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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
Nacht durch 12 Meilen biß Tarsock. Von dar kamen wir den Vierd-Tarsock.
ten/ von vnser Außreise auß Mußcow aber/ den sechsten Tag nemblich
den 31 Decemb. in Nawgart so 110 Deutscher Meilen von MußcowNawgart.
gerechnet wird/ dann der Russen Pferde können zu Winterszeit beyRussische
Pferde seynd
Daurhafft
im Reisen.

einen Futter in continuirlichem Trab 10 oder 12 Meilen lauffen:
Es ist aber fast allenthalben durch gantz Rußland ebene Bahn.

Den 1 Januarij des 1635 Jahres nach gehaltenem Gottesdienste/Anno 1635.
reiseten wir fürder biß Mokriza 36 Werst. Den 2 nach Tswerin
32 Werst.
Den 3 Dito nach Orlin 30 Werste. Den 4 nach Sa-
ritza 41 Werste.
Noch dieselbe Nacht 4 Meilen biß auff Lilienha-
gen/ Frawn Catharinae Stopiae, Johan Müllers Schwedischen ge-
wesenen Agenten in Mußcow Wittwen Gut/ da wir wol tractiretNarva.
wurden. Den 5 Dito biß zur Stadt Narva 7 Meilen.

Den 6 Dito gieng die Bagage wieder vorauß/ die GesandtenZu Reval
wieder an-
kommen.

folgeten mit dem Comitat den andern Tag/ vnd erreichten den dritten
Tag/ als den 10 Januarij wiederumb die Stadt Reval.

Als wir Vns daselbst bey drey Wochen auffgehalten/ vnd ferner
vnsere Reise nach Holstein über die Ost-See/ welche vmb diese Zeit
vnnavigabel, nicht nehmen kunten/ auch nicht rathsamb den gantzen
Winter über in Reval stille zu liegen/ wurde beschlossen/ die Reise über
Land durch Preussen/ Pommern vnd Mecklenburg auffs schleunigsteVon Reval
zu Lande in
Holstein ge-
zogen.

zuverfolgen. Derowegen die meisten Völcker des Comitats in Re-
val
bey Herrn Heinrich Kosen in die Kost verdinget wurden. Die
Gesandten aber zogen mit 10 Personen den 30 Januarij wieder auß
Reval, vnd nahmen den nechsten Weg auff Riga.

Vnsere ersten zwey Nachtlager hielten wir auff dem Gutte Ke-
gel/ woselbst Herr Johan Müller/ Rathsverwandter der Stadt Re-
val,
mein Sel. Schwieger-Vater vns wol tractirte.

Den 2 Januarij kamen wir nach Parnaw/ vnd wurden da auchZu Parnaw
ankommen.

mit Salve schiessen empfangen/ bey welchem Gott ein groß Vnglück
von mir abwendete/ Dann in dem das Stück so über der Pforten/
noch ehe als wir hinein kamen/ gelöset ward/ sich gesencket/ vnd der
Pflock/ so im Mundloche vergessen ward/ nahe über mir gegen die
Vormawer gieng/ flogen die Stücken vmb meinen Schlitten her-
umb/ daß ich durch den Knall über eine halbe Stunde meines Gehö-
res beraubet war.

Parnaw ist eine kleine Stadt an der Ost-See gelegen/ Jhr mei-
stes Gewerb vnd Handel ist mit Korn. Daselbst residirete die Gräff-Die Gräffin
von Thurn
zu Parnaw
residirend.

liche Fraw Wittwe von Thurn: Fraw Magdalena, geborne Gräffin
von Hardeck/ zu derselben schickten die Gesandten mich neben andern
2 Personen/ dero Gräffl: Gn. jhren Gruß vnd willfährige Dienste/
so Sie die etwa in verrichtung einiger Sachen in Deutschland ge-
brauchen konten/ zu vermelden vnd zu offeriren. Daß Jhre Gn. die-
ser Gruß vnd offerten angenehm/ erschiene nicht alleine darauß/ daß

sie
F iij

Reiſe Beſchreibung.
Nacht durch 12 Meilen biß Tarſock. Von dar kamen wir den Vierd-Tarſock.
ten/ von vnſer Außreiſe auß Mußcow aber/ den ſechſten Tag nemblich
den 31 Decemb. in Nawgart ſo 110 Deutſcher Meilen von MußcowNawgart.
gerechnet wird/ dann der Ruſſen Pferde koͤnnen zu Winterszeit beyRuſſiſche
Pferde ſeynd
Daurhafft
im Reiſen.

einen Futter in continuirlichem Trab 10 oder 12 Meilen lauffen:
Es iſt aber faſt allenthalben durch gantz Rußland ebene Bahn.

Den 1 Januarij des 1635 Jahres nach gehaltenem Gottesdienſte/Anno 1635.
reiſeten wir fuͤrder biß Mokriza 36 Werſt. Den 2 nach Tswerin
32 Werſt.
Den 3 Dito nach Orlin 30 Werſte. Den 4 nach Sa-
ritza 41 Werſte.
Noch dieſelbe Nacht 4 Meilen biß auff Lilienha-
gen/ Frawn Catharinæ Stopiæ, Johan Muͤllers Schwediſchen ge-
weſenen Agenten in Mußcow Wittwen Gut/ da wir wol tractiretNarva.
wurden. Den 5 Dito biß zur Stadt Narva 7 Meilen.

Den 6 Dito gieng die Bagage wieder vorauß/ die GeſandtenZu Reval
wieder an-
kommen.

folgeten mit dem Comitat den andern Tag/ vnd erreichten den dritten
Tag/ als den 10 Januarij wiederumb die Stadt Reval.

Als wir Vns daſelbſt bey drey Wochen auffgehalten/ vnd ferner
vnſere Reiſe nach Holſtein uͤber die Oſt-See/ welche vmb dieſe Zeit
vnnavigabel, nicht nehmen kunten/ auch nicht rathſamb den gantzen
Winter uͤber in Reval ſtille zu liegen/ wurde beſchloſſen/ die Reiſe uͤber
Land durch Preuſſen/ Pommern vnd Mecklenburg auffs ſchleunigſteVon Reval
zu Lande in
Holſtein ge-
zogen.

zuverfolgen. Derowegen die meiſten Voͤlcker des Comitats in Re-
val
bey Herꝛn Heinrich Koſen in die Koſt verdinget wurden. Die
Geſandten aber zogen mit 10 Perſonen den 30 Januarij wieder auß
Reval, vnd nahmen den nechſten Weg auff Riga.

Vnſere erſten zwey Nachtlager hielten wir auff dem Gutte Ke-
gel/ woſelbſt Herꝛ Johan Muͤller/ Rathsverwandter der Stadt Re-
val,
mein Sel. Schwieger-Vater vns wol tractirte.

Den 2 Januarij kamen wir nach Parnaw/ vnd wurden da auchZu Parnaw
ankommen.

mit Salve ſchieſſen empfangen/ bey welchem Gott ein groß Vngluͤck
von mir abwendete/ Dann in dem das Stuͤck ſo uͤber der Pforten/
noch ehe als wir hinein kamen/ geloͤſet ward/ ſich geſencket/ vnd der
Pflock/ ſo im Mundloche vergeſſen ward/ nahe uͤber mir gegen die
Vormawer gieng/ flogen die Stuͤcken vmb meinen Schlitten her-
umb/ daß ich durch den Knall uͤber eine halbe Stunde meines Gehoͤ-
res beraubet war.

Parnaw iſt eine kleine Stadt an der Oſt-See gelegen/ Jhr mei-
ſtes Gewerb vnd Handel iſt mit Korn. Daſelbſt reſidirete die Graͤff-Die Graͤffin
von Thurn
zu Parnaw
reſidirend.

liche Fraw Wittwe von Thurn: Fraw Magdalena, geborne Graͤffin
von Hardeck/ zu derſelben ſchickten die Geſandten mich neben andern
2 Perſonen/ dero Graͤffl: Gn. jhren Gruß vnd willfaͤhrige Dienſte/
ſo Sie die etwa in verrichtung einiger Sachen in Deutſchland ge-
brauchen konten/ zu vermelden vnd zu offeriren. Daß Jhre Gn. die-
ſer Gruß vnd offerten angenehm/ erſchiene nicht alleine darauß/ daß

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[45/0077] Reiſe Beſchreibung. Nacht durch 12 Meilen biß Tarſock. Von dar kamen wir den Vierd- ten/ von vnſer Außreiſe auß Mußcow aber/ den ſechſten Tag nemblich den 31 Decemb. in Nawgart ſo 110 Deutſcher Meilen von Mußcow gerechnet wird/ dann der Ruſſen Pferde koͤnnen zu Winterszeit bey einen Futter in continuirlichem Trab 10 oder 12 Meilen lauffen: Es iſt aber faſt allenthalben durch gantz Rußland ebene Bahn. Tarſock. Nawgart. Ruſſiſche Pferde ſeynd Daurhafft im Reiſen. Den 1 Januarij des 1635 Jahres nach gehaltenem Gottesdienſte/ reiſeten wir fuͤrder biß Mokriza 36 Werſt. Den 2 nach Tswerin 32 Werſt. Den 3 Dito nach Orlin 30 Werſte. Den 4 nach Sa- ritza 41 Werſte. Noch dieſelbe Nacht 4 Meilen biß auff Lilienha- gen/ Frawn Catharinæ Stopiæ, Johan Muͤllers Schwediſchen ge- weſenen Agenten in Mußcow Wittwen Gut/ da wir wol tractiret wurden. Den 5 Dito biß zur Stadt Narva 7 Meilen. Anno 1635. Narva. Den 6 Dito gieng die Bagage wieder vorauß/ die Geſandten folgeten mit dem Comitat den andern Tag/ vnd erreichten den dritten Tag/ als den 10 Januarij wiederumb die Stadt Reval. Zu Reval wieder an- kommen. Als wir Vns daſelbſt bey drey Wochen auffgehalten/ vnd ferner vnſere Reiſe nach Holſtein uͤber die Oſt-See/ welche vmb dieſe Zeit vnnavigabel, nicht nehmen kunten/ auch nicht rathſamb den gantzen Winter uͤber in Reval ſtille zu liegen/ wurde beſchloſſen/ die Reiſe uͤber Land durch Preuſſen/ Pommern vnd Mecklenburg auffs ſchleunigſte zuverfolgen. Derowegen die meiſten Voͤlcker des Comitats in Re- val bey Herꝛn Heinrich Koſen in die Koſt verdinget wurden. Die Geſandten aber zogen mit 10 Perſonen den 30 Januarij wieder auß Reval, vnd nahmen den nechſten Weg auff Riga. Von Reval zu Lande in Holſtein ge- zogen. Vnſere erſten zwey Nachtlager hielten wir auff dem Gutte Ke- gel/ woſelbſt Herꝛ Johan Muͤller/ Rathsverwandter der Stadt Re- val, mein Sel. Schwieger-Vater vns wol tractirte. Den 2 Januarij kamen wir nach Parnaw/ vnd wurden da auch mit Salve ſchieſſen empfangen/ bey welchem Gott ein groß Vngluͤck von mir abwendete/ Dann in dem das Stuͤck ſo uͤber der Pforten/ noch ehe als wir hinein kamen/ geloͤſet ward/ ſich geſencket/ vnd der Pflock/ ſo im Mundloche vergeſſen ward/ nahe uͤber mir gegen die Vormawer gieng/ flogen die Stuͤcken vmb meinen Schlitten her- umb/ daß ich durch den Knall uͤber eine halbe Stunde meines Gehoͤ- res beraubet war. Zu Parnaw ankommen. Parnaw iſt eine kleine Stadt an der Oſt-See gelegen/ Jhr mei- ſtes Gewerb vnd Handel iſt mit Korn. Daſelbſt reſidirete die Graͤff- liche Fraw Wittwe von Thurn: Fraw Magdalena, geborne Graͤffin von Hardeck/ zu derſelben ſchickten die Geſandten mich neben andern 2 Perſonen/ dero Graͤffl: Gn. jhren Gruß vnd willfaͤhrige Dienſte/ ſo Sie die etwa in verrichtung einiger Sachen in Deutſchland ge- brauchen konten/ zu vermelden vnd zu offeriren. Daß Jhre Gn. die- ſer Gruß vnd offerten angenehm/ erſchiene nicht alleine darauß/ daß ſie Die Graͤffin von Thurn zu Parnaw reſidirend. F iij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/77>, abgerufen am 26.11.2024.