Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. wenige Zeit hernach neben andern Herrn seinen Kopff lassen/ über dieKlinge springen. Vnd diß war einer von denen/ welche den König zur Krone be- Dann als Anno 1632. Schach Sefi von dem Babilonischen Krie- Dieses Seinelchans mit mehrem zugedencken; Jst derselbe wegen Es ist in Jndien der Gebrauch/ daß die/ welche für dem König- der
Reiſe Beſchreibung. wenige Zeit hernach neben andern Herꝛn ſeinen Kopff laſſen/ uͤber dieKlinge ſpringen. Vnd diß war einer von denen/ welche den Koͤnig zur Krone be- Dann als Anno 1632. Schach Sefi von dem Babiloniſchen Krie- Dieſes Seinelchans mit mehrem zugedencken; Jſt derſelbe wegen Es iſt in Jndien der Gebrauch/ daß die/ welche fuͤr dem Koͤnig- der
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Reiſe Beſchreibung.
wenige Zeit hernach neben andern Herꝛn ſeinen Kopff laſſen/ uͤber die
Klinge ſpringen.
Vnd diß war einer von denen/ welche den Koͤnig zur Krone be-
foͤrdern halffen. Den andern vnd fuͤrnembſten nemblich Seinelchan,
ſeinen Hoffmeiſter/ tractirete Er ebenmeſſig/ bey welchem das alte
Sprichwort: Malum conſilium Conſultori peßimum, zugleich
mit eintraff.
Dann als Anno 1632. Schach Sefi von dem Babiloniſchen Krie-
ge/ in welchem Er die Tuͤrcken/ ſo die Stadt belagert hatten/ abgetrie-
ben/ wider zuruͤcke kam/ vnd mit ſeinem Heer vmb Hemedan ſich auff-
hielt/ haben etliche Chanen vnd Oberſten von des noch ſo jungen Koͤ-
niges allbereit veruͤbte groſſe Tyranney vnd Blutvergieſſen vnterein-
ander vertrauliche Reden gepflogen. Seinelchan aber gehet vnd ſaget
ſolches dem Koͤnig in geheim wieder/ vnd gibt jhm darneben den Raht/
das Er/ ſo ferne Er ſicher Regieren wolte/ derer Haͤupter/ ſo die meiſte
Autoritet vnter jhnen hetten/ nehmen muſte. Darauff der Koͤnig ge-
antwortet; So muß ich von dir/ als meinem Hoffmeiſter/ den Anfang
machen/ dann du biſt der aͤlteſte vnd auch mit im Concilio geweſen.
Alſo machte es auch mein Großvater/ welcher ſeinen Hoffmeiſter nie-
derſchlug/ vnd hernach gluͤcklich regierete. Seinelchan aber: Es iſt
zwar leicht zuthun/ vnd gilt mir als einem/ der ſeine Zeit abgelebet/
gleich/ ob ich heute oder morgen ſterbe/ Aber nach meinem Tode wirſtu
mich zu deinem ſchaden miſſen/ was ich geredet/ iſt zu deinem beſten ge-
meinet geweſen. Der Koͤnig gehet darauff zu ſeiner Mutter/ welche
auch am ſelben Orte (dann noch heutiges Tages ſo wol/ als zu Ale-
xandri Magni Zeiten bey jhnen der Gebrauch/ daß die Mutter/ Wei-
ber vnnd andere Anverwante des Koͤniges mit zu Felde ziehen) of-
fenbaret jhr des Hoffmeiſters Bericht vnd Conſilium. Den andern
Tag hernach fordert des Koͤniges Mutter Seinelchan fuͤr jhr Zelt/
vmb zuforſchen/ wer doch die weren/ ſo wieder jhren Sohn den Koͤnig
conſpirirten. Da der Koͤnig dieſen bey ſeiner Mutter ſtehen ſihet/
kompt Er auß ſeinem Zelt/ mehr einem vnſinnigen als klugen Menſchen
ehnlich/ hawet Seinelchan vor der Mutter Augen nieder.
Seinelchan
graͤbet ande-
ren eine Gru-
be.
Faͤlt ſelbſt
darein.
Curt. l. 3. § 3.
Wird nieder-
geſebelt.
Dieſes Seinelchans mit mehrem zugedencken; Jſt derſelbe wegen
ſeines guten Verſtandes vnd Trewe von Schach Abas ſehr beliebet/
vnd eins mals zum Koͤnig in Jndien nach Lahor wegen der ſtreitigen
Graͤntze Candahar als ein Legate geſchickt worden. Da dann der Koͤ-
nig bey der Abfertigung ſein eigen Hembde ergriffen/ vnd jhn alſo ver-
mahnet; Gleich wie diß Hembde mir anhanget/ alſo ſoltu Seinel auch
an mir kleben/ vnd in trewer Verrichtung dich alſo verhalten/ damit
ich weder an Ehre noch Guth durch dich im geringſten muͤge Abbruch
leiden/ welches zu leiſten Seinel jhm auch hoͤchſt angelegen ſeyn laſſen.
Seinelchan
Geſandter in
Jndien.
Es iſt in Jndien der Gebrauch/ daß die/ welche fuͤr dem Koͤnig-
lichen Thron erſcheinen/ jhre Reverentz tieff gebucket/ die Hand von
der
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