Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] in humum, rursus, qua se curvaverant,
erigebantur, adeo ut species esset non ra-
mi resurgentis, sed arboris ex sua radice
generatae.
Vnd in Persien an den Grentzen
Hyrcaniae haben solche art Bäume/ weil sie
als ein dicker Zaun in einander gewachsen/
vnd den Eingang zur Landschafft der Mar-
dorum
gleichsam geschlossen/ dem Alexan-
dro
viel zuschaffen gemachet. lib. 6. § 5.

Pag. 17. Daß Er des Jndianischen
Gesandten Vetter erschossen/ verhelt sich also;
Als in vnser Ankunfft vor Ispahan vmb einer
liederlichen Vrsachen willen zwischen vnsern
vnd des Jndianischen Gesandten Völcker ein
Streit entstunde/ vnd die Jndianer über 300
Mann vnserer Gesandten Quartier vmbrin-
geten vnd hart beschossen/ wir vns auch nicht
minder wehreten/ das auff beyden Parteyen
über 30 erschossen vnd verwundet wurden/
stund des Jndianischen Gesandten Vetter
ein Hauptmann über 300 Mann in einen ro-
ten seyden Kleide vor dem Volcke/ dasselbe
Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb
den Kopff lustig herumb fliehen. Als dieses
der von Mandelslo ersahe/ schoß Er oben
von der Gesandten Hause selbigen mit einer
Pistohlen vor den Kopff/ daß Er alsobald zur
Erden fiehl/ drauff erschracken die andern vnd
wichen in die gegen dem Gesandten Hause
überliegende Hauser. Der Jndianische Ge-
sandte ließ fleissig nach dem Tätter forschen/
vnd dräwete jhm wieder den Todt/ solte Er
auch dem Könige in Armen liegen.

Pag. 18. Ispahande Schabna. Es ist
zu Ispahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich
gegen dem Rivier Senderuth über/ da die mei-
sten Huren wohnen/ vnd ist der aller vnsicher-
ste Ort in gantz Ispahan, denn des Nachtes
daselbst viel beraubet vnd erschlagen werden/
war etlichen von vnsern Leuten/ die andern
hetten vorbieten sollen/ wol bekand.

Pag. 20. Eben auff solche Manier wer-
den die Chinenser von dem Jesuiten Nico-
lao Trigautio,
im Lateinischen Tractatu
de Regno Chinae
vor 4 Jahren außgegan-
gen/ beschrieben.

Weil nun der günstige Leser den heuti-
gen Zustand der zweyen Orientalischen Reiche/
als Persien vnd Jndien/ in vnserer gethanen
Beschreibung ziemlicher massen wird ver-
[Spaltenumbruch] nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge-
reimbt zu seyn erachtet/ bey dieser Gelegenheit
auch von dem Dritten/ eussersten vnd fürtreff-
lichsten Orientalischem Reiche China etwas
mehrers/ als von dem von Mandelslow ge-
schchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge-
dachten Jesuiters Bericht. Dieser schreibet
daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela-
tion
anderer thue/ sondern daß ers neben an-
dern Patribus/ welche numehrüber 30 Jahr
im selben Reiche gelebet/ selbst gesehen vnd ge-
höret. Dann die Patres Jesuitarum so darin-
nen jre Kloster haben/ vnd sicher wohnen/ jtzo alle
Provincien Chinae vngehindert durchwan-
dern/ mit den vornembsten Häuptern vnnd
Gelährtesten täglich vnd familiar vmbgehen.
Die Chinesische Sprache reden/ vnd jhre
Bücher lesen/ daß also jhnen derselben Völ-
cker Leben/ Lehre/ Gesetz vnd Sitten gnugsam
bekand seynd.

Vom Reich China.

WAs den Namen dieses Landes be-
trifft/ so nennens die Einwohner
nicht China, hat auch nicht zu allen
zeiten einerley Namen. Dann sie sollen im
Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei-
ner Lienie jhres Königs daß Regiment auff
eine newe familie kompt/ dieselbe auch daß
Reich mit einem newen Namen zu begaben
pflege. Vor zeiten haben sie es Than genand.
Daher es die Japoner/ derer vrsprunck auß
China, noch heute Than nennen. Than heist
auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende.

Darnach Hia, das ist: Groß. Sciam
Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das
ist via lactea, die Milchstrasse am Himmel/
dieser Name ist auch bey den Tartern im Ge-
brauch. Heutiges Tages aber da das Ge-
schlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich
genand Tamin, das ist ein Reich grosser Herr-
ligkeit vnd Ansehens. Daß es aber von den
Europeren China genand wird/ kompt her
von den Portugiesen/ durch derer grossen
Schiffart vns daß Reich zu erst besser bekand
worden. Es ist aber die Syllaba Chi, nicht
nach der Lateinischen oder Deutschen/ sondern
nach der Spannischen pronunciation auß
zureden/ als Tzi oder Tschi, daß es also in

vnser

[Spaltenumbruch] in humum, rurſus, quà ſe curvaverant,
erigebantur, adeo ut ſpecies eſſet non ra-
mi reſurgentis, ſed arboris ex ſua radice
generatæ.
Vnd in Perſien an den Grentzen
Hyrcaniæ haben ſolche art Baͤume/ weil ſie
als ein dicker Zaun in einander gewachſen/
vnd den Eingang zur Landſchafft der Mar-
dorum
gleichſam geſchloſſen/ dem Alexan-
dro
viel zuſchaffen gemachet. lib. 6. § 5.

Pag. 17. Daß Er des Jndianiſchen
Geſandten Vetter erſchoſſen/ verhelt ſich alſo;
Als in vnſer Ankunfft vor Iſpahan vmb einer
liederlichen Vrſachen willen zwiſchen vnſern
vnd des Jndianiſchen Geſandten Voͤlcker ein
Streit entſtunde/ vnd die Jndianer uͤber 300
Mann vnſerer Geſandten Quartier vmbrin-
geten vnd hart beſchoſſen/ wir vns auch nicht
minder wehreten/ das auff beyden Parteyen
uͤber 30 erſchoſſen vnd verwundet wurden/
ſtund des Jndianiſchen Geſandten Vetter
ein Hauptmañ uͤber 300 Mann in einen ro-
ten ſeyden Kleide vor dem Volcke/ daſſelbe
Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb
den Kopff luſtig herumb fliehen. Als dieſes
der von Mandelslo erſahe/ ſchoß Er oben
von der Geſandten Hauſe ſelbigen mit einer
Piſtohlen vor den Kopff/ daß Er alſobald zur
Erden fiehl/ drauff erſchracken die andern vnd
wichen in die gegen dem Geſandten Hauſe
uͤberliegende Hauſer. Der Jndianiſche Ge-
ſandte ließ fleiſſig nach dem Taͤtter forſchen/
vnd draͤwete jhm wieder den Todt/ ſolte Er
auch dem Koͤnige in Armen liegen.

Pag. 18. Iſpahande Schabna. Es iſt
zu Iſpahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich
gegẽ dem Rivier Senderuth uͤber/ da die mei-
ſten Huren wohnen/ vnd iſt der aller vnſicher-
ſte Ort in gantz Iſpahan, denn des Nachtes
daſelbſt viel beraubet vnd erſchlagen werden/
war etlichen von vnſern Leuten/ die andern
hetten vorbieten ſollen/ wol bekand.

Pag. 20. Eben auff ſolche Manier wer-
den die Chinenſer von dem Jeſuiten Nico-
lao Trigautio,
im Lateiniſchen Tractatu
de Regno Chinæ
vor 4 Jahren außgegan-
gen/ beſchrieben.

Weil nun der guͤnſtige Leſer den heuti-
gen Zuſtand der zweyen Orientaliſchẽ Reiche/
als Perſien vnd Jndien/ in vnſerer gethanen
Beſchreibung ziemlicher maſſen wird ver-
[Spaltenumbruch] nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge-
reimbt zu ſeyn erachtet/ bey dieſer Gelegenheit
auch von dem Dritten/ euſſerſten vnd fuͤrtreff-
lichſten Orientaliſchem Reiche China etwas
mehrers/ als von dem von Mandelslow ge-
ſchchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge-
dachten Jeſuiters Bericht. Dieſer ſchreibet
daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela-
tion
anderer thue/ ſondern daß ers neben an-
dern Patribus/ welche numehruͤber 30 Jahr
im ſelben Reiche gelebet/ ſelbſt geſehen vnd ge-
hoͤret. Dann die Patres Jeſuitarum ſo darin-
nen jre Kloſter haben/ vñ ſicher wohnẽ/ jtzo alle
Provincien Chinæ vngehindert durchwan-
dern/ mit den vornembſten Haͤuptern vnnd
Gelaͤhrteſten taͤglich vnd familiar vmbgehen.
Die Chineſiſche Sprache reden/ vnd jhre
Buͤcher leſen/ daß alſo jhnen derſelben Voͤl-
cker Leben/ Lehre/ Geſetz vnd Sitten gnugſam
bekand ſeynd.

Vom Reich China.

WAs den Namen dieſes Landes be-
trifft/ ſo nennens die Einwohner
nicht China, hat auch nicht zu allen
zeiten einerley Namen. Dann ſie ſollen im
Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei-
ner Lienie jhres Koͤnigs daß Regiment auff
eine newe familie kompt/ dieſelbe auch daß
Reich mit einem newen Namen zu begaben
pflege. Vor zeiten haben ſie es Than genand.
Daher es die Japoner/ derer vrſprunck auß
China, noch heute Than nennen. Than heiſt
auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende.

Darnach Hia, das iſt: Groß. Sciam
Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das
iſt via lactea, die Milchſtraſſe am Himmel/
dieſer Name iſt auch bey den Tartern im Ge-
brauch. Heutiges Tages aber da das Ge-
ſchlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich
genand Tamin, das iſt ein Reich groſſer Herꝛ-
ligkeit vnd Anſehens. Daß es aber von den
Europeren China genand wird/ kompt her
von den Portugieſen/ durch derer groſſen
Schiffart vns daß Reich zu erſt beſſer bekand
worden. Es iſt aber die Syllaba Chi, nicht
nach der Lateiniſchen oder Deutſchen/ ſondern
nach der Spanniſchen pronunciation auß
zureden/ als Tzi oder Tſchi, daß es alſo in

vnſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <floatingText>
              <body>
                <div n="1">
                  <p><pb facs="#f0622" n="34.[34]"/><cb/><hi rendition="#aq">in humum, rur&#x017F;us, quà &#x017F;e curvaverant,<lb/>
erigebantur, adeo ut &#x017F;pecies e&#x017F;&#x017F;et non ra-<lb/>
mi re&#x017F;urgentis, &#x017F;ed arboris ex &#x017F;ua radice<lb/>
generatæ.</hi> Vnd in Per&#x017F;ien an den Grentzen<lb/><hi rendition="#aq">Hyrcaniæ</hi> haben &#x017F;olche art Ba&#x0364;ume/ weil &#x017F;ie<lb/>
als ein dicker Zaun in einander gewach&#x017F;en/<lb/>
vnd den Eingang zur Land&#x017F;chafft der <hi rendition="#aq">Mar-<lb/>
dorum</hi> gleich&#x017F;am ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ dem <hi rendition="#aq">Alexan-<lb/>
dro</hi> viel zu&#x017F;chaffen gemachet. <hi rendition="#aq">lib.</hi> 6. § 5.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">Pag.</hi> 17. Daß Er des Jndiani&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;andten Vetter er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ verhelt &#x017F;ich al&#x017F;o;<lb/>
Als in vn&#x017F;er Ankunfft vor <hi rendition="#aq">I&#x017F;pahan</hi> vmb einer<lb/>
liederlichen Vr&#x017F;achen willen zwi&#x017F;chen vn&#x017F;ern<lb/>
vnd des Jndiani&#x017F;chen Ge&#x017F;andten Vo&#x0364;lcker ein<lb/>
Streit ent&#x017F;tunde/ vnd die Jndianer u&#x0364;ber 300<lb/>
Mann vn&#x017F;erer Ge&#x017F;andten Quartier vmbrin-<lb/>
geten vnd hart be&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ wir vns auch nicht<lb/>
minder wehreten/ das auff beyden Parteyen<lb/>
u&#x0364;ber 30 er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en vnd verwundet wurden/<lb/>
&#x017F;tund des Jndiani&#x017F;chen Ge&#x017F;andten Vetter<lb/>
ein Hauptman&#x0303; u&#x0364;ber 300 Mann in einen ro-<lb/>
ten &#x017F;eyden Kleide vor dem Volcke/ da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb<lb/>
den Kopff lu&#x017F;tig herumb fliehen. Als die&#x017F;es<lb/>
der von Mandelslo er&#x017F;ahe/ &#x017F;choß Er oben<lb/>
von der Ge&#x017F;andten Hau&#x017F;e &#x017F;elbigen mit einer<lb/>
Pi&#x017F;tohlen vor den Kopff/ daß Er al&#x017F;obald zur<lb/>
Erden fiehl/ drauff er&#x017F;chracken die andern vnd<lb/>
wichen in die gegen dem Ge&#x017F;andten Hau&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;berliegende Hau&#x017F;er. Der Jndiani&#x017F;che Ge-<lb/>
&#x017F;andte ließ flei&#x017F;&#x017F;ig nach dem Ta&#x0364;tter for&#x017F;chen/<lb/>
vnd dra&#x0364;wete jhm wieder den Todt/ &#x017F;olte Er<lb/>
auch dem Ko&#x0364;nige in Armen liegen.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">Pag. 18. I&#x017F;pahande Schabna.</hi> Es i&#x017F;t<lb/>
zu <hi rendition="#aq">I&#x017F;pahan</hi> ein Ort/ <hi rendition="#aq">Schabna</hi> genand/ gleich<lb/>
gege&#x0303; dem Rivier <hi rendition="#aq">Senderuth</hi> u&#x0364;ber/ da die mei-<lb/>
&#x017F;ten Huren wohnen/ vnd i&#x017F;t der aller vn&#x017F;icher-<lb/>
&#x017F;te Ort in gantz <hi rendition="#aq">I&#x017F;pahan,</hi> denn des Nachtes<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t viel beraubet vnd er&#x017F;chlagen werden/<lb/>
war etlichen von vn&#x017F;ern Leuten/ die andern<lb/>
hetten vorbieten &#x017F;ollen/ wol bekand.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#aq">Pag.</hi> 20. Eben auff &#x017F;olche Manier wer-<lb/>
den die Chinen&#x017F;er von dem Je&#x017F;uiten <hi rendition="#aq">Nico-<lb/>
lao Trigautio,</hi> im Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Tractatu<lb/>
de Regno Chinæ</hi> vor 4 Jahren außgegan-<lb/>
gen/ be&#x017F;chrieben.</p><lb/>
                  <p>Weil nun der gu&#x0364;n&#x017F;tige Le&#x017F;er den heuti-<lb/>
gen Zu&#x017F;tand der zweyen Orientali&#x017F;che&#x0303; Reiche/<lb/>
als Per&#x017F;ien vnd Jndien/ in vn&#x017F;erer gethanen<lb/>
Be&#x017F;chreibung ziemlicher ma&#x017F;&#x017F;en wird ver-<lb/><cb/>
nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge-<lb/>
reimbt zu &#x017F;eyn erachtet/ bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
auch von dem Dritten/ eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten vnd fu&#x0364;rtreff-<lb/>
lich&#x017F;ten Orientali&#x017F;chem Reiche <hi rendition="#aq">China</hi> etwas<lb/>
mehrers/ als von dem von Mandelslow ge-<lb/>
&#x017F;chchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge-<lb/>
dachten Je&#x017F;uiters Bericht. Die&#x017F;er &#x017F;chreibet<lb/>
daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß <hi rendition="#aq">rela-<lb/>
tion</hi> anderer thue/ &#x017F;ondern daß ers neben an-<lb/>
dern Patribus/ welche numehru&#x0364;ber 30 Jahr<lb/>
im &#x017F;elben Reiche gelebet/ &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen vnd ge-<lb/>
ho&#x0364;ret. Dann die <hi rendition="#aq">Patres Je&#x017F;uitarum</hi> &#x017F;o darin-<lb/>
nen jre Klo&#x017F;ter haben/ vn&#x0303; &#x017F;icher wohne&#x0303;/ jtzo alle<lb/>
Provincien <hi rendition="#aq">Chinæ</hi> vngehindert durchwan-<lb/>
dern/ mit den vornemb&#x017F;ten Ha&#x0364;uptern vnnd<lb/>
Gela&#x0364;hrte&#x017F;ten ta&#x0364;glich vnd <hi rendition="#aq">familiar</hi> vmbgehen.<lb/>
Die Chine&#x017F;i&#x017F;che Sprache reden/ vnd jhre<lb/>
Bu&#x0364;cher le&#x017F;en/ daß al&#x017F;o jhnen der&#x017F;elben Vo&#x0364;l-<lb/>
cker Leben/ Lehre/ Ge&#x017F;etz vnd Sitten gnug&#x017F;am<lb/>
bekand &#x017F;eynd.</p><lb/>
                  <div n="2">
                    <head> <hi rendition="#fr">Vom Reich China.</hi> </head><lb/>
                    <p><hi rendition="#in">W</hi>As den Namen die&#x017F;es Landes be-<lb/>
trifft/ &#x017F;o nennens die Einwohner<lb/>
nicht <hi rendition="#aq">China,</hi> hat auch nicht zu allen<lb/>
zeiten einerley Namen. Dann &#x017F;ie &#x017F;ollen im<lb/>
Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei-<lb/>
ner Lienie jhres Ko&#x0364;nigs daß Regiment auff<lb/>
eine newe <hi rendition="#aq">familie</hi> kompt/ die&#x017F;elbe auch daß<lb/>
Reich mit einem newen Namen zu begaben<lb/>
pflege. Vor zeiten haben &#x017F;ie es <hi rendition="#aq">Than</hi> genand.<lb/>
Daher es die Japoner/ derer vr&#x017F;prunck auß<lb/><hi rendition="#aq">China,</hi> noch heute <hi rendition="#aq">Than</hi> nennen. <hi rendition="#aq">Than</hi> hei&#x017F;t<lb/>
auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende.</p><lb/>
                    <p>Darnach <hi rendition="#aq">Hia,</hi> das i&#x017F;t: Groß. <hi rendition="#aq">Sciam</hi><lb/>
Schmuck. <hi rendition="#aq">Cheu,</hi> vollkommen: <hi rendition="#aq">Han,</hi> das<lb/>
i&#x017F;t <hi rendition="#aq">via lactea,</hi> die Milch&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e am Himmel/<lb/>
die&#x017F;er Name i&#x017F;t auch bey den Tartern im Ge-<lb/>
brauch. Heutiges Tages aber da das Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte <hi rendition="#aq">Ciu</hi> regieret/ wird daß gantze Reich<lb/>
genand <hi rendition="#aq">Tamin,</hi> das i&#x017F;t ein Reich gro&#x017F;&#x017F;er Her&#xA75B;-<lb/>
ligkeit vnd An&#x017F;ehens. Daß es aber von den<lb/>
Europeren <hi rendition="#aq">China</hi> genand wird/ kompt her<lb/>
von den Portugie&#x017F;en/ durch derer gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schiffart vns daß Reich zu er&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er bekand<lb/>
worden. Es i&#x017F;t aber die <hi rendition="#aq">Syllaba Chi,</hi> nicht<lb/>
nach der Lateini&#x017F;chen oder Deut&#x017F;chen/ &#x017F;ondern<lb/>
nach der Spanni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">pronunciation</hi> auß<lb/>
zureden/ als <hi rendition="#aq">Tzi</hi> oder <hi rendition="#aq">T&#x017F;chi,</hi> daß es al&#x017F;o in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vn&#x017F;er</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34.[34]/0622] in humum, rurſus, quà ſe curvaverant, erigebantur, adeo ut ſpecies eſſet non ra- mi reſurgentis, ſed arboris ex ſua radice generatæ. Vnd in Perſien an den Grentzen Hyrcaniæ haben ſolche art Baͤume/ weil ſie als ein dicker Zaun in einander gewachſen/ vnd den Eingang zur Landſchafft der Mar- dorum gleichſam geſchloſſen/ dem Alexan- dro viel zuſchaffen gemachet. lib. 6. § 5. Pag. 17. Daß Er des Jndianiſchen Geſandten Vetter erſchoſſen/ verhelt ſich alſo; Als in vnſer Ankunfft vor Iſpahan vmb einer liederlichen Vrſachen willen zwiſchen vnſern vnd des Jndianiſchen Geſandten Voͤlcker ein Streit entſtunde/ vnd die Jndianer uͤber 300 Mann vnſerer Geſandten Quartier vmbrin- geten vnd hart beſchoſſen/ wir vns auch nicht minder wehreten/ das auff beyden Parteyen uͤber 30 erſchoſſen vnd verwundet wurden/ ſtund des Jndianiſchen Geſandten Vetter ein Hauptmañ uͤber 300 Mann in einen ro- ten ſeyden Kleide vor dem Volcke/ daſſelbe Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb den Kopff luſtig herumb fliehen. Als dieſes der von Mandelslo erſahe/ ſchoß Er oben von der Geſandten Hauſe ſelbigen mit einer Piſtohlen vor den Kopff/ daß Er alſobald zur Erden fiehl/ drauff erſchracken die andern vnd wichen in die gegen dem Geſandten Hauſe uͤberliegende Hauſer. Der Jndianiſche Ge- ſandte ließ fleiſſig nach dem Taͤtter forſchen/ vnd draͤwete jhm wieder den Todt/ ſolte Er auch dem Koͤnige in Armen liegen. Pag. 18. Iſpahande Schabna. Es iſt zu Iſpahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich gegẽ dem Rivier Senderuth uͤber/ da die mei- ſten Huren wohnen/ vnd iſt der aller vnſicher- ſte Ort in gantz Iſpahan, denn des Nachtes daſelbſt viel beraubet vnd erſchlagen werden/ war etlichen von vnſern Leuten/ die andern hetten vorbieten ſollen/ wol bekand. Pag. 20. Eben auff ſolche Manier wer- den die Chinenſer von dem Jeſuiten Nico- lao Trigautio, im Lateiniſchen Tractatu de Regno Chinæ vor 4 Jahren außgegan- gen/ beſchrieben. Weil nun der guͤnſtige Leſer den heuti- gen Zuſtand der zweyen Orientaliſchẽ Reiche/ als Perſien vnd Jndien/ in vnſerer gethanen Beſchreibung ziemlicher maſſen wird ver- nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge- reimbt zu ſeyn erachtet/ bey dieſer Gelegenheit auch von dem Dritten/ euſſerſten vnd fuͤrtreff- lichſten Orientaliſchem Reiche China etwas mehrers/ als von dem von Mandelslow ge- ſchchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge- dachten Jeſuiters Bericht. Dieſer ſchreibet daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela- tion anderer thue/ ſondern daß ers neben an- dern Patribus/ welche numehruͤber 30 Jahr im ſelben Reiche gelebet/ ſelbſt geſehen vnd ge- hoͤret. Dann die Patres Jeſuitarum ſo darin- nen jre Kloſter haben/ vñ ſicher wohnẽ/ jtzo alle Provincien Chinæ vngehindert durchwan- dern/ mit den vornembſten Haͤuptern vnnd Gelaͤhrteſten taͤglich vnd familiar vmbgehen. Die Chineſiſche Sprache reden/ vnd jhre Buͤcher leſen/ daß alſo jhnen derſelben Voͤl- cker Leben/ Lehre/ Geſetz vnd Sitten gnugſam bekand ſeynd. Vom Reich China. WAs den Namen dieſes Landes be- trifft/ ſo nennens die Einwohner nicht China, hat auch nicht zu allen zeiten einerley Namen. Dann ſie ſollen im Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei- ner Lienie jhres Koͤnigs daß Regiment auff eine newe familie kompt/ dieſelbe auch daß Reich mit einem newen Namen zu begaben pflege. Vor zeiten haben ſie es Than genand. Daher es die Japoner/ derer vrſprunck auß China, noch heute Than nennen. Than heiſt auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende. Darnach Hia, das iſt: Groß. Sciam Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das iſt via lactea, die Milchſtraſſe am Himmel/ dieſer Name iſt auch bey den Tartern im Ge- brauch. Heutiges Tages aber da das Ge- ſchlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich genand Tamin, das iſt ein Reich groſſer Herꝛ- ligkeit vnd Anſehens. Daß es aber von den Europeren China genand wird/ kompt her von den Portugieſen/ durch derer groſſen Schiffart vns daß Reich zu erſt beſſer bekand worden. Es iſt aber die Syllaba Chi, nicht nach der Lateiniſchen oder Deutſchen/ ſondern nach der Spanniſchen pronunciation auß zureden/ als Tzi oder Tſchi, daß es alſo in vnſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/622
Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 34.[34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/622>, abgerufen am 25.11.2024.