aber als jetzt die Burschen alle geschmückt grüßend von dannen gingen, sah er traurig auf seine schöne grüne Sammtweste nieder, an der keine Blume prangte. Laura sah diesen Blick und that einige Schritte in den Garten rückwärts.
"Auf Wiedersehen, Jungfer Laura!" rief er ihr nach, denn er war jetzt der Letzte, welcher ging.
"Wartet doch nur einen Augenblick!" bat sie "wir werden Sie doch nicht ohne Blume gehen lassen?" Jetzt kam sie an das Geländer vor und reichte ihm über das- selbe hinweg ein wunderherrliches Pfingströschen, das eben erst aufgeblüht war. Sie hatte es im Garten be- merkt und nun frisch gepflückt, der Thautropfen, der beim Sonnenaufgang in seinen Kelch gefallen war, glühte noch darin.
"Friedrich nahm das Röschen und er wußte gar nicht, wie ihm zu Muthe war, als dabei Laura's Finger zufällig seine Hand berührten, es zuckte dabei wunder- sam rasch durch seinen ganzen Körper. "Ei, ich danke schön!" sagte er innig bewegt und sprang dann rasch den andern Burschen nach, nicht als habe er ein Ge- schenk erhalten, sondern als habe er einen Raub be- gangen. Das Röschen aber zärtlich anzublicken, konnte er gar nicht müde werden.
Eh' sie noch das Erstemal in die Kirche läuten hörten, hatten die Mädchen ihr Geschäft beendigt und trennten
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aber als jetzt die Burſchen alle geſchmuͤckt gruͤßend von dannen gingen, ſah er traurig auf ſeine ſchoͤne gruͤne Sammtweſte nieder, an der keine Blume prangte. Laura ſah dieſen Blick und that einige Schritte in den Garten ruͤckwaͤrts.
„Auf Wiederſehen, Jungfer Laura!“ rief er ihr nach, denn er war jetzt der Letzte, welcher ging.
„Wartet doch nur einen Augenblick!“ bat ſie „wir werden Sie doch nicht ohne Blume gehen laſſen?“ Jetzt kam ſie an das Gelaͤnder vor und reichte ihm uͤber das- ſelbe hinweg ein wunderherrliches Pfingſtroͤschen, das eben erſt aufgebluͤht war. Sie hatte es im Garten be- merkt und nun friſch gepfluͤckt, der Thautropfen, der beim Sonnenaufgang in ſeinen Kelch gefallen war, gluͤhte noch darin.
„Friedrich nahm das Roͤschen und er wußte gar nicht, wie ihm zu Muthe war, als dabei Laura’s Finger zufaͤllig ſeine Hand beruͤhrten, es zuckte dabei wunder- ſam raſch durch ſeinen ganzen Koͤrper. „Ei, ich danke ſchoͤn!“ ſagte er innig bewegt und ſprang dann raſch den andern Burſchen nach, nicht als habe er ein Ge- ſchenk erhalten, ſondern als habe er einen Raub be- gangen. Das Roͤschen aber zaͤrtlich anzublicken, konnte er gar nicht muͤde werden.
Eh’ ſie noch das Erſtemal in die Kirche laͤuten hoͤrten, hatten die Maͤdchen ihr Geſchaͤft beendigt und trennten
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aber als jetzt die Burſchen alle geſchmuͤckt gruͤßend von
dannen gingen, ſah er traurig auf ſeine ſchoͤne gruͤne
Sammtweſte nieder, an der keine Blume prangte. Laura ſah
dieſen Blick und that einige Schritte in den Garten ruͤckwaͤrts.
„Auf Wiederſehen, Jungfer Laura!“ rief er ihr
nach, denn er war jetzt der Letzte, welcher ging.
„Wartet doch nur einen Augenblick!“ bat ſie „wir
werden Sie doch nicht ohne Blume gehen laſſen?“ Jetzt
kam ſie an das Gelaͤnder vor und reichte ihm uͤber das-
ſelbe hinweg ein wunderherrliches Pfingſtroͤschen, das
eben erſt aufgebluͤht war. Sie hatte es im Garten be-
merkt und nun friſch gepfluͤckt, der Thautropfen, der
beim Sonnenaufgang in ſeinen Kelch gefallen war,
gluͤhte noch darin.
„Friedrich nahm das Roͤschen und er wußte gar nicht,
wie ihm zu Muthe war, als dabei Laura’s Finger
zufaͤllig ſeine Hand beruͤhrten, es zuckte dabei wunder-
ſam raſch durch ſeinen ganzen Koͤrper. „Ei, ich danke
ſchoͤn!“ ſagte er innig bewegt und ſprang dann raſch
den andern Burſchen nach, nicht als habe er ein Ge-
ſchenk erhalten, ſondern als habe er einen Raub be-
gangen. Das Roͤschen aber zaͤrtlich anzublicken, konnte
er gar nicht muͤde werden.
Eh’ ſie noch das Erſtemal in die Kirche laͤuten hoͤrten,
hatten die Maͤdchen ihr Geſchaͤft beendigt und trennten
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/27>, abgerufen am 04.05.2024.
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