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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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verß anhebet/ kan man das e sehen lassen oder weg thun. Ste-
hen bleibt es.

wie rufft er vor dem ende
Vns seinen Kindern zue.

Weg gethan aber wird es:

Jhr hölen voller moß/ jhr auffgeritzten stein
Jhr felber/ etc.

Wann auff das e ein Consonans oder mitlautender Buch-
stabe folget/ soll es nicht aussen gelassen werden: ob schon nie-
mandt bißher nicht gewesen ist/ der in diesem nicht verstossen.
Jch kan nicht recht sagen:

Die wäll der starcken Stadt vnnd auch jhr tieffe
Graben;

Weil es die Wälle vnd jhre Graben sein soll. Auch nicht
wie Melißus:

Rot rößlein wolt ich brechen/

für/ Rote rößlein.

Gleichfals nicht:

Nemt an mein schlechte reime/

für: Meine.

Es soll auch das e zueweilen nicht auß der mitten der wörter
gezogen werden; weil durch die zuesammenziehung der sylben
die verse wiederwertig vnd vnangeneme zue lesen sein. Als/
wann ich schriebe:


Mein Lieb/ wann du mich drücktst an deinen liebl-
chen Mundt/

So thets meinm hertzen wol vnd würde frisch vnd
gsundt.

Welchem die reime nicht besser als so von statten gehen/

mag/

verß anhebet/ kan man das e ſehen laſſen oder weg thun. Ste-
hen bleibt es.

wie rufft er vor dem ende
Vns ſeinen Kindern zue.

Weg gethan aber wird es:

Jhr hoͤlen voller moß/ jhr auffgeritzten ſtein
Jhr felber/ ꝛc.

Wann auff das e ein Conſonans oder mitlautender Buch-
ſtabe folget/ ſoll es nicht auſſen gelaſſen werden: ob ſchon nie-
mandt bißher nicht geweſen iſt/ der in dieſem nicht verſtoſſen.
Jch kan nicht recht ſagen:

Die waͤll der ſtarcken Stadt vnnd auch jhr tieffe
Graben;

Weil es die Waͤlle vnd jhre Graben ſein ſoll. Auch nicht
wie Melißus:

Rot roͤßlein wolt ich brechen/

fuͤr/ Rote roͤßlein.

Gleichfals nicht:

Nemt an mein ſchlechte reime/

fuͤr: Meine.

Es ſoll auch das e zueweilen nicht auß der mitten der woͤrter
gezogen werden; weil durch die zueſammenziehung der ſylben
die verſe wiederwertig vnd vnangeneme zue leſen ſein. Als/
wann ich ſchriebe:


Mein Lieb/ wann du mich druͤcktſt an deinen liebl-
chen Mundt/

So thets meinm hertzen wol vnd wuͤrde friſch vnd
gſundt.

Welchem die reime nicht beſſer als ſo von ſtatten gehen/

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[0053] verß anhebet/ kan man das e ſehen laſſen oder weg thun. Ste- hen bleibt es. wie rufft er vor dem ende Vns ſeinen Kindern zue. Weg gethan aber wird es: Jhr hoͤlen voller moß/ jhr auffgeritzten ſtein Jhr felber/ ꝛc. Wann auff das e ein Conſonans oder mitlautender Buch- ſtabe folget/ ſoll es nicht auſſen gelaſſen werden: ob ſchon nie- mandt bißher nicht geweſen iſt/ der in dieſem nicht verſtoſſen. Jch kan nicht recht ſagen: Die waͤll der ſtarcken Stadt vnnd auch jhr tieffe Graben; Weil es die Waͤlle vnd jhre Graben ſein ſoll. Auch nicht wie Melißus: Rot roͤßlein wolt ich brechen/ fuͤr/ Rote roͤßlein. Gleichfals nicht: Nemt an mein ſchlechte reime/ fuͤr: Meine. Es ſoll auch das e zueweilen nicht auß der mitten der woͤrter gezogen werden; weil durch die zueſammenziehung der ſylben die verſe wiederwertig vnd vnangeneme zue leſen ſein. Als/ wann ich ſchriebe: Mein Lieb/ wann du mich druͤcktſt an deinen liebl- chen Mundt/ So thets meinm hertzen wol vnd wuͤrde friſch vnd gſundt. Welchem die reime nicht beſſer als ſo von ſtatten gehen/ mag/

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/53>, abgerufen am 28.11.2024.