Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

Bild:
<< vorherige Seite
Begrünten wüsteney/ wie Deutschland embsig war
Sein mörder selbst zuesein/ da herdt vnd auch altar
Jn asche ward gelegt durch trawriges beginnen
Der blutigen begiehr/ da gantzer völcker sinnen
Vnd tichten ward verkehrt/ da aller laster schar/
Mord/ vnzucht/ schwelgerey vnd triegen gantz vnd
gar

Den platz/ der alten ehr vnd tugendt hiclten innen.
Damit die böse zeitnun würde hingebracht/
Hab' ich sie wollen hier an leichte reine wenden.
Mars thut's der liebe nach das er der threnen lacht:
Mein krieg ist lobens werth/ vnd seiner ist zue
schenden:

Denn meiner wird gestilt durch zweyer leute schlacht/
Den andern können auch viel tausendt noch nicht
enden.

Quatrains oder quatrini, wie auß dem namen zue sehen/
sind wierverßichte getichte oder epigrammata; derer hat der
Herr von Pybrac hundert vnd sechs vnd zwantzig im Frantzö-
sischen geschrieben; von welchen ich nur dieses setzen wil:

En bonne part ce qu' on dit tu dois prendre,
Et l' im parfaict du prochain supporter
C'ouurir sa faute, etne la rapporter:
Prompt a louer, et tardif a reprendre.

Was man dir sagt solt du zum besten wenden/
Vnd wie du kanst des nechsten seine schuldt
Beseite thun/ vnd tragen mit gedult:
Zum loben schnell'/ vnd langsam sein zum schenden.

Hier
H ij
Begruͤnten wuͤſteney/ wie Deutſchland embſig war
Sein moͤrder ſelbſt zueſein/ da herdt vnd auch altar
Jn aſche ward gelegt durch trawriges beginnen
Der blutigen begiehr/ da gantzer voͤlcker ſinnen
Vnd tichten ward verkehrt/ da aller laſter ſchar/
Mord/ vnzucht/ ſchwelgerey vnd triegen gantz vnd
gar

Den platz/ der alten ehr vnd tugendt hiclten innen.
Damit die boͤſe zeitnun wuͤrde hingebracht/
Hab’ ich ſie wollen hier an leichte reine wenden.
Mars thut’s der liebe nach das er der threnen lacht:
Mein krieg iſt lobens werth/ vnd ſeiner iſt zue
ſchenden:

Deñ meiner wiꝛd geſtilt duꝛch zweyer leute ſchlacht/
Den andern koͤnnen auch viel tauſendt noch nicht
enden.

Quatrains oder quatrini, wie auß dem namen zue ſehen/
ſind wierverßichte getichte oder epigrammata; derer hat der
Herr von Pybrac hundert vnd ſechs vnd zwantzig im Frantzoͤ-
ſiſchen geſchrieben; von welchen ich nur dieſes ſetzen wil:

En bonne part ce qu’ on dit tu dois prendre,
Et l’ im parfaict du prochain ſupporter
C’ouurir ſa faute, etne la rapporter:
Prompt à louër, et tardif à reprendre.

Was man dir ſagt ſolt du zum beſten wenden/
Vnd wie du kanſt des nechſten ſeine ſchuldt
Beſeite thun/ vnd tragen mit gedult:
Zum loben ſchnell’/ vnd langſam ſein zum ſchenden.

Hier
H ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0065"/>
          <l> <hi rendition="#fr">Begru&#x0364;nten wu&#x0364;&#x017F;teney/ wie Deut&#x017F;chland emb&#x017F;ig war</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Sein mo&#x0364;rder &#x017F;elb&#x017F;t zue&#x017F;ein/ da herdt vnd auch altar</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Jn a&#x017F;che ward gelegt durch trawriges beginnen</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Der blutigen begiehr/ da gantzer vo&#x0364;lcker &#x017F;innen</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Vnd tichten ward verkehrt/ da aller la&#x017F;ter &#x017F;char/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mord/ vnzucht/ &#x017F;chwelgerey vnd triegen gantz vnd<lb/><hi rendition="#et">gar</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Den platz/ der alten ehr vnd tugendt hiclten innen.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et #fr">Damit die bo&#x0364;&#x017F;e zeitnun wu&#x0364;rde hingebracht/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Hab&#x2019; ich &#x017F;ie wollen hier an leichte reine wenden.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mars thut&#x2019;s der liebe nach das er der threnen lacht:</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Mein krieg i&#x017F;t lobens werth/ vnd &#x017F;einer i&#x017F;t zue<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenden:</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Den&#x0303; meiner wi&#xA75B;d ge&#x017F;tilt du&#xA75B;ch zweyer leute &#x017F;chlacht/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Den andern ko&#x0364;nnen auch viel tau&#x017F;endt noch nicht<lb/><hi rendition="#et">enden.</hi></hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Quatrains</hi> oder <hi rendition="#aq">quatrini,</hi> wie auß dem namen zue &#x017F;ehen/<lb/>
&#x017F;ind wierverßichte getichte oder <hi rendition="#aq">epigrammata;</hi> derer hat der<lb/>
Herr von Pybrac hundert vnd &#x017F;echs vnd zwantzig im Frantzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen ge&#x017F;chrieben; von welchen ich nur die&#x017F;es &#x017F;etzen wil:</p><lb/>
        <cit>
          <quote>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">En bonne part ce qu&#x2019; on dit tu dois prendre,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Et l&#x2019; im parfaict du prochain &#x017F;upporter</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">C&#x2019;ouurir &#x017F;a faute, etne la rapporter:</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Prompt à louër, et tardif à reprendre.</hi> </l>
            </lg>
          </quote>
        </cit><lb/>
        <p>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#fr">Was man dir &#x017F;agt &#x017F;olt du zum be&#x017F;ten wenden/</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Vnd wie du kan&#x017F;t des nech&#x017F;ten &#x017F;eine &#x017F;chuldt</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Be&#x017F;eite thun/ vnd tragen mit gedult:</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Zum loben &#x017F;chnell&#x2019;/ vnd lang&#x017F;am &#x017F;ein zum &#x017F;chenden.</hi> </l>
              </lg>
            </quote>
          </cit>
        </p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">H ij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] Begruͤnten wuͤſteney/ wie Deutſchland embſig war Sein moͤrder ſelbſt zueſein/ da herdt vnd auch altar Jn aſche ward gelegt durch trawriges beginnen Der blutigen begiehr/ da gantzer voͤlcker ſinnen Vnd tichten ward verkehrt/ da aller laſter ſchar/ Mord/ vnzucht/ ſchwelgerey vnd triegen gantz vnd gar Den platz/ der alten ehr vnd tugendt hiclten innen. Damit die boͤſe zeitnun wuͤrde hingebracht/ Hab’ ich ſie wollen hier an leichte reine wenden. Mars thut’s der liebe nach das er der threnen lacht: Mein krieg iſt lobens werth/ vnd ſeiner iſt zue ſchenden: Deñ meiner wiꝛd geſtilt duꝛch zweyer leute ſchlacht/ Den andern koͤnnen auch viel tauſendt noch nicht enden. Quatrains oder quatrini, wie auß dem namen zue ſehen/ ſind wierverßichte getichte oder epigrammata; derer hat der Herr von Pybrac hundert vnd ſechs vnd zwantzig im Frantzoͤ- ſiſchen geſchrieben; von welchen ich nur dieſes ſetzen wil: En bonne part ce qu’ on dit tu dois prendre, Et l’ im parfaict du prochain ſupporter C’ouurir ſa faute, etne la rapporter: Prompt à louër, et tardif à reprendre. Was man dir ſagt ſolt du zum beſten wenden/ Vnd wie du kanſt des nechſten ſeine ſchuldt Beſeite thun/ vnd tragen mit gedult: Zum loben ſchnell’/ vnd langſam ſein zum ſchenden. Hier H ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/65
Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/65>, abgerufen am 18.05.2024.