Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen Tapet/ schlaffen auch wol des Nachtes darbey. Es gibt mit wenigenKohlen eine anmutige Wärme/ vnd bißweilen eine überflüssige Hitze an den Leib/ daß man darbey schwitzen kan. Sie halten es neben Erspa- rung des Feurwerckes für ein gesundes thun/ daß der Kopff allezeit in freyer reiner Lufft bleiben kan. Damit aber der Dampff von den Koh- len jhnen nicht beschwerlich/ seynd Röhren von dem Tenaur vnter der Erden zum Hoffe geleitet. Solche Tenaur gebrauchen sie auch bißwei- len an stat der Back- vnd Bratofen. Die Häuser haben gemeiniglich Vorhöffe/ durch welche man zu den Wohnhäusern vnd Gemächern gehen muß. Die Gassen vnd Strassen zwischen den Häusern sollen vor diesem des Maidans Die Osten seite/ gegen über/ hat von oben biß vnten auß einen bey
Ander Theil der Perſianiſchen Tapet/ ſchlaffen auch wol des Nachtes darbey. Es gibt mit wenigenKohlen eine anmutige Waͤrme/ vnd bißweilen eine uͤberfluͤſſige Hitze an den Leib/ daß man darbey ſchwitzen kan. Sie halten es neben Erſpa- rung des Feurwerckes fuͤr ein geſundes thun/ daß der Kopff allezeit in freyer reiner Lufft bleiben kan. Damit aber der Dampff von den Koh- len jhnen nicht beſchwerlich/ ſeynd Roͤhren von dem Tenûr vnter der Erden zum Hoffe geleitet. Solche Tenûr gebrauchen ſie auch bißwei- len an ſtat der Back- vnd Bratofen. Die Haͤuſer haben gemeiniglich Vorhoͤffe/ durch welche man zu den Wohnhaͤuſern vnd Gemaͤchern gehen muß. Die Gaſſen vnd Straſſen zwiſchen den Haͤuſern ſollen vor dieſem des Maidans Die Oſten ſeite/ gegen uͤber/ hat von oben biß vnten auß einen bey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0464" n="416"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ander Theil der Perſianiſchen</hi></fw><lb/> Tapet/ ſchlaffen auch wol des Nachtes darbey. Es gibt mit wenigen<lb/> Kohlen eine anmutige Waͤrme/ vnd bißweilen eine uͤberfluͤſſige Hitze<lb/> an den Leib/ daß man darbey ſchwitzen kan. Sie halten es neben Erſpa-<lb/> rung des Feurwerckes fuͤr ein geſundes thun/ daß der Kopff allezeit in<lb/> freyer reiner Lufft bleiben kan. Damit aber der Dampff von den Koh-<lb/> len jhnen nicht beſchwerlich/ ſeynd Roͤhren von dem <hi rendition="#aq">Tenûr</hi> vnter der<lb/> Erden zum Hoffe geleitet. Solche <hi rendition="#aq">Tenûr</hi> gebrauchen ſie auch bißwei-<lb/> len an ſtat der Back- vnd Bratofen. Die Haͤuſer haben gemeiniglich<lb/> Vorhoͤffe/ durch welche man zu den Wohnhaͤuſern vnd Gemaͤchern<lb/> gehen muß.</p><lb/> <note place="left">Enge Gaſſen.</note> <p>Die Gaſſen vnd Straſſen zwiſchen den Haͤuſern ſollen vor dieſem<lb/> ſo groß vnd weit geweſen ſeyn/ daß 20. vnd mehr Perſonen neben ein-<lb/> ander reiten koͤnnen/ zur Zeit Schach Abas aber/ ſeynd durch vermeh-<lb/> rung der Haͤuſer die meiſten ſo enge worden/ daß man offt/ ſonderlich<lb/> nicht ferne vom Maidan vnd Baſar/ da viel Wandels/ ein ander kaum<lb/> weichen kan/ vnd muß man bißweilen/ wenn ein <hi rendition="#aq">Charbende,</hi> Eſel Die-<lb/> ner (ſo nennen ſie die Eſeltreiber) mit beladenen Eſelen 10. 20. vnd<lb/> mehr Stuͤck/ einer hinter dem andern gehend/ begegnet/ eine gute weile/<lb/><note place="left">Maidan.</note>biß ſie furuͤber/ ſtehen bleiben. Hergegen iſt der Maidan oder groſſe<lb/> Handel vnnd ſpatzir-Platz ſo groß/ dergleichen wir ſonſt nirgend<lb/> geſehen haben/ ſintemal Er in der Laͤnge 700. in der Breite aber 250.<lb/> Schritte in ſich helt. An der Weſten ſeiten/ da des Koͤniges Hoff vnd<lb/><note place="left">Die Weſter<lb/> ſeite des Mai-<lb/> dans.</note>Palat/ ſeynd ordentlich gebawete Gewoͤlbe laͤngſt dem Maidan hinun-<lb/> ter zwey uͤber einander/ mit Eywanen/ vnd Durchgaͤngen/ in welchen<lb/> die Goldſchmiede/ Jubilirer vnd andere jhre Handthierung haben/<lb/> vor denſelben ſeynd in guter Ordnung feine gerade Baͤume gepflan-<lb/> tzet (welche ſie <hi rendition="#aq">Schimſchad</hi> nennen/ iſt eine art von Buxbaum) vnd<lb/> zierlich außgeſchneitelt/ daß man die Tabernen vnd Zellen/ gleich<lb/> als halb verſtecket/ hinter dem Laub ſehen kan/ geben einen anmuh-<lb/> tigen Schatten. Noch vor dieſen Baͤumen ſeynd lange flache ſtei-<lb/> nerne Troͤge/ dem gehawenen Steinpflaſter/ (welches lengſt hinun-<lb/> ter eine Stuffe erhaben) gleich geſetzet/ durch ſelbe koͤnnen ſie zu jh-<lb/> rer Reinigung vnd Nothdurfft das Waſſer vmb den gantzen Maidan<lb/> herumb leiten.</p><lb/> <note place="left">Die Oſt ſeite<lb/> des Maidans</note> <p>Die Oſten ſeite/ gegen uͤber/ hat von oben biß vnten auß einen<lb/> gewoͤlbeten breiten Gang/ mit Schwibogen/ vnter welchem allerley<lb/> Handwercker/ jegliche Zunfft abſonderlich/ jhre Werckſtaͤtten haben;<lb/> Dann die Perſer nicht oder gar wenig in jhren Wohnhaͤuſern arbei-<lb/> ten/ vnd weil ſie jhre Handthierung oͤffentlich treiben/ gibts einem/ der<lb/> durchgehet/ ſeine Luſt zuſehen. Vber dieſer Gallerie gegen des Koͤni-<lb/> ges Hauſe iſt ein Gebaͤw mit Zweigen gegen einander geſatzten Gaͤn-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pag.</hi> 190.</note>gen/ <hi rendition="#aq">Nakara chane</hi> genant/ auff welchem die Heerpaucker/ Schal-<lb/> meyer vnd <hi rendition="#aq">Kerenei</hi> Blaͤſer taͤglich bey Vntergang der ☉. Jtem/<lb/> wenn der Koͤnig auß vnd einziehet/ auffſpielen muͤſſen. Das Spielen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [416/0464]
Ander Theil der Perſianiſchen
Tapet/ ſchlaffen auch wol des Nachtes darbey. Es gibt mit wenigen
Kohlen eine anmutige Waͤrme/ vnd bißweilen eine uͤberfluͤſſige Hitze
an den Leib/ daß man darbey ſchwitzen kan. Sie halten es neben Erſpa-
rung des Feurwerckes fuͤr ein geſundes thun/ daß der Kopff allezeit in
freyer reiner Lufft bleiben kan. Damit aber der Dampff von den Koh-
len jhnen nicht beſchwerlich/ ſeynd Roͤhren von dem Tenûr vnter der
Erden zum Hoffe geleitet. Solche Tenûr gebrauchen ſie auch bißwei-
len an ſtat der Back- vnd Bratofen. Die Haͤuſer haben gemeiniglich
Vorhoͤffe/ durch welche man zu den Wohnhaͤuſern vnd Gemaͤchern
gehen muß.
Die Gaſſen vnd Straſſen zwiſchen den Haͤuſern ſollen vor dieſem
ſo groß vnd weit geweſen ſeyn/ daß 20. vnd mehr Perſonen neben ein-
ander reiten koͤnnen/ zur Zeit Schach Abas aber/ ſeynd durch vermeh-
rung der Haͤuſer die meiſten ſo enge worden/ daß man offt/ ſonderlich
nicht ferne vom Maidan vnd Baſar/ da viel Wandels/ ein ander kaum
weichen kan/ vnd muß man bißweilen/ wenn ein Charbende, Eſel Die-
ner (ſo nennen ſie die Eſeltreiber) mit beladenen Eſelen 10. 20. vnd
mehr Stuͤck/ einer hinter dem andern gehend/ begegnet/ eine gute weile/
biß ſie furuͤber/ ſtehen bleiben. Hergegen iſt der Maidan oder groſſe
Handel vnnd ſpatzir-Platz ſo groß/ dergleichen wir ſonſt nirgend
geſehen haben/ ſintemal Er in der Laͤnge 700. in der Breite aber 250.
Schritte in ſich helt. An der Weſten ſeiten/ da des Koͤniges Hoff vnd
Palat/ ſeynd ordentlich gebawete Gewoͤlbe laͤngſt dem Maidan hinun-
ter zwey uͤber einander/ mit Eywanen/ vnd Durchgaͤngen/ in welchen
die Goldſchmiede/ Jubilirer vnd andere jhre Handthierung haben/
vor denſelben ſeynd in guter Ordnung feine gerade Baͤume gepflan-
tzet (welche ſie Schimſchad nennen/ iſt eine art von Buxbaum) vnd
zierlich außgeſchneitelt/ daß man die Tabernen vnd Zellen/ gleich
als halb verſtecket/ hinter dem Laub ſehen kan/ geben einen anmuh-
tigen Schatten. Noch vor dieſen Baͤumen ſeynd lange flache ſtei-
nerne Troͤge/ dem gehawenen Steinpflaſter/ (welches lengſt hinun-
ter eine Stuffe erhaben) gleich geſetzet/ durch ſelbe koͤnnen ſie zu jh-
rer Reinigung vnd Nothdurfft das Waſſer vmb den gantzen Maidan
herumb leiten.
Maidan.
Die Weſter
ſeite des Mai-
dans.
Die Oſten ſeite/ gegen uͤber/ hat von oben biß vnten auß einen
gewoͤlbeten breiten Gang/ mit Schwibogen/ vnter welchem allerley
Handwercker/ jegliche Zunfft abſonderlich/ jhre Werckſtaͤtten haben;
Dann die Perſer nicht oder gar wenig in jhren Wohnhaͤuſern arbei-
ten/ vnd weil ſie jhre Handthierung oͤffentlich treiben/ gibts einem/ der
durchgehet/ ſeine Luſt zuſehen. Vber dieſer Gallerie gegen des Koͤni-
ges Hauſe iſt ein Gebaͤw mit Zweigen gegen einander geſatzten Gaͤn-
gen/ Nakara chane genant/ auff welchem die Heerpaucker/ Schal-
meyer vnd Kerenei Blaͤſer taͤglich bey Vntergang der ☉. Jtem/
wenn der Koͤnig auß vnd einziehet/ auffſpielen muͤſſen. Das Spielen
bey
Pag. 190.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |