Fortschreiten ist der Beruf und die Bestimmung der gan- zen Menschheit. So müssen wir Alles aufsuchen, unter uns einführen und uns aneignen, was diesem Zweck dient. Dieser Ruf ergeht an alle Menschen. Jst es aber nicht natürlich, daß wir Männer in der Kraft der Jugend diesem Rufe am Schnellsten und Freudigsten folgen? Wir wollen das Neue aufnehmen, das die neue Zeit uns bietet!"
"Die Kraft des Körpers zu entfalten, weil nur im gesunden Körper eine gesunde Seele wohnen kann -- das ist auch unsere heilige Pflicht. Edle Männer in unserm deutschen Vaterlande erkannten dies schon vor langer Zeit und riefen die Jugend auf zur Uebung der Körperkraft, um damit auch zugleich die der Seele zu großen und edlen Thaten zu üben. Nun gab es Leute in Deutschland, die eben diese schöne Thatenlust der Ju- gend ungern sahen und sie verhinderten lange Zeit, was jene edlern Männer erstrebt hatten. Unsern Tagen aber war es vorbehalten, auch denen, welche die Macht, zu verbieten und zu erlauben haben, zu besserer Einsicht zu verhelfen und -- das Turnen ward nicht nur erlaubt, sondern auch in allen Schulen in den Städten von Staatswegen eingeführt. Und so grüße ich Euch deutsche Turner, Brüder, die Jhr heute zu uns gekommen seid -- Jhr werdet denen unter uns Landleuten, welche noch
Fortſchreiten iſt der Beruf und die Beſtimmung der gan- zen Menſchheit. So muͤſſen wir Alles aufſuchen, unter uns einfuͤhren und uns aneignen, was dieſem Zweck dient. Dieſer Ruf ergeht an alle Menſchen. Jſt es aber nicht natuͤrlich, daß wir Maͤnner in der Kraft der Jugend dieſem Rufe am Schnellſten und Freudigſten folgen? Wir wollen das Neue aufnehmen, das die neue Zeit uns bietet!“
„Die Kraft des Koͤrpers zu entfalten, weil nur im geſunden Koͤrper eine geſunde Seele wohnen kann — das iſt auch unſere heilige Pflicht. Edle Maͤnner in unſerm deutſchen Vaterlande erkannten dies ſchon vor langer Zeit und riefen die Jugend auf zur Uebung der Koͤrperkraft, um damit auch zugleich die der Seele zu großen und edlen Thaten zu uͤben. Nun gab es Leute in Deutſchland, die eben dieſe ſchoͤne Thatenluſt der Ju- gend ungern ſahen und ſie verhinderten lange Zeit, was jene edlern Maͤnner erſtrebt hatten. Unſern Tagen aber war es vorbehalten, auch denen, welche die Macht, zu verbieten und zu erlauben haben, zu beſſerer Einſicht zu verhelfen und — das Turnen ward nicht nur erlaubt, ſondern auch in allen Schulen in den Staͤdten von Staatswegen eingefuͤhrt. Und ſo gruͤße ich Euch deutſche Turner, Bruͤder, die Jhr heute zu uns gekommen ſeid — Jhr werdet denen unter uns Landleuten, welche noch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0216"n="208"/>
Fortſchreiten iſt der Beruf und die Beſtimmung der gan-<lb/>
zen Menſchheit. So muͤſſen wir Alles aufſuchen, unter<lb/>
uns einfuͤhren und uns aneignen, was dieſem Zweck dient.<lb/>
Dieſer Ruf ergeht an alle Menſchen. Jſt es aber nicht<lb/>
natuͤrlich, daß wir Maͤnner in der Kraft der Jugend<lb/>
dieſem Rufe am Schnellſten und Freudigſten folgen? Wir<lb/>
wollen das Neue aufnehmen, das die neue Zeit uns<lb/>
bietet!“</p><lb/><p>„Die Kraft des Koͤrpers zu entfalten, weil nur im<lb/>
geſunden Koͤrper eine geſunde Seele wohnen kann —<lb/>
das iſt auch unſere heilige Pflicht. Edle Maͤnner in<lb/>
unſerm deutſchen Vaterlande erkannten dies ſchon vor<lb/>
langer Zeit und riefen die Jugend auf zur Uebung der<lb/>
Koͤrperkraft, um damit auch zugleich die der Seele zu<lb/>
großen und edlen Thaten zu uͤben. Nun gab es Leute<lb/>
in Deutſchland, die eben dieſe ſchoͤne Thatenluſt der Ju-<lb/>
gend ungern ſahen und ſie verhinderten lange Zeit, was<lb/>
jene edlern Maͤnner erſtrebt hatten. Unſern Tagen aber<lb/>
war es vorbehalten, auch denen, welche die Macht, zu<lb/>
verbieten und zu erlauben haben, zu beſſerer Einſicht zu<lb/>
verhelfen und — das <hirendition="#g">Turnen</hi> ward nicht nur erlaubt,<lb/>ſondern auch in allen Schulen in den Staͤdten von<lb/>
Staatswegen eingefuͤhrt. Und ſo gruͤße ich Euch deutſche<lb/>
Turner, Bruͤder, die Jhr heute zu uns gekommen ſeid<lb/>— Jhr werdet denen unter uns Landleuten, welche noch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[208/0216]
Fortſchreiten iſt der Beruf und die Beſtimmung der gan-
zen Menſchheit. So muͤſſen wir Alles aufſuchen, unter
uns einfuͤhren und uns aneignen, was dieſem Zweck dient.
Dieſer Ruf ergeht an alle Menſchen. Jſt es aber nicht
natuͤrlich, daß wir Maͤnner in der Kraft der Jugend
dieſem Rufe am Schnellſten und Freudigſten folgen? Wir
wollen das Neue aufnehmen, das die neue Zeit uns
bietet!“
„Die Kraft des Koͤrpers zu entfalten, weil nur im
geſunden Koͤrper eine geſunde Seele wohnen kann —
das iſt auch unſere heilige Pflicht. Edle Maͤnner in
unſerm deutſchen Vaterlande erkannten dies ſchon vor
langer Zeit und riefen die Jugend auf zur Uebung der
Koͤrperkraft, um damit auch zugleich die der Seele zu
großen und edlen Thaten zu uͤben. Nun gab es Leute
in Deutſchland, die eben dieſe ſchoͤne Thatenluſt der Ju-
gend ungern ſahen und ſie verhinderten lange Zeit, was
jene edlern Maͤnner erſtrebt hatten. Unſern Tagen aber
war es vorbehalten, auch denen, welche die Macht, zu
verbieten und zu erlauben haben, zu beſſerer Einſicht zu
verhelfen und — das Turnen ward nicht nur erlaubt,
ſondern auch in allen Schulen in den Staͤdten von
Staatswegen eingefuͤhrt. Und ſo gruͤße ich Euch deutſche
Turner, Bruͤder, die Jhr heute zu uns gekommen ſeid
— Jhr werdet denen unter uns Landleuten, welche noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/216>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.