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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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[Spaltenumbruch] Nordertheile 100 Meile von der langen Ma-
wer/ so Tzina von den Tartern scheidet. Die-
ser hat nicht alleine an seinem Hoffe/ sondern
in allen Provintzien zu vnter-Magistrat vnd
Gubernatoren gesetzet/ die Philosophos so
in facultate Politica den gradum Docto-
ratus
oder Licentiatus erlanget. Vnd be-
darff man zu erlangung solcher Aempter nicht
etwa sonderliche Gnade vnd Gunst des Kö-
niges/ oder ander Obrigkeit/ sondern die Aemp-
ter werden gegeben an denen/ derer geschick-
ligkeit vnd Tugend durch scharffe examina
sind erforschet vnd bekand gemacht worden.

Es wird niemand in der Provintz/ in
welcher er geboren/ zum Magistrat gesetzt/ da-
mit nicht etwan durch Freundschafft daß
Recht gebeuget werde; Die Militarischen
Aempter aber geben sie den Einheimschen/
auff das sie desto besser Lust haben jhr Baterland
zu beschützen. Es bleibet auch kein Magistrat
in einem Ampte oder an einem Orte über drey
Jahr/ es geschehe denn auß sonderlichen gefal-
len des Königes/ sondern werden jmmer hö-
her/ oder an andereörter befodert; Jhre leges
Imperij
seynd nicht perpetuae, sondern wann
eine newe Linie anfähet/ gibt der König auch
nach seinem gefallen newe Gesetze/ über welche
die Nachkommen derselben Linie steiff vnnd
feste halten.

Es sind 6 Cantzeleyen/ in welchen alle
Gescheffte des gantzen Landes müssen tracti-
tet
werden. Die erste heist Ly-pu, ist die
Cantzeley der Gelährten vnd die vornembste/
in welcher die Magistratus erwehlet/ vnd die
Aempter außgetheilet werden.

Die andere Ho-pu, ist so viel als eine
Rentkammer/ in welcher die Zolle vnd Ge-
fälle eingenommen/ die Besoldungen vnd all-
gemeine Vnkosten des Landes wider außge-
zahlet werden.

Die 3 Ly-pu, Jn dieser werden die
Geistliche Sachen/ was zum Opffern vnd
Götzendienst gehöret. Jtem die examina vnd
promotiones, legationes, vnd Außschrei-
ben/ Jtem die Pöste bestellet.

Die vierdte Pim-pu, ist der Soldaten
Cantzeley/ in welcher alles was zum Krieges
vnd Soldaten Wesen gehöret/ abgehandelt
wird.

Die fünffte heist Cum-pu, welche die
[Spaltenumbruch] Verwaltung der Königlichen vnd des gan-
tzen Landes Gebäwe auff sich hat.

Jn der 6 Him-pu genand/ werden die
Criminal vnnd andere Justitien Sachen
tractiret.

Diese Cantzeleyen haben jhre gewisse
Häupter vnd Assessores, vnd vnter sich in al-
len Städten Amptleute vnd Notarios, welche
alle dinge trewlich müssen expediren helffen.

Neben diesen Cantzeleyen hat der König
einen geheimen Rath von 3. 4. vnd 6 Perso-
nen/ welche täglich in des Königes Pallast auß
vnd eingehen/ bringen die wichtigsten Sachen/
das Reich betreffend/ vor/ deliberiren vnd
beschliessen mit dem Könige nach beliebung.
Die Decreta vnterschreibet der König mit
eigener Hand/ welche hernach zu exequiren
den Cantzeleyen vnd andern Magistrat an-
befohlen werden.

Sonsten sind auch etliche absonderliche
Land Räthe/ deren zweyerley Sorten/ Choli
vnd Tauli, jegliche Sorte hat über 60 Colle-
gen/ sind allzumahl außerlesene Philosophi,
tapffere weise Männer/ welche sich vmb den
König vnd daß gantze Reich wol verdienet
haben. Diese werden in den wichtigsten
Reichshändeln mit zu Rathe gezogen/ vnd ist
vnter andern auch diß jhr Ampt/ das/ wann
etwan von dem Magistrat oder auch vom
Könige selbst/ wieder die leges publicas vnd
statuta wolte gehandelt werden/ Sie als des
Reiches Syndici Erinnerung thun müssen.
Sie sind solcher Authoritet vnd Auffrichtig-
keit/ daß Sie weder Ober-noch vnter-Magi-
strat,
ja den König selbst nicht schonen/ son-
dern vmb des gemeinen besten willen die War-
heitrund herauß sagen/ ob Sie schon dadurch
die gröste Vngnade vnnd Haß der Höchsten
vnd anderer Obrigkeit auff sich laden/ vnd so
sie das vermercken/ scharfen sie die Feder noch
mehr/ vnd lassen nicht ehe ab zu klagen vnd zu
vermahnen/ biß dem gemeinen Vnheil abge-
holffen wird. Solch klagen ist nicht alleine
jtztgedachten Syndicis, sondern auch doch auff
gewisse Maß/ andern Magistratibus, ja auch
wol einer privat Personen vergönnet.

Jhrer viel lassen die Klage/ so dem Kö-
nige übergeben wird/ vnd die Bescheide dar-
auff alsbald drucken: Daher kan man ge-
schwinde im gantzen Lande erfahren/ was zu

Hoffe

[Spaltenumbruch] Nordertheile 100 Meile von der langen Ma-
wer/ ſo Tzina von den Tartern ſcheidet. Die-
ſer hat nicht alleine an ſeinem Hoffe/ ſondern
in allen Provintzien zu vnter-Magiſtrat vnd
Gubernatoren geſetzet/ die Philoſophos ſo
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ratus
oder Licentiatus erlanget. Vnd be-
darff man zu erlangung ſolcher Aempter nicht
etwa ſonderliche Gnade vnd Gunſt des Koͤ-
niges/ oder ander Obrigkeit/ ſondern die Aemp-
ter werden gegeben an denen/ derer geſchick-
ligkeit vnd Tugend durch ſcharffe examina
ſind erforſchet vnd bekand gemacht worden.

Es wird niemand in der Provintz/ in
welcher er geboren/ zum Magiſtrat geſetzt/ da-
mit nicht etwan durch Freundſchafft daß
Recht gebeuget werde; Die Militariſchen
Aempter aber geben ſie den Einheimſchen/
auff das ſie deſto beſſer Luſt habẽ jhr Baterland
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in einem Ampte oder an einem Orte uͤber drey
Jahr/ es geſchehe denn auß ſonderlichen gefal-
len des Koͤniges/ ſondern werden jmmer hoͤ-
her/ oder an andereoͤrter befodert; Jhre leges
Imperij
ſeynd nicht perpetuæ, ſondern wann
eine newe Linie anfaͤhet/ gibt der Koͤnig auch
nach ſeinem gefallen newe Geſetze/ uͤber welche
die Nachkommen derſelben Linie ſteiff vnnd
feſte halten.

Es ſind 6 Cantzeleyen/ in welchen alle
Geſcheffte des gantzen Landes muͤſſen tracti-
tet
werden. Die erſte heiſt Ly-pu, iſt die
Cantzeley der Gelaͤhrten vnd die vornembſte/
in welcher die Magiſtratus erwehlet/ vnd die
Aempter außgetheilet werden.

Die andere Ho-pu, iſt ſo viel als eine
Rentkammer/ in welcher die Zolle vnd Ge-
faͤlle eingenommen/ die Beſoldungen vnd all-
gemeine Vnkoſten des Landes wider außge-
zahlet werden.

Die 3 Ly-pu, Jn dieſer werden die
Geiſtliche Sachen/ was zum Opffern vnd
Goͤtzendienſt gehoͤret. Jtem die examina vnd
promotiones, legationes, vnd Außſchrei-
ben/ Jtem die Poͤſte beſtellet.

Die vierdte Pim-pu, iſt der Soldaten
Cantzeley/ in welcher alles was zum Krieges
vnd Soldaten Weſen gehoͤret/ abgehandelt
wird.

Die fuͤnffte heiſt Cum-pu, welche die
[Spaltenumbruch] Verwaltung der Koͤniglichen vnd des gan-
tzen Landes Gebaͤwe auff ſich hat.

Jn der 6 Him-pu genand/ werden die
Criminal vnnd andere Juſtitien Sachen
tractiret.

Dieſe Cantzeleyen haben jhre gewiſſe
Haͤupter vnd Aſſeſſores, vnd vnter ſich in al-
len Staͤdten Amptleute vnd Notarios, welche
alle dinge trewlich muͤſſen expediren helffen.

Neben dieſen Cantzeleyen hat der Koͤnig
einen geheimen Rath von 3. 4. vnd 6 Perſo-
nen/ welche taͤglich in des Koͤniges Pallaſt auß
vnd eingehen/ bringen die wichtigſten Sachen/
das Reich betreffend/ vor/ deliberiren vnd
beſchlieſſen mit dem Koͤnige nach beliebung.
Die Decreta vnterſchreibet der Koͤnig mit
eigener Hand/ welche hernach zu exequiren
den Cantzeleyen vnd andern Magiſtrat an-
befohlen werden.

Sonſten ſind auch etliche abſonderliche
Land Raͤthe/ deren zweyerley Sorten/ Choli
vnd Tauli, jegliche Sorte hat uͤber 60 Colle-
gen/ ſind allzumahl außerleſene Philoſophi,
tapffere weiſe Maͤnner/ welche ſich vmb den
Koͤnig vnd daß gantze Reich wol verdienet
haben. Dieſe werden in den wichtigſten
Reichshaͤndeln mit zu Rathe gezogen/ vnd iſt
vnter andern auch diß jhr Ampt/ das/ wann
etwan von dem Magiſtrat oder auch vom
Koͤnige ſelbſt/ wieder die leges publicas vnd
ſtatuta wolte gehandelt werden/ Sie als des
Reiches Syndici Erinnerung thun muͤſſen.
Sie ſind ſolcher Authoritet vnd Auffrichtig-
keit/ daß Sie weder Ober-noch vnter-Magi-
ſtrat,
ja den Koͤnig ſelbſt nicht ſchonen/ ſon-
dern vmb des gemeinen beſten willen die War-
heitrund herauß ſagen/ ob Sie ſchon dadurch
die groͤſte Vngnade vnnd Haß der Hoͤchſten
vnd anderer Obrigkeit auff ſich laden/ vnd ſo
ſie das vermercken/ ſcharfen ſie die Feder noch
mehr/ vnd laſſen nicht ehe ab zu klagen vnd zu
vermahnen/ biß dem gemeinen Vnheil abge-
holffen wird. Solch klagen iſt nicht alleine
jtztgedachten Syndicis, ſondern auch doch auff
gewiſſe Maß/ andern Magiſtratibus, ja auch
wol einer privat Perſonen vergoͤnnet.

Jhrer viel laſſen die Klage/ ſo dem Koͤ-
nige uͤbergeben wird/ vnd die Beſcheide dar-
auff alsbald drucken: Daher kan man ge-
ſchwinde im gantzen Lande erfahren/ was zu

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[38.[38]/0626] Nordertheile 100 Meile von der langen Ma- wer/ ſo Tzina von den Tartern ſcheidet. Die- ſer hat nicht alleine an ſeinem Hoffe/ ſondern in allen Provintzien zu vnter-Magiſtrat vnd Gubernatoren geſetzet/ die Philoſophos ſo in facultate Politica den gradum Docto- ratus oder Licentiatus erlanget. Vnd be- darff man zu erlangung ſolcher Aempter nicht etwa ſonderliche Gnade vnd Gunſt des Koͤ- niges/ oder ander Obrigkeit/ ſondern die Aemp- ter werden gegeben an denen/ derer geſchick- ligkeit vnd Tugend durch ſcharffe examina ſind erforſchet vnd bekand gemacht worden. Es wird niemand in der Provintz/ in welcher er geboren/ zum Magiſtrat geſetzt/ da- mit nicht etwan durch Freundſchafft daß Recht gebeuget werde; Die Militariſchen Aempter aber geben ſie den Einheimſchen/ auff das ſie deſto beſſer Luſt habẽ jhr Baterland zu beſchuͤtzen. Es bleibet auch kein Magiſtrat in einem Ampte oder an einem Orte uͤber drey Jahr/ es geſchehe denn auß ſonderlichen gefal- len des Koͤniges/ ſondern werden jmmer hoͤ- her/ oder an andereoͤrter befodert; Jhre leges Imperij ſeynd nicht perpetuæ, ſondern wann eine newe Linie anfaͤhet/ gibt der Koͤnig auch nach ſeinem gefallen newe Geſetze/ uͤber welche die Nachkommen derſelben Linie ſteiff vnnd feſte halten. Es ſind 6 Cantzeleyen/ in welchen alle Geſcheffte des gantzen Landes muͤſſen tracti- tet werden. Die erſte heiſt Ly-pu, iſt die Cantzeley der Gelaͤhrten vnd die vornembſte/ in welcher die Magiſtratus erwehlet/ vnd die Aempter außgetheilet werden. Die andere Ho-pu, iſt ſo viel als eine Rentkammer/ in welcher die Zolle vnd Ge- faͤlle eingenommen/ die Beſoldungen vnd all- gemeine Vnkoſten des Landes wider außge- zahlet werden. Die 3 Ly-pu, Jn dieſer werden die Geiſtliche Sachen/ was zum Opffern vnd Goͤtzendienſt gehoͤret. Jtem die examina vnd promotiones, legationes, vnd Außſchrei- ben/ Jtem die Poͤſte beſtellet. Die vierdte Pim-pu, iſt der Soldaten Cantzeley/ in welcher alles was zum Krieges vnd Soldaten Weſen gehoͤret/ abgehandelt wird. Die fuͤnffte heiſt Cum-pu, welche die Verwaltung der Koͤniglichen vnd des gan- tzen Landes Gebaͤwe auff ſich hat. Jn der 6 Him-pu genand/ werden die Criminal vnnd andere Juſtitien Sachen tractiret. Dieſe Cantzeleyen haben jhre gewiſſe Haͤupter vnd Aſſeſſores, vnd vnter ſich in al- len Staͤdten Amptleute vnd Notarios, welche alle dinge trewlich muͤſſen expediren helffen. Neben dieſen Cantzeleyen hat der Koͤnig einen geheimen Rath von 3. 4. vnd 6 Perſo- nen/ welche taͤglich in des Koͤniges Pallaſt auß vnd eingehen/ bringen die wichtigſten Sachen/ das Reich betreffend/ vor/ deliberiren vnd beſchlieſſen mit dem Koͤnige nach beliebung. Die Decreta vnterſchreibet der Koͤnig mit eigener Hand/ welche hernach zu exequiren den Cantzeleyen vnd andern Magiſtrat an- befohlen werden. Sonſten ſind auch etliche abſonderliche Land Raͤthe/ deren zweyerley Sorten/ Choli vnd Tauli, jegliche Sorte hat uͤber 60 Colle- gen/ ſind allzumahl außerleſene Philoſophi, tapffere weiſe Maͤnner/ welche ſich vmb den Koͤnig vnd daß gantze Reich wol verdienet haben. Dieſe werden in den wichtigſten Reichshaͤndeln mit zu Rathe gezogen/ vnd iſt vnter andern auch diß jhr Ampt/ das/ wann etwan von dem Magiſtrat oder auch vom Koͤnige ſelbſt/ wieder die leges publicas vnd ſtatuta wolte gehandelt werden/ Sie als des Reiches Syndici Erinnerung thun muͤſſen. Sie ſind ſolcher Authoritet vnd Auffrichtig- keit/ daß Sie weder Ober-noch vnter-Magi- ſtrat, ja den Koͤnig ſelbſt nicht ſchonen/ ſon- dern vmb des gemeinen beſten willen die War- heitrund herauß ſagen/ ob Sie ſchon dadurch die groͤſte Vngnade vnnd Haß der Hoͤchſten vnd anderer Obrigkeit auff ſich laden/ vnd ſo ſie das vermercken/ ſcharfen ſie die Feder noch mehr/ vnd laſſen nicht ehe ab zu klagen vnd zu vermahnen/ biß dem gemeinen Vnheil abge- holffen wird. Solch klagen iſt nicht alleine jtztgedachten Syndicis, ſondern auch doch auff gewiſſe Maß/ andern Magiſtratibus, ja auch wol einer privat Perſonen vergoͤnnet. Jhrer viel laſſen die Klage/ ſo dem Koͤ- nige uͤbergeben wird/ vnd die Beſcheide dar- auff alsbald drucken: Daher kan man ge- ſchwinde im gantzen Lande erfahren/ was zu Hoffe

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 38.[38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/626>, abgerufen am 25.11.2024.