klein kriegen wollen, er war zuletzt schon ganz anders ge- worden und wir hätten ihn allmälig noch mürber ge- macht, nun aber dieser Johannes da ist, denkt der Schul- meister auch ganz anders auftreten zu können und macht nun Alles willig, was der ihm eingiebt."
"Das Schrecklichste bei dem Allen," warf der Förster ein, indem er mit den Füßen hin und herscharrte, "ist: daß Johannes bis zum Spätherbst hier bleiben will -- was er bis dahin noch Alles anstiften wird?"
Der alte Damme legte sich gravitätisch in seinen Stuhl zurück und sagte, indem er sich eine ganz abson- derliche Würde zu geben suchte: "Man muß diesen Alles- Besser-Wissern ernstlichen Widerstand entgegensetzen und ihnen beweisen, daß man auch noch da ist!"
"Ja, wie Jhr es mit den Maien gemacht hattet am Johannistag," sagte ein alter Bauer, "aber das hilft nur nicht viel, statt einer, die Niemand setzen sollte, hattet Jhr eine ganze Reihe gepflanzt. --" Damme trat den Spre- cher unter dem Tisch bedeutungsvoll auf den Fuß und deutete mit einem Augenzwinkern zum Förster hinüber, vor dem er die Geschichte mit den Maien nicht gern be- sprechen hörte; der Alte aber kehrte sich nicht daran und fuhr fort: "Es war in der That ein gescheidter Einfall von Euch, Gevatter -- aber was half's? Jhr waret der Einzige, der's so gehalten hatte -- und was hattet Jhr
klein kriegen wollen, er war zuletzt ſchon ganz anders ge- worden und wir haͤtten ihn allmaͤlig noch muͤrber ge- macht, nun aber dieſer Johannes da iſt, denkt der Schul- meiſter auch ganz anders auftreten zu koͤnnen und macht nun Alles willig, was der ihm eingiebt.“
„Das Schrecklichſte bei dem Allen,“ warf der Foͤrſter ein, indem er mit den Fuͤßen hin und herſcharrte, „iſt: daß Johannes bis zum Spaͤtherbſt hier bleiben will — was er bis dahin noch Alles anſtiften wird?“
Der alte Damme legte ſich gravitaͤtiſch in ſeinen Stuhl zuruͤck und ſagte, indem er ſich eine ganz abſon- derliche Wuͤrde zu geben ſuchte: „Man muß dieſen Alles- Beſſer-Wiſſern ernſtlichen Widerſtand entgegenſetzen und ihnen beweiſen, daß man auch noch da iſt!“
„Ja, wie Jhr es mit den Maien gemacht hattet am Johannistag,“ ſagte ein alter Bauer, „aber das hilft nur nicht viel, ſtatt einer, die Niemand ſetzen ſollte, hattet Jhr eine ganze Reihe gepflanzt. —“ Damme trat den Spre- cher unter dem Tiſch bedeutungsvoll auf den Fuß und deutete mit einem Augenzwinkern zum Foͤrſter hinuͤber, vor dem er die Geſchichte mit den Maien nicht gern be- ſprechen hoͤrte; der Alte aber kehrte ſich nicht daran und fuhr fort: „Es war in der That ein geſcheidter Einfall von Euch, Gevatter — aber was half’s? Jhr waret der Einzige, der’s ſo gehalten hatte — und was hattet Jhr
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klein kriegen wollen, er war zuletzt ſchon ganz anders ge-
worden und wir haͤtten ihn allmaͤlig noch muͤrber ge-
macht, nun aber dieſer Johannes da iſt, denkt der Schul-
meiſter auch ganz anders auftreten zu koͤnnen und macht
nun Alles willig, was der ihm eingiebt.“
„Das Schrecklichſte bei dem Allen,“ warf der Foͤrſter
ein, indem er mit den Fuͤßen hin und herſcharrte, „iſt:
daß Johannes bis zum Spaͤtherbſt hier bleiben will —
was er bis dahin noch Alles anſtiften wird?“
Der alte Damme legte ſich gravitaͤtiſch in ſeinen
Stuhl zuruͤck und ſagte, indem er ſich eine ganz abſon-
derliche Wuͤrde zu geben ſuchte: „Man muß dieſen Alles-
Beſſer-Wiſſern ernſtlichen Widerſtand entgegenſetzen und
ihnen beweiſen, daß man auch noch da iſt!“
„Ja, wie Jhr es mit den Maien gemacht hattet am
Johannistag,“ ſagte ein alter Bauer, „aber das hilft nur
nicht viel, ſtatt einer, die Niemand ſetzen ſollte, hattet Jhr
eine ganze Reihe gepflanzt. —“ Damme trat den Spre-
cher unter dem Tiſch bedeutungsvoll auf den Fuß und
deutete mit einem Augenzwinkern zum Foͤrſter hinuͤber,
vor dem er die Geſchichte mit den Maien nicht gern be-
ſprechen hoͤrte; der Alte aber kehrte ſich nicht daran und
fuhr fort: „Es war in der That ein geſcheidter Einfall
von Euch, Gevatter — aber was half’s? Jhr waret der
Einzige, der’s ſo gehalten hatte — und was hattet Jhr
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/228>, abgerufen am 23.11.2024.
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