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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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"Ja lieber Johannes," fiel ihm der Pfarrer in's
Wort, "darüber brauchst Du Dich nicht zu ereifern, die
Gabe, Dich dem Volke verständlich zu machen, mit dem
Bauer, auch mit dem unwissendsten zu reden wie mit Dei-
nesgleichen, wie er's gern hört und versteht, hast Du. Wär'
es anders, so könnte man Dich in Gottes Namen thun
und reden lassen was Du wolltest; dann blieb es wir-
kungslos und Du wärest weder geliebt noch gehaßt, weder
gefährlich noch gefährdet!"

"Aber was hab' ich nur auf einmal Gräßliches oder
Gefährliches gesagt und gethan?" fuhr Johannes etwas
ungeduldig auf, "wenn ich nur das erst wüßte!"

"Die Liedertafel hab' ich selbst begünstigt," sagte der
Pfarrer, "ja ich weiß es Dir noch Dank, daß Du dies
zu Stande gebracht hast, denn der Gesang veredelt die
Menschen, er hat auch schon ganz unvermerkt die Bur-
schen unsres Dorf's veredelt und aus manchem wüsten
Gesellen ist seitdem ein Mensch geworden, der für hö-
here Freuden als Trunk und Spiel Sinn hat. Das
Turnen selber möchte auch noch sein -- aber daß Ver-
bindungen mit den Städtern angeknüpft werden, will mir
nicht recht zu Sinn und in dieser größern Oeffentlichkeit,
diesen weitern Verzweigungen liegt eben das Gefährliche.
Jch weiß auch, Du läßt Dich dann leicht hinreißen
trotz aller Erfahrungen, die Du schon magst gemacht

„Ja lieber Johannes,“ fiel ihm der Pfarrer in’s
Wort, „daruͤber brauchſt Du Dich nicht zu ereifern, die
Gabe, Dich dem Volke verſtaͤndlich zu machen, mit dem
Bauer, auch mit dem unwiſſendſten zu reden wie mit Dei-
nesgleichen, wie er’s gern hoͤrt und verſteht, haſt Du. Waͤr’
es anders, ſo koͤnnte man Dich in Gottes Namen thun
und reden laſſen was Du wollteſt; dann blieb es wir-
kungslos und Du waͤreſt weder geliebt noch gehaßt, weder
gefaͤhrlich noch gefaͤhrdet!“

„Aber was hab’ ich nur auf einmal Graͤßliches oder
Gefaͤhrliches geſagt und gethan?“ fuhr Johannes etwas
ungeduldig auf, „wenn ich nur das erſt wuͤßte!“

„Die Liedertafel hab’ ich ſelbſt beguͤnſtigt,“ ſagte der
Pfarrer, „ja ich weiß es Dir noch Dank, daß Du dies
zu Stande gebracht haſt, denn der Geſang veredelt die
Menſchen, er hat auch ſchon ganz unvermerkt die Bur-
ſchen unſres Dorf’s veredelt und aus manchem wuͤſten
Geſellen iſt ſeitdem ein Menſch geworden, der fuͤr hoͤ-
here Freuden als Trunk und Spiel Sinn hat. Das
Turnen ſelber moͤchte auch noch ſein — aber daß Ver-
bindungen mit den Staͤdtern angeknuͤpft werden, will mir
nicht recht zu Sinn und in dieſer groͤßern Oeffentlichkeit,
dieſen weitern Verzweigungen liegt eben das Gefaͤhrliche.
Jch weiß auch, Du laͤßt Dich dann leicht hinreißen
trotz aller Erfahrungen, die Du ſchon magſt gemacht

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[236/0244] „Ja lieber Johannes,“ fiel ihm der Pfarrer in’s Wort, „daruͤber brauchſt Du Dich nicht zu ereifern, die Gabe, Dich dem Volke verſtaͤndlich zu machen, mit dem Bauer, auch mit dem unwiſſendſten zu reden wie mit Dei- nesgleichen, wie er’s gern hoͤrt und verſteht, haſt Du. Waͤr’ es anders, ſo koͤnnte man Dich in Gottes Namen thun und reden laſſen was Du wollteſt; dann blieb es wir- kungslos und Du waͤreſt weder geliebt noch gehaßt, weder gefaͤhrlich noch gefaͤhrdet!“ „Aber was hab’ ich nur auf einmal Graͤßliches oder Gefaͤhrliches geſagt und gethan?“ fuhr Johannes etwas ungeduldig auf, „wenn ich nur das erſt wuͤßte!“ „Die Liedertafel hab’ ich ſelbſt beguͤnſtigt,“ ſagte der Pfarrer, „ja ich weiß es Dir noch Dank, daß Du dies zu Stande gebracht haſt, denn der Geſang veredelt die Menſchen, er hat auch ſchon ganz unvermerkt die Bur- ſchen unſres Dorf’s veredelt und aus manchem wuͤſten Geſellen iſt ſeitdem ein Menſch geworden, der fuͤr hoͤ- here Freuden als Trunk und Spiel Sinn hat. Das Turnen ſelber moͤchte auch noch ſein — aber daß Ver- bindungen mit den Staͤdtern angeknuͤpft werden, will mir nicht recht zu Sinn und in dieſer groͤßern Oeffentlichkeit, dieſen weitern Verzweigungen liegt eben das Gefaͤhrliche. Jch weiß auch, Du laͤßt Dich dann leicht hinreißen trotz aller Erfahrungen, die Du ſchon magſt gemacht

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/244>, abgerufen am 23.11.2024.