurden. Etliche Pfeilenſchuͤſſe vor der Stadt kam ein fuͤrnehmer Koͤ-
niglicher Bedienter/ Iſachanbekvom Koͤnige geſchickt/ empfieng vns
freundlich/ mit jhm kamen auch zwene Armeniſche groſſe Herꝛn Sefa-
rasbek vnd Eliasbek Gebruͤder/ deren Elter ein Commendant uͤber
die fuͤrnembſten Arm ener ꝛ in derer Geleite ritten wir zur Stadt. Man
kunte wegen des uͤberauß groſſen Staubes/ welcher nicht uͤber 6.
Schritte von ſich ſehen ließ/ die menge der Reuter vnd Volcks ſo ſich
daſelbſt befunden/ nicht in Augenſchein nemen. Wir wurden durch
die Stadt/ ſehr vielen Gaſſen/ in welchen das Volck zuzuſehen oben
auff den Haͤuſern heuffig lag/ vnd uͤber den Maidan das Koͤnigliche
Palat vorbey gefuͤhret/ vnd in eine Vorſtadt Tzulfa, welche von den
reichſten Armeniſchen Kauffleuten bewohnet wird/ einquartiret. Als
wir kaum abgeleget/ kamen des Koͤnigs Tractamente/ mit welchen Er
die Geſandten Wilkommen hieß: Sie breiteten in der Geſandten Ge-
mach auff der Erden ſchoͤne ſeidene Taffeltuͤcher/ vnd ſatzten darauff
Eingemachte Melonen/ Citronen/ Quitten/ Biern vnd andere vnbe-
kante Conditen/ wie auch friſche Fruchte/ alles in 31. guldenen Ge-
faͤſſern vnd Schuͤſſeln. Nach wenig Stunden kamen andere/ bereite-
ten die Taffel zum andern mahl/ vnd beſetzten Sie mit Speiſen/ welche
wa-
Augustus.
Zu Jſpahan
angekomen.
Die erſten
Tractamente
des Koͤniges.
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