Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kürtzlicherzehlen wil: Er machte den Anfang an seinen Blutsfreunden/ ließ seinem jüngern Bruder/ so von einer Chasse oder Concubinen geboren/ Mord an sei- nen eigenen Freunden.die Augen außstechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende- ten seinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Festung Ala- muth, (so 3. Tagereise von Caswin gelegen) bringen/ vnd bald hernach/ weil sie/ seinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nütze weren/ von der Festung herunter auff einen Fels stürtzen. Nach diesem galt es dem Kurtzibaschi seinem Schwager Isachan weni-
Ander Theil der Perſianiſchen Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kuͤrtzlicherzehlen wil: Er machte den Anfang an ſeinen Blutsfreunden/ ließ ſeinem juͤngern Bruder/ ſo von einer Chaſſe oder Concubinen geboren/ Mord an ſei- nen eigenen Freunden.die Augen außſtechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende- ten ſeinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Feſtung Ala- muth, (ſo 3. Tagereiſe von Caswin gelegen) bringen/ vñ bald hernach/ weil ſie/ ſeinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nuͤtze weren/ von der Feſtung herunter auff einen Fels ſtuͤrtzen. Nach dieſem galt es dem Kurtzibaſchi ſeinem Schwager Iſachan weni-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0486" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ander Theil der Perſianiſchen</hi></fw><lb/> Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kuͤrtzlich<lb/> erzehlen wil: Er machte den Anfang an ſeinen Blutsfreunden/ ließ<lb/> ſeinem juͤngern Bruder/ ſo von einer Chaſſe oder Concubinen geboren/<lb/><note place="left">Mord an ſei-<lb/> nen eigenen<lb/> Freunden.</note>die Augen außſtechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende-<lb/> ten ſeinen Vettern <hi rendition="#aq">Chodabende</hi> vnd <hi rendition="#aq">Imamculi</hi> in die Feſtung <hi rendition="#aq">Ala-<lb/> muth,</hi> (ſo 3. Tagereiſe von <hi rendition="#aq">Caswin</hi> gelegen) bringen/ vñ bald hernach/<lb/> weil ſie/ ſeinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nuͤtze weren/<lb/> von der Feſtung herunter auff einen Fels ſtuͤrtzen.</p><lb/> <p>Nach dieſem galt es dem <hi rendition="#aq">Kurtzibaſchi</hi> ſeinem Schwager <hi rendition="#aq">Iſachan</hi><lb/> ſampt deſſen dreyen Soͤhnen. Selbige vmbzubringen nam der Koͤ-<lb/> nig hierdurch Anlaß: Es hatte <hi rendition="#aq">Schach Abas</hi> dem <hi rendition="#aq">Iſachan,</hi> weil Er viel<lb/> von jhm hielt/ ſeine Tochter zum Weibe gegeben. Auß dieſer zeugete<lb/><hi rendition="#aq">Iſachan</hi> 3. Soͤhne/ ſchoͤne Kinder/ durch welche die Mutter ziemlich<lb/> Hoffertig wurde. Als dieſe eins mals mit jhrem Vetter <hi rendition="#aq">Schach Sefi,</hi><lb/> bey welchem ſie ſonſt wol gelitten war/ ſchertzete/ vnd fragte/ wie es doch<lb/> kehme/ daß Er allbereit uͤber 2. Jahr ſo viel Weiber gehabt/ vnd man<lb/><note place="left">Gefaͤhrlicher<lb/> Schertz.</note>noch keine Anzeihung zu einem jungen Erben verſpuͤren koͤnte; Sie<lb/> hette alleine jhrem Manne 3. Soͤhne geboren. Hat Er geantwortet:<lb/> Er ſey noch jung/ vnd koͤnte lange regieren/ bekaͤhm vnter deſſen noch<lb/> wol einen Erben/ Sie aber: Wie wil ein Acker/ der nicht wol befeuch-<lb/> tet wird/ gruͤnen vnd Frucht tragen? vermeinte/ wenn Er kuͤnfftig ſich<lb/> nicht beſſer halten wurde/ ſolte es wol dahin kommen/ daß nach ſeinem<lb/> Tode einer von jhren Soͤhnen daß beſte wurde thun muͤſſen. Ob<lb/> zwar dieſer <hi rendition="#aq">diſcours</hi> dem Koͤnig im Hertzen verdroſſe/ ließ er ſich da-<lb/> mals doch nichts mercken. Den folgenden morgen aber muſten dieſe<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Iſachans</hi> 3.<lb/> Kinder wur-<lb/> den vmb-<lb/> bracht.</note>drey Bruͤder/ deren aͤlteſter 22. der mittelſter 15. vnd der juͤngſte 9.<lb/> Jahr/ in einen Garten gefordert/ an vnterſchiedliche oͤrter geſtellet vnd<lb/> Enthauptet werden. Die Koͤpffe ließ der Koͤnig in einem guͤldenen<lb/> verdeckten Gefaͤß/ in welchem ſie den Reiß auff die Taffel zutragen<lb/> pflegen/ fuͤr jhm ſetzen/ vnd der Kinder Mutter herzu ruffen; Er-<lb/> innert jhr des geſtrigen Diſcourſes/ machet das Gefaͤß auff/ zeucht ei-<lb/> nen Kopff nach den andern bey der Naſen herauß/ vnd ſpricht: Sihe/<lb/> daß ſeynd die Kinder von ſo fruchtbaren Eltern. Fuͤr ſolchen vnver-<lb/> hofften erſchrecklichen Anblick bleibt das Weib verſtummet vnd er-<lb/> ſtarret ſtille ſtehen. Als ſie aber ſihet/ daß der Koͤnig ſein Geſichte mit<lb/> grimmen Gebaͤrden verſtellet/ vnd dadurch jhr auch gleichſam den ge-<lb/> genwertigen Todt draͤwete/ faͤlt ſie zur Erden/ kuͤſſet jhm mit zittern die<lb/> Fuͤſſe vnd ſaget: Es iſt alles gut/ der Koͤnig lebe lange. Darauff leſſet<lb/> Er ſie von ſich/ rufft der Kinder Vater/ fraget/ wie jhm diß gefaͤlle?<lb/><hi rendition="#aq">Iſachan</hi> aber zwinget ſeine traurige Affecten vnd ſpricht: Daß miß-<lb/> faͤllet mir gar nicht/ hette der Koͤnig mir anbefohlen jhre Koͤpffe abzu-<lb/> ſchlagen/ wolte ich willig darzu geweſen ſeyn. Jch begere keine Kinder/<lb/> wenn ſie dem Koͤnige nicht gefallen. Mit ſolchen ſanfften Worten er-<lb/> rettete der <hi rendition="#aq">Kurtzibaſchi</hi> zwar dißmahl ſein Leben/ muſte aber gleichwol<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weni-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [438/0486]
Ander Theil der Perſianiſchen
Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kuͤrtzlich
erzehlen wil: Er machte den Anfang an ſeinen Blutsfreunden/ ließ
ſeinem juͤngern Bruder/ ſo von einer Chaſſe oder Concubinen geboren/
die Augen außſtechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende-
ten ſeinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Feſtung Ala-
muth, (ſo 3. Tagereiſe von Caswin gelegen) bringen/ vñ bald hernach/
weil ſie/ ſeinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nuͤtze weren/
von der Feſtung herunter auff einen Fels ſtuͤrtzen.
Mord an ſei-
nen eigenen
Freunden.
Nach dieſem galt es dem Kurtzibaſchi ſeinem Schwager Iſachan
ſampt deſſen dreyen Soͤhnen. Selbige vmbzubringen nam der Koͤ-
nig hierdurch Anlaß: Es hatte Schach Abas dem Iſachan, weil Er viel
von jhm hielt/ ſeine Tochter zum Weibe gegeben. Auß dieſer zeugete
Iſachan 3. Soͤhne/ ſchoͤne Kinder/ durch welche die Mutter ziemlich
Hoffertig wurde. Als dieſe eins mals mit jhrem Vetter Schach Sefi,
bey welchem ſie ſonſt wol gelitten war/ ſchertzete/ vnd fragte/ wie es doch
kehme/ daß Er allbereit uͤber 2. Jahr ſo viel Weiber gehabt/ vnd man
noch keine Anzeihung zu einem jungen Erben verſpuͤren koͤnte; Sie
hette alleine jhrem Manne 3. Soͤhne geboren. Hat Er geantwortet:
Er ſey noch jung/ vnd koͤnte lange regieren/ bekaͤhm vnter deſſen noch
wol einen Erben/ Sie aber: Wie wil ein Acker/ der nicht wol befeuch-
tet wird/ gruͤnen vnd Frucht tragen? vermeinte/ wenn Er kuͤnfftig ſich
nicht beſſer halten wurde/ ſolte es wol dahin kommen/ daß nach ſeinem
Tode einer von jhren Soͤhnen daß beſte wurde thun muͤſſen. Ob
zwar dieſer diſcours dem Koͤnig im Hertzen verdroſſe/ ließ er ſich da-
mals doch nichts mercken. Den folgenden morgen aber muſten dieſe
drey Bruͤder/ deren aͤlteſter 22. der mittelſter 15. vnd der juͤngſte 9.
Jahr/ in einen Garten gefordert/ an vnterſchiedliche oͤrter geſtellet vnd
Enthauptet werden. Die Koͤpffe ließ der Koͤnig in einem guͤldenen
verdeckten Gefaͤß/ in welchem ſie den Reiß auff die Taffel zutragen
pflegen/ fuͤr jhm ſetzen/ vnd der Kinder Mutter herzu ruffen; Er-
innert jhr des geſtrigen Diſcourſes/ machet das Gefaͤß auff/ zeucht ei-
nen Kopff nach den andern bey der Naſen herauß/ vnd ſpricht: Sihe/
daß ſeynd die Kinder von ſo fruchtbaren Eltern. Fuͤr ſolchen vnver-
hofften erſchrecklichen Anblick bleibt das Weib verſtummet vnd er-
ſtarret ſtille ſtehen. Als ſie aber ſihet/ daß der Koͤnig ſein Geſichte mit
grimmen Gebaͤrden verſtellet/ vnd dadurch jhr auch gleichſam den ge-
genwertigen Todt draͤwete/ faͤlt ſie zur Erden/ kuͤſſet jhm mit zittern die
Fuͤſſe vnd ſaget: Es iſt alles gut/ der Koͤnig lebe lange. Darauff leſſet
Er ſie von ſich/ rufft der Kinder Vater/ fraget/ wie jhm diß gefaͤlle?
Iſachan aber zwinget ſeine traurige Affecten vnd ſpricht: Daß miß-
faͤllet mir gar nicht/ hette der Koͤnig mir anbefohlen jhre Koͤpffe abzu-
ſchlagen/ wolte ich willig darzu geweſen ſeyn. Jch begere keine Kinder/
wenn ſie dem Koͤnige nicht gefallen. Mit ſolchen ſanfften Worten er-
rettete der Kurtzibaſchi zwar dißmahl ſein Leben/ muſte aber gleichwol
weni-
Gefaͤhrlicher
Schertz.
Iſachans 3.
Kinder wur-
den vmb-
bracht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |